Cochrane Kompakt

Ist die manuelle Drehung des kindlichen Kopfes hilfreich, um eine operative Entbindung bei Frauen zu verhindern, deren Baby während der Wehen in die falsche Richtung zeigt?

3 days 9 hours ago
Kernaussagen
  • Derzeit ist unklar, ob das Drehen des Kopfes des Babys mit der Hand, so dass er richtig positioniert ist, die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts, einer Saugglocken- oder Zangengeburt verringert. Die übliche Position des Kopfes des Babys während der Geburt ist mit dem Gesicht zum Rücken der Mutter gerichtet. Eine manuelle Kopfrotation (Drehen des kindlichen Kopfes mit der Hand) kann beispielsweise zum Einsatz kommen, wenn eine Frau in den Wehen liegt und der Gebärmutterhals vollständig geöffnet ist, der Kopf des Babys stattdessen aber zur Vorderseite oder zur Seite der Mutter zeigt.

  • Um besser zu verstehen, ob die manuelle Rotation wirksam und sicher ist, sind weitere gut konzipierte Studien erforderlich.

Was ist die manuelle Kopfrotation?

Bei der manuellen Rotation dreht ein Arzt, eine Ärztin oder ein/e Hebamme den Kopf des Babys während der Wehen mit der Hand oder den Fingern sanft in die übliche Position (zum Rücken der Mutter hin), in der Regel sobald der Muttermund vollständig geöffnet ist.

Warum ist das wichtig für Frauen, deren Babys während der Wehen in die falsche Richtung schauen?

Wenn sich der Kopf des Babys während der Wehen nicht in der idealen Position befindet - also zur Vorderseite der Mutter oder zur Seite, statt wie üblich zum Rücken der Mutter - kann dies zu Komplikationen führen. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko, dass die Wehen zu langsam fortschreiten, dass Komplikationen wie mütterliche Blutungen auftreten, dass der Beckenboden schwer verletzt wird und dass eine Saugglocke, eine Zange oder ein Kaiserschnitt erforderlich wird. Das Drehen des Kopfes des Babys in die übliche Position könnte helfen, diese operativen Eingriffe zu vermeiden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die manuelle Rotation operative Geburten (Saugglocken-, Zangen- oder Kaiserschnittgeburten) bei Frauen, deren Babys während der Wehen in der falschen Position liegen, besser verhindern kann als keine Maßnahme oder die Standardversorgung.

Wir interessierten uns auch für die Wirkungen der manuellen Rotation auf andere Endpunkte, darunter: maternale Todesfälle (Müttersterblichkeit), perinatale Todesfälle (Tod des Fötus oder Neugeborenen), schwere Dammrisse während der Geburt (dritten oder vierten Grades) und schwere Blutungen nach der Geburt (Blutverlust von 500 ml oder mehr).

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen untersucht wurde, ob die manuelle Rotation im Vergleich zu einer Scheinbehandlung oder der üblichen Versorgung Vorteile oder Nachteile für die Frauen und ihre Babys mit sich bringt. Wir haben die Ergebnisse der Studien verglichen, zusammengefasst und unser Vertrauen in die Evidenz basierend auf Faktoren wie den Methoden und der Studiengröße bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden sechs Studien, an denen 1002 schwangere Frauen und ihre Babys teilnahmen. Die Studien wurden alle in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt. Die Frauen hatten alle eine termingerechte Schwangerschaft (Entbindung nach mindestens 37 Wochen), der Muttermund war vollständig geöffnet, und die meisten hatten eine PDA (Schmerzlinderung durch eine Spritze im Rücken) erhalten.

Hauptergebnisse

Verglichen mit dem Verzicht auf eine manuelle Rotation führt die manuelle Rotation möglicherweise zu einem geringen oder gar keinem Unterschied in der Gesamtrate der operativen Entbindung. In keiner der beiden Gruppen traten maternale oder perinatale Todesfälle auf.

Die manuelle Rotation verringert die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts oder einer instrumentellen Geburt (Zange oder Saugglocke) möglicherweise nicht. Auch bei der Zahl der Frauen, bei denen es zu Komplikationen wie Dammrissen dritten oder vierten Grades oder zu schweren Blutungen nach der Geburt kommt, gibt es möglicherweise kaum bis gar keine Unterschiede.

Eine weitere Studie (mit 46 Frauen) ist noch im Gange. Um relevante Unterschiede festzustellen zu können, sind jedoch wesentlich größere Studien erforderlich. Auch sind weitere Studien in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind erforderlich.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir haben nur begrenztes Vertrauen in die Evidenz, vor allem aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Studiendesigns. Insbesondere wussten die Frauen in drei der sechs Studien, welche Behandlung sie erhielten. Außerdem war die Gesamtzahl der in die Studien einbezogenen Frauen gering.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2024.

Phipps H, Osborn DA, Zhang R, Cooper C, Hyett JA, de Vries BS

Welche Vorteile und Risiken haben blutdrucksenkende Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck bei Menschen ab 60 Jahren?

4 days 9 hours ago
Kernaussagen

- Blutdrucksenkende Medikamente senken das Sterberisiko und reduzieren wahrscheinlich Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Menschen ab 60 Jahren mit Hypertonie (Bluthochdruck)

- Teilnehmende, die blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, brechen Studien möglicherweise häufiger ab als jene, die ein Placebo oder keine Behandlung erhalten.

Was versteht man unter Bluthochdruck?

Hypertonie ist der Fachbegriff für Bluthochdruck. Bei Menschen über 60 Jahren kommt Bluthochdruck häufig vor. Bluthochdruck erhöht das Risiko von Herz- und Blutgefäßerkrankungen.

Wie wird Bluthochdruck behandelt?

Bluthochdruck wird in der Regel mit verschiedenen blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, welche Vorteile und Risiken die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten bei Erwachsenen ab 60 Jahren mit Bluthochdruck hat. Dies ist die dritte Aktualisierung dieses Reviews, der erstmals 1998 veröffentlicht und in der Folge bereits 2009 und 2019 aktualisiert wurde.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen die Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten mit Placebo (Scheinbehandlung) oder keiner Behandlung bei Erwachsenen ab 60 Jahren mit Bluthochdruck verglichen wurde. Wir fassten die Studienergebnisse zusammen, verglichen sie und bewerteten das Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienqualität und Stichprobengröße.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 16 Studien mit insgesamt 26.795 Erwachsenen ab 60 Jahren mit Bluthochdruck, in denen blutdrucksenkende Medikamente mit Placebo oder keiner Behandlung über einen Zeitraum von durchschnittlich 3,8 Jahren verglichen wurden. Wir haben für diese Aktualisierung keine neuen Studien gefunden. Blutdrucksenkende Medikamente bei Menschen mit Bluthochdruck ab 60 Jahren verringern das Sterberisiko und reduzieren wahrscheinlich Schlaganfälle und Herzinfarkte. Der Nutzen war ähnlich, egal ob beide Blutdruckwerte erhöht waren oder nur der obere (systolische) Wert. In den meisten Studien wurde als erste Behandlung ein Thiazid eingesetzt. In der Gruppe, die blutdrucksenkende Medikamente erhielt, traten möglicherweise häufiger Studienabbrüche aufgrund unerwünschter Wirkungen auf.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir sind uns sicher, dass blutdrucksenkende Medikamente das Sterberisiko senken. Zudem besteht moderates Vertrauen, dass sie das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle verringern. In den Fällen, in denen das Vertrauen geringer war, lag das u. a. daran, dass einige Studien nicht alle erhobenen Daten berichteten oder Ergebnisse selektiv darstellten.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2024. Da es unwahrscheinlich ist, dass neue Studien zu dieser Forschungsfrage durchgeführt werden, wird dieser Review künftig nicht mehr aktualisiert.

Musini VM, Tejani AM, Bassett K, Puil L, Thompson W, Wright JM

Arbeitspausen als Maßnahme zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Beschwerden bei gesunden Beschäftigten

6 days 10 hours ago
Kernaussagen
  • Es liegt nicht genügend hochwertige Evidenz vor, um verlässliche Schlussfolgerungen zum möglichen Nutzen und Schaden verschiedener Maßnahmen zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen (Knochen-, Gelenk-, Muskel- und Bindegewebserkrankungen) bei gesunden Beschäftigten zu ziehen.

  • Eine Studie hat gezeigt, dass zusätzliche Arbeitspausen möglicherweise die Intensität von muskuloskelettalen Rückenschmerzen bei Büroangestellten im Vergleich zu keinen zusätzlichen Arbeitspausen verringern, aber die Evidenz ist sehr unsicher.

  • Größere Studien sind notwendig, um besser beurteilen zu können, welchen Nutzen und welche möglichen Risiken unterschiedliche Pausenmaßnahmen für die Vorbeugung von Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen haben. Künftige Studien sollten auch Personen berücksichtigen, die nicht in einem Büro arbeiten.

Was sind Muskel- und Skeletterkrankungen, die durch die Arbeitsbedingungen verursacht oder verstärkt werden?

Arbeitsbedingte Muskel- und Skeletterkrankungen können die Knochen, Gelenke, Muskeln und das Bindegewebe betreffen. Sie sind ein großes Problem für Beschäftigte, Arbeitgeber und die Gesellschaft als Ganzes. Viele Beschäftigte sind von arbeitsbedingten Muskel- und Skeletterkrankungen betroffen. Zwischen 2021 und 2022 machten Muskel-Skelett-Erkrankungen beispielsweise im Vereinigten Königreich schätzungsweise 27 % aller arbeitsbedingten Erkrankungen aus und führten zu rund 6,6 Millionen verlorenen Arbeitstagen.

Wie können Arbeitspausen zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen eingesetzt werden?

Langes Sitzen oder Stehen ohne Haltungswechsel erhöht das Risiko, arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen zu entwickeln. Durch variierende Pausenpläne lassen sich längere Phasen monotoner oder repetitiver Tätigkeiten, die mit statischen oder ungünstigen Körperhaltungen verbunden sind, wirksam unterbrechen oder verkürzen. Auch die Dauer einer Arbeitspause und die Frage, ob sie aktiv (z. B. mit einer bestimmten geistigen oder körperlichen Aktivität) oder passiv ist, können wichtige Faktoren sein. Es wurden mehrere Studien durchgeführt, um zu untersuchen, ob eine Änderung des Pausenplans, der Pausenlänge oder des Pauseninhalts dazu beitragen kann, das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verringern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob sich variierende Häufigkeit, Dauer und Gestaltung von Arbeitspausen im Vergleich zu üblichen Pausenplänen vorbeugend auf arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen bei gesunden Beschäftigten auswirken. Die Beschäftigten galten als gesund, wenn sie zum Zeitpunkt der Teilnahme an der Studie frei von Beschwerden des Bewegungsapparats waren.

Wie gingen wir vor?

Wir haben medizinische Datenbanken bis einschließlich 31. Mai 2024 nach Studien durchsucht, in denen Teilnehmende nach dem Zufallsprinzip verschiedenen Gruppen zugeteilt wurden, um Maßnahmen zur Verhinderung arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen durch Arbeitspausen zu untersuchen. Zur Beurteilung der Verlässlichkeit der Evidenz haben wir ein als GRADE bekanntes System verwendet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden neun Studien, an denen insgesamt 626 Beschäftigte beteiligt waren, von denen fast alle (98 %) Büroangestellte waren. Die meisten waren weiblich (mindestens 75 %). Die Dauer der Interventionen lag zwischen einem Tag und sechs Monaten.

Wirkung unterschiedlicher Pausenintervalle

Sieben der neun Studien untersuchten unterschiedliche Pausenhäufigkeiten. Zusätzliche Arbeitspausen haben möglicherweise im Vergleich zu keinen zusätzlichen Pausen nur einen geringen oder keinen Einfluss auf das erstmalige Auftreten von Muskel-Skelett-Schmerzen oder die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher. Zusätzliche Arbeitspausen verringern jedoch möglicherweise die Intensität von muskuloskelettalen Rückenschmerzen im Vergleich zu keinen zusätzlichen Arbeitspausen. Allerdings ist auch hierfür die Evidenz sehr unsicher.

Ob zusätzliche Arbeitspausen häufiger oder seltener gewährt werden, hat möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher.

Auswirkungen unterschiedlicher Gestaltung von Arbeitspausen

Drei der neun Studien untersuchten verschiedene Arten von Arbeitspausen. Aktive Pausen (z. B. leichte körperliche Aktivitäten wie Dehnübungen) oder kognitive Pausen (z. B. mentale Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen) haben möglicherweise im Vergleich zu passiven Pausen nur einen geringen oder keinen Einfluss auf die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher. Ebenso haben aktive Arbeitspausen im Vergleich zu kognitiven Arbeitspausen möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Intensität der allgemeinen muskuloskelettalen Ermüdung. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr gering. Dafür gab es drei Hauptgründe: Die Studien hatten kleine Stichproben, setzten unterschiedliche Methoden zur Vermittlung der Pauseninhalte ein und basierten in ihren wichtigsten Ergebnissen auf Selbstberichten der Teilnehmenden. Es besteht somit ein Bedarf an hochwertigen Studien mit größeren Stichproben, um die Effekte unterschiedlicher Pausenmaßnahmen am Arbeitsplatz zuverlässig einschätzen zu können. Solche Studien könnten klarere Erkenntnisse über den potenziellen Nutzen einer Änderung des Pausenplans, der Pausendauer oder des Pauseninhalts bei Tätigkeiten mit repetitiven Bewegungen sowie über mögliche Schäden durch diese Maßnahmen liefern. Die Studien, die wir gefunden haben, konzentrierten sich auf Büroangestellte. In künftigen Studien sollten die Maßnahmen zur Gestaltung von Arbeitspausen auch Personen berücksichtigen, die in anderen Tätigkeitsbereichen beschäftigt sind. Zukünftige Studien könnten außerdem prüfen, ob sich durch die Kombination von Arbeitspausen mit anderen Ansätzen – wie ergonomischen Schulungen, bei denen Arbeitsumgebung und Aufgaben an die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten angepasst werden, oder durch gezielte Beratung – das Risiko arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen verringern lässt.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review stellt eine Aktualisierung unserer 2019 erschienenen Version dar. Die Evidenz ist auf dem Stand vom Mai 2024.

Luger T, Ferenchak SA, Rieger MA, Steinhilber B

Synthetische Gestagene bei Schmerzsymptomen im Zusammenhang mit Endometriose

6 days 10 hours ago
Kernaussagen

- Synthetisch hergestellte Gestagene (Sexualhormone), die oral eingenommen werden, reduzieren die mit Endometriose verbundenen Schmerzsymptome wahrscheinlich besser als ein Placebo (Scheinbehandlung). Wie stark diese sogenannten Progestagene die Schmerzsymptome reduzieren, hängt von der Art der Schmerzen und der Dauer der Behandlung ab. Vergleiche von oralen Progestagenen mit anderen hormonellen Behandlungsstrategien zeigen keine schlüssigen Ergebnisse für allgemeine Schmerzen, Beckenschmerzen, schmerzhafte Regelblutungen und schmerzhaften Sex.

- Vergleiche von Depot-Progestagenen (langwirksame Progestagene, die gespritzt werden) mit oralen Kontrazeptiva (Verhütungsmitteln), Gonadotropin-Releasing-Hormon-(GnRH)-Agonisten und -Antagonisten (die den Östrogen- und Progesteronspiegel senken), dem Levonorgestrel-freisetzenden Intrauterinpessar (einer kleinen Spirale, die in die Gebärmutter eingesetzt wird und dort fortlaufend das Hormon Levonorgestrel abgibt) und dem Etonogestrel-Implantat (ein kleines Plastikstäbchen, das unter die Haut des Arms eingesetzt wird) zeigen keine schlüssigen Ergebnisse für allgemeine Schmerzen, Beckenschmerzen, schmerzhafte Regelblutungen und schmerzhaften Sex. Depot-Progestagene haben im Vergleich zu GnRH-Agonisten wahrscheinlich weniger unerwünschte Wirkungen. Es gab keine eindeutigen Unterschiede bei den unerwünschten Wirkungen, wenn Depot-Progestagene mit anderen Behandlungen verglichen wurden.

- Trotz der bestehenden Einschränkungen verdeutlicht dieser Review den Bedarf an weiterführender Forschung zur Behandlung der Endometriose.

Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst. Sie betrifft 5% bis 10% der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter sowie eine unbekannte Zahl geschlechtsdiverser Personen. Endometriose verursacht häufig Schmerzen, insbesondere während der Periode. Hormonelle Pillen, Injektionen oder Implantate - sogenannte Progestagene - werden als Behandlungsmöglichkeiten untersucht. Sie könnten Endometrioseherde schrumpfen lassen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, wie gut Progestagene bei Endometriose wirken. Wir interessierten uns insbesondere für die Wirkungen von Progestagenen auf Schmerzen, Lebensqualität und Zufriedenheit der Betroffenen. Wir wollten auch wissen, ob Progestagene unerwünschte Wirkungen haben.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Progestagene im Vergleich zu Placebo (Scheinbehandlung) oder anderen Arzneimitteln bei Personen mit symptomatischer Endometriose untersucht wurden. Die Auswahl und Analyse der Studien erfolgte durch mehrere Autor*innen unter Einsatz verschiedener Instrumente.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 33 Studien gefunden, an denen 5059 Personen mit Endometriose teilgenommen haben.

Die Aussagekraft der folgenden Ergebnisse ist durch die geringe Anzahl an Studien pro Vergleich und Endpunkt eingeschränkt.

- Im Vergleich zu Placebo verringern orale Progestagene wahrscheinlich die Gesamtschmerzen nach sechs Monaten und die Regelschmerzen nach drei Monaten.
- Im Vergleich zu oralen Kontrazeptiva und GnRH-Agonisten haben orale Progestagene keine eindeutige Wirkung auf Schmerzen, Lebensqualität und unerwünschte Wirkungen.
- Im Vergleich zu GnRH-Agonisten verringern Depot-Progestagene zwar die Regelschmerzen, zeigen jedoch innerhalb von sechs Monaten möglicherweise keine oder nur eine geringe Wirkung auf Beckenschmerzen. Das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen auftreten, ist bei Depot-Progestagenen wahrscheinlich geringer als bei GnRH-Agonisten.
- Im Vergleich zu GnRH-Antagonisten haben Depot-Progestagene möglicherweise nur eine geringe oder gar keine Wirkung auf die Schmerzlinderung oder das Risiko, unerwünschte Wirkungen zu erfahren. Allerdings scheiden Personen, die Depot-Progestagene erhalten, wahrscheinlich häufiger aufgrund unerwünschter Wirkungen vorzeitig aus den Studien aus.
- Wir wissen nicht, wie sich Depot-Progestagene im Vergleich zum Etonogestrel-Implantat auf Schmerzen, Zufriedenheit der Betroffenen und unerwünschte Wirkungen auswirken.

Die Ergebnisse deuten auf eine unterschiedliche Wirksamkeit verschiedener Progestagene bei Endometriose-Symptomen hin, was den Bedarf an weiteren Forschungen unterstreicht.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Für jeden Vergleich gab es nur wenige Studien. Viele der Studien hatten nur wenige Teilnehmende. Um beurteilen zu können, ob diese Ergebnisse verlässlich sind, braucht es Studien mit mehr Teilnehmenden.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 29. Oktober 2024.

Chen I, Kives S, Zakhari A, Nguyen DB, Goldberg HR, Choudhry AJ, Le A-L, Kowalczewski E, Schroll JBennekou

Helfen nichtmedikamentöse Behandlungen Erwachsenen mit Epilepsie?

1 week 3 days ago
Kernaussagen

- Psychologisch-verhaltensorientierte Behandlungen verringern die Anfallshäufigkeit wahrscheinlich ein wenig, aber ob sie die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, ist unklar.
- Behandlungen, die Körper und Geist einbeziehen, wie Yoga, verringern die Anfallshäufigkeit möglicherweise geringfügig, haben aber möglicherweise nur wenig oder gar keinen Einfluss auf die Lebensqualität.
- Die Behandlungsergebnisse waren in den verschiedenen Studien im Allgemeinen uneinheitlich und die Evidenz war unterschiedlich zuverlässig.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine häufige neurologische Erkrankung, bei der es aufgrund von Fehlfunktionen im Gehirn zu Anfällen kommt. Bei einem Anfall arbeiten die elektrischen Signale im Gehirn plötzlich nicht mehr richtig oder sind übermäßig aktiv.

Welche Rolle spielen nichtmedikamentöse Behandlungen bei Epilepsie?

Die meisten Menschen mit Epilepsie nehmen täglich Medikamente gegen Krampfanfälle ein, um die Anfälle zu kontrollieren. Etwa ein Drittel der Menschen mit Epilepsie spricht nicht ausreichend auf Medikamente an – die Anfälle treten weiterhin auf. Ergänzende, nichtmedikamentöse Behandlungen könnten Menschen mit Epilepsie dabei unterstützen, die psychischen, emotionalen und lebensstilbezogenen Auswirkungen der Erkrankung besser zu bewältigen. Wir haben diese Behandlungen in sechs große Kategorien eingeteilt, je nachdem, wie die einzelnen Behandlungen wirken sollen:

- Psychologisch-verhaltensorientierte Behandlungen, die darauf abzielen, das Verhalten einer Person zu ändern;
- Behandlungen, die Körper und Geist einbeziehen, wie Muskelentspannung und Yoga;
- Selbstmanagement-Therapien, die den Menschen helfen sollen, ihre Krankheit besser zu verstehen und zu bewältigen;
- Bewegungstraining, wie Herz-Kreislauftraining oder Ausdauertraining;
- Versorgungsmodelle, bei denen speziell ausgebildete Pflegekräfte für Epilepsie die Betreuung der Patientinnen und Patienten leiten;
- andere Versorgungsmodelle, wie telefonische Unterstützung oder Unterstützung durch ein multidisziplinäres Team.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob diese Behandlungen besser sind als die übliche Versorgung erwachsener Epilepsiepatient*innen, um

- die Zahl der Anfälle zu verringern;
- die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) zu verbessern.

Wir wollten auch wissen, ob diese Behandlungen unerwünschte oder schädliche Auswirkungen haben.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die entweder zwei verschiedene Formen nichtmedikamentöser Behandlungen miteinander oder eine dieser Formen mit der üblichen Versorgung verglichen haben. Unser Review konzentrierte sich auf Personen ab 16 Jahren. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Größe und Methoden der Studie.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 36 Studien, an denen 5834 Menschen mit Epilepsie teilnahmen. Die Studien umfassten unterschiedliche Personengruppen: Die meisten Studien betrafen Menschen mit jeder Art von Epilepsie (26 Studien); sechs Studien konzentrierten sich auf Menschen mit schwerer Epilepsie oder Epilepsie, die nicht auf Medikamente anspricht; und vier Studien bezogen Menschen mit zusätzlichen gesundheitlichen Problemen wie Depressionen oder Lernschwierigkeiten ein.

Die Studien wurden weltweit durchgeführt: 21 in Ländern mit hohem Einkommen, sieben in Ländern mit mittlerem bis höherem Einkommen und acht in Ländern mit mittlerem bis niedrigerem Einkommen.

Hauptergebnisse

Häufigkeit von Krampfanfällen

- Zwei Studien haben gezeigt, dass psychologisch-verhaltensorientierte Behandlungen die Zahl der Anfälle in den sechs Monaten nach Beginn der Behandlung wahrscheinlich verringern.
- Behandlungen, die Körper und Geist einbeziehen, wie Muskelentspannung oder Yoga verringern die Anfallshäufigkeit möglicherweise etwas.
- Drei Studien haben gezeigt, dass Selbstmanagement-Methoden die Zahl der Anfälle pro Monat möglicherweise nicht verringern. Drei weitere Studien haben jedoch gezeigt, dass sie wahrscheinlich mehr Menschen helfen, anfallsfrei zu werden. Die Gesamtwirkung bleibt ungewiss.
- Wir wissen noch nicht genau, wie sich körperliches Training auf Anfälle auswirkt.
- Eine Studie zeigte, dass Versorgungsmodelle, in denen speziell geschulte Pflegekräfte für Epilepsie die Betreuung der Patientinnen und Patienten übernehmen, kurzfristig keine Reduktion der Anfallshäufigkeit bewirken.
- Die Ergebnisse zu anderen Versorgungsmodellen waren uneinheitlich.

Lebensqualität

- Es ist unklar, ob psychologisch-verhaltensorientierte Behandlungen die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
- Behandlungen, die Körper und Geist einbeziehen, haben möglicherweise keinen oder nur einen minimalen Effekt auf die Lebensqualität.
- Selbstmanagement-Methoden verbessern die Lebensqualität möglicherweise leicht. Dieser Nutzen wurde allerdings nicht in allen Studien nachgewiesen.
- Drei Studien zeigten, dass körperliches Training kurzfristig möglicherweise keinen Unterschied in der Lebensqualität bewirkt.
- Versorgungsmodelle, in denen speziell geschulte Pflegekräfte für Epilepsie die Betreuung der Patientinnen und Patienten übernehmen, haben wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Lebensqualität.
- Ein multidisziplinäres Versorgungsmodell verbessert wahrscheinlich einige Aspekte der Lebensqualität.

Andere Endpunkte

Es liegt nur sehr begrenzte Evidenz für die Wirkung dieser Behandlungen auf das Wissen über Epilepsie, die Medikamentenadhärenz, den allgemeinen Gesundheitszustand sowie auf soziale und psychologische Funktionen vor. Wichtig ist: Keine der Maßnahmen hat Schaden angerichtet oder dazu geführt, dass die Anfälle schlimmer wurden oder die Lebensqualität abgenommen hat.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist für viele der Ergebnisse niedrig bis sehr niedrig, da die Studien sehr unterschiedlich waren. Die Studien untersuchten verschiedene Behandlungsansätze, wurden an unterschiedlichen Orten und auf unterschiedliche Art und Weise durchgeführt und erfassten Anfallshäufigkeit sowie Lebensqualität auf jeweils unterschiedliche Weise. Viele Studien waren klein und wiesen Probleme in Bezug auf ihre Konzeption oder Berichterstattung auf.

Meist wurden die Wirkungen der Behandlungen nur kurzfristig (bis zu sechs Monate) gemessen. Es gibt nur sehr begrenzte Evidenz für längerfristige Wirkungen, und diese ist mit großer Unsicherheit verbunden. Insgesamt sind die Ergebnisse dieses Cochrane-Reviews komplex. Die Ergebnisse fielen insgesamt heterogen aus – teils positiv, teils negativ – und variierten hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von August 2023.

Huang Y, Nevitt SJ, Mayer J, Fleeman N, Hill RA, Doherty AJ, Wilson N, Boland P, Clegg AJ, Bilsborough H, Williams EJ, Maden M, Shaw EJ, Tudur Smith C, Kelly R, Marson AG

Welchen Nutzen und welche möglichen Schäden bringen Medikamente, die bei leicht erhöhtem Blutdruck eingesetzt werden?

1 week 6 days ago
Kernaussagen
  • Bei Personen mit leicht erhöhtem Blutdruck, die weder an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. einem bereits erlittenen Herzinfarkt) noch an damit verbundenen Risikofaktoren wie Diabetes leiden, senkt die Einnahme blutdrucksenkender Medikamente möglicherweise nicht das Sterberisiko oder die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Herz-Kreislauf-Ereignisse. Diese Aussage beruht auf Daten über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren.

  • Blutdrucksenkende Medikamente senken möglicherweise das Schlaganfallrisiko (über den untersuchten Zeitraum von zwei bis fünf Jahren). Gleichzeitig erhöht sich jedoch möglicherweise das Risiko unerwünschter Wirkungen, die zum Abbruch der Behandlung führen.

  • Es bedarf weiterer Forschung, um die Effekte blutdrucksenkender Medikamente bei Personen mit leicht erhöhtem Blutdruck, aber ohne bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren wie Diabetes, besser zu verstehen.

Was versteht man unter Bluthochdruck?

Bluthochdruck (Hypertonie) liegt vor, wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist.

Wie wird Bluthochdruck behandelt?

Abhängig vom Schweregrad und möglichen Begleiterkrankungen lässt sich Bluthochdruck oft durch eine gesunde Lebensweise behandeln – insbesondere durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität. Häufig werden auch Medikamente verschrieben.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welchen Nutzen und welche Risiken blutdrucksenkende Medikamente für Menschen haben, die nur einen leicht erhöhten Blutdruck (systolischer Blutdruck 140 bis 159 mmHg, diastolischer Blutdruck 90 bis 99 mmHg) haben. Dabei ging es um Personen, die ansonsten gesund sind und keine schweren Herz- oder Gefäßerkrankungen oder besondere Risikofaktoren für solche Krankheiten haben.

Wie gingen wir vor?

Wir haben Studien zu blutdrucksenkenden Medikamenten bei Personen mit milder Hypertonie untersucht, um herauszufinden, ob diese das Risiko für Todesfälle und schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse – wie Schlaganfall oder Herzinfarkt – verringern. Wir haben auch das Risiko unerwünschter Wirkungen untersucht. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz basierend auf Faktoren wie der Studienmethodik und der Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir schlossen fünf Studien mit insgesamt 9124 Personen ein, von denen 4593 blutdrucksenkende Medikamente erhielten und 4531 ein Placebo (Scheinmedikament) oder keine Behandlung. Wir haben festgestellt, dass Medikamente das Risiko für Todesfälle oder schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen im untersuchten Zeitraum von zwei bis fünf Jahren möglicherweise nicht verringern. Blutdrucksenkende Medikamente senken möglicherweise das Schlaganfallrisiko (über den untersuchten Zeitraum von zwei bis fünf Jahren). Gleichzeitig erhöht sich jedoch möglicherweise das Risiko unerwünschter Wirkungen, die zum Abbruch der Behandlung führen.

Hauptergebnisse

Bei Menschen mit leichtem Bluthochdruck, die weder an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden noch entsprechende Risikofaktoren aufweisen, sollte sorgfältig abgewogen werden, ob das durch blutdrucksenkende Medikamente möglicherweise verringerte Schlaganfallrisiko die möglichen Nebenwirkungen dieser Therapie rechtfertigt.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist gering, da die Studien nur einen Teil der für unsere Fragestellung maßgeblichen Personengruppe einbezogen, meist sehr klein angelegt waren und insgesamt zu wenige Studien vorliegen, um verlässliche Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine der Studien, die ein geringeres Schlaganfallrisiko zeigte, untersuchte Menschen mit Nierenerkrankungen. Daher lässt sich das Ergebnis möglicherweise nicht auf alle Personen mit leichtem Bluthochdruck übertragen. Nur eine Studie berichtete über unerwünschte Wirkungen der Medikamente.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz auf dem Stand von Juni 2024.

Wang D, Wright JM, Adams SP, Cundiff DK, Gueyffier F, Grenet G, Ambasta A

Welche Vorteile und welche möglichen Risiken haben Impfstoffe gegen das RS-Virus, wenn es darum geht, RSV-Erkrankungen zu verhindern?

1 week 6 days ago
Kernaussagen
  • Präfusionsimpfstoffe gegen das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) verringerten RSV-Erkrankungen bei älteren Erwachsenen. Wenn schwangere Frauen Impfstoffe auf der Basis von RSV-F-Protein erhielten, traten bei ihren Babys weniger schwere RSV-Erkrankungen auf. Die Ergebnisse beruhen auf Analysen von sowohl bereits zugelassenen als auch noch nicht zugelassenen Impfstoffen.

  • Die Wirksamkeit von RSV-Impfstoffen bei Frauen im gebärfähigen Alter sowie die Auswirkungen von RSV-Lebendimpfstoffen auf Säuglinge und Kinder sind weiterhin unklar. In diesen Studien wurden nicht zugelassene Impfstoffe verwendet.

  • Weitere Forschung ist erforderlich, um RSV-Impfstoffe bei Frauen im gebärfähigen Alter (als Vorstufe zur Anwendung in der Schwangerschaft) und die Auswirkungen von RSV-Lebendimpfstoffen auf Säuglinge und Kinder zu untersuchen.

Was ist das Respiratorische Synzytialvirus (RSV)?

RSV ist ein Virus, das sehr ansteckend ist und die Atemwege befällt. Die meisten Menschen infizieren sich schon im frühen Kindesalter mit RSV, und nahezu alle haben die Infektion bis zum zweiten Lebensjahr durchgemacht.

Wie kann man einer RSV-Infektion vorbeugen?

Man kann einer RSV-Infektion vorbeugen, indem man sich impfen lässt, spezielle Antikörper erhält (passive Immunisierung), sich die Hände wäscht und engen Kontakt mit kranken Menschen vermeidet.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, wie gut RSV-Impfstoffe RSV-Infektionen vorbeugen und wie sicher sie sind.

Wie gingen wir vor?

Wir haben Studien gesucht, in denen bei Menschen jeden Alters RSV-Impfstoffe mit Placebo (Scheinimpfung), keiner Impfung, Impfstoffen gegen andere Atemwegsinfektionen, anderen RSV-Impfstoffen oder mit monoklonalen Antikörpern (im Labor hergestellten Proteinen, die das Immunsystem bei der Krankheitsabwehr unterstützen) verglichen wurden. Wir fassten die Studienergebnisse zusammen, verglichen sie und bewerteten das Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden fünf Studien an älteren Erwachsenen, drei zu den Auswirkungen der Impfung von Schwangeren auf ihre Babys, eine mit Frauen im gebärfähigen Alter und fünf Studien an Kindern in den ersten Lebensjahren.

Hauptergebnisse

RSV-Präfusionsimpfstoffe im Vergleich zu Placebo bei älteren Erwachsenen; 4 Studien (99.931 Personen)

RSV-Präfusionsimpfstoffe reduzierten RSV-bedingte Atemwegserkrankungen um 77 % und RSV-bedingte akute Erkrankungen um 67 %. Wir sind sicher, dass diese Zahlen den tatsächlichen Schutzeffekt der Impfung gut abbilden (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Zwischen RSV-Präfusionsimpfstoffen und Placebo bestehen möglicherweise nur geringe oder gar keine Unterschiede hinsichtlich der Zahl schwerwiegender unerwünschte Ereignisse, der an RSV verstorbenen Personen oder der Gesamtsterblichkeit. Diese Ergebnisse sind jedoch unsicher (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

In den Studien wurden weder RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte noch Einweisungen auf Intensivstationen berichtet.

RSV-Impfstoff auf F-Proteinbasis (post-Fusion) im Vergleich zu Placebo bei älteren Erwachsenen; Daten aus einer Studie mit 1.894 Teilnehmenden

Wahrscheinlich gibt es nur einen geringen oder gar keinen Unterschied zwischen dem RSV-Impfstoff auf F-Proteinbasis und Placebo bei RSV-bedingten Atemwegserkrankungen oder RSV-bedingten akuten Erkrankungen bei älteren Erwachsenen.

Der F-Protein-basierte RSV-Impfstoff unterscheidet sich möglicherweise kaum oder gar nicht vom Placebo in Bezug auf schwere unerwünschte Ereignisse, die Zahl der an RSV verstorbenen Personen oder die Gesamtsterblichkeit. Diese Ergebnisse sind jedoch unsicher (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

In der Studie wurde nicht über RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte oder Einweisungen auf Intensivstationen berichtet.

Mütterlicher RSV-F-Protein-Impfstoff im Vergleich zu Placebo, Auswirkungen auf Säuglinge; 3 Studien (12.010 schwangere Frauen)

Die Impfung von schwangeren Frauen mit einem Impfstoff auf der Basis von RSV-F-Protein reduzierte bei den Säuglingen dieser Mütter RSV-bedingte Atemwegserkrankungen um 54 %, schwere RSV-bedingte Atemwegserkrankungen um 74 % und Krankenhausaufenthalte aufgrund von RSV bei Säuglingen um 54 %. Wir sind sicher, dass diese Zahlen den tatsächlichen Schutzeffekt der Impfung gut abbilden (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Zwischen der Impfung schwangerer Frauen mit einem RSV-F-Protein-basierten Impfstoff und einem Placebo bestehen möglicherweise nur geringe oder keine Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit schwerwiegender unerwünschter Ereignisse sowie der an RSV verstorbenen oder aus jeglichen Ursachen gestorbenen Säuglinge. Diese Ergebnisse sind jedoch unsicher (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

In den Studien wurde nicht über die Aufnahme auf die Intensivstation berichtet.

Abgeschwächte RSV-Lebendimpfstoffe im Vergleich zu Placebo bei Säuglingen und Kindern; 5 Studien (192 Säuglinge und Kinder)

Wir sind uns nicht sicher, ob RSV-Lebendimpfstoffe Atemwegserkrankungen und RSV-bedingte Erkrankungen bei Säuglingen und Kindern verringern.

Hinsichtlich der Anzahl schwerwiegender unerwünschter Wirkungen gibt es möglicherweise nur geringe oder gar keine Unterschiede zwischen RSV-Lebendimpfstoffen und Placebo.

Die Studien machten keine Angaben zu RSV-bedingten Krankenhausaufenthalten, zur Zahl der an RSV verstorbenen Säuglinge und Kinder, zu Todesfällen durch jegliche Ursachen sowie zu Einweisungen auf Intensivstationen.

RSV-Impfstoff aus rekombinanten F-Nanopartikeln gegenüber Placebo bei Frauen im gebärfähigen Alter; 1 Studie (300 Frauen)

Wir sind uns nicht sicher, ob der rekombinante F-Nanopartikel-Impfstoff gegen RSV neue RSV-Infektionen bei Frauen im gebärfähigen Alter verhindert.

Zwischen dem rekombinanten F-Nanopartikel-Impfstoff gegen RSV und einem Placebo bestehen möglicherweise nur geringe oder gar keine Unterschiede hinsichtlich der Anzahl schwerwiegender unerwünschter Ereignisse, der RSV-bedingten Todesfälle oder der Todesfälle durch jegliche Ursache. Diese Ergebnisse sind jedoch unsicher (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

In der Studie wurde nicht über RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte oder Einweisungen auf Intensivstationen berichtet.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir berücksichtigten nur englischsprachige Studien und könnten daher Publikationen in anderen Sprachen übersehen haben. Einzelne Studien hatten zwar Probleme in der Durchführung, insgesamt zeichneten sich die Studien aber durch eine hohe methodische Qualität aus.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von April 2024.

Saif-Ur-Rahman K, King C, Whelan SO, Blair M, Donohue S, Madden C, Kothari K, Sommer I, Harder T, Dauby N, Moustsen-Helms IR, Ruta S, Frère J, Schönfeld V, Poukka E, Lutsar I, Olsson K, Melidou A, Adel Ali K, Dwan K, Devane D

Wie wirksam und sicher ist eine ischämische Fernkonditionierung (das kurzzeitige Unterbrechen und anschließende Wiederherstellen des Blutflusses) zur Vorbeugung und Behandlung von Schlaganfällen?

1 week 6 days ago
Kernaussagen
  • Eine ischämische Fernkonditionierung (das kurzzeitige Unterbrechen und anschließende Wiederherstellen des Blutflusses) verringert wahrscheinlich leicht das Risiko eines weiteren Schlaganfalls. Der Anteil an Patient*innen, die eine sehr gute Erholung erreichen, ist möglichweise leicht erhöht. Der Anteil an Patient*innen, die ohne Hilfe im Alltag auskommen können, ist wahrscheinlich nicht erhöht. Für die Erholung der Hirnfunktionen ist die Evidenz sehr unsicher. Die Methode gilt als kostengünstig, leicht verfügbar und nicht-invasiv, könnte aber unerwünschte Wirkungen haben.

  • Die meisten der eingeschlossenen Studien hatten wenige Teilnehmende und fanden in China statt. Um den langfristigen Nutzen und Schaden sicher beurteilen zu können, braucht es größere und besser geplante Studien.

Was ist ein ischämischer Schlaganfall?

Der ischämische Schlaganfall ist die am häufigsten vorkommende Schlaganfallform. Er tritt auf, wenn ein Blutgerinnsel eine Arterie blockiert, die das Gehirn mit Blut versorgt. Durch diese Blockade wird die Versorgung eines Teils des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen unterbrochen. Nervenzellen in diesem Bereich werden geschädigt und können absterben.

Was ist eine ischämische Fernkonditionierung?

Bei der ischämischen Fernkonditionierung (Remote Ischaemic Conditioning, RIC) wird mit einer Blutdruckmanschette der Blutfluss in einem Arm oder Bein kurzzeitig und wiederholt unterbrochen und anschließend wiederhergestellt. Das soll den Körper „konditionieren“ und natürliche Schutzmechanismen in anderen Organen anregen.

Welche Vorteile kann eine ischämischen Fernkonditionierung bei Menschen mit ischämischem Schlaganfall haben?

Studien legen nahe, dass eine ischämische Fernkonditionierung als Ergänzung zur Standardbehandlung helfen könnte, Hirnschäden nach einem Schlaganfall zu reduzieren, die Erholung im Alltag zu unterstützen, das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu senken und Gedächtnis- sowie Denkfunktionen zu verbessern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die ischämische Fernkonditionierung den Verlauf eines ischämischen Schlaganfalls positiv oder negativ beeinflusst – bei Menschen, die entweder eine Gerinnsel-auflösende Behandlung (intravenöse Thrombolyse) oder eine mechanische Entfernung des Gerinnsels (Thrombektomie) erhielten. Wir wollten wissen, ob die ischämische Fernkonditionierung besser ist als eine Scheinbehandlung oder die Standardbehandlung in Bezug auf:

  • das Sterberisiko;

  • das Risiko eines weiteren Schlaganfalls;

  • die Wahrscheinlichkeit einer sehr guten Erholung (Modified Rankin Scale, mRS, 0–1);

  • die Wahrscheinlichkeit, keine Hilfe im Alltag zu benötigen (mRS 0–2);

  • das Risiko einer Hirnblutung;

  • Beeinträchtigungen der Hirnfunktion sowie

  • das Risiko schwerer Herzprobleme.

Außerdem interessierte uns, ob die ischämische Fernkonditionierung unerwünschte Wirkungen hat.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die eine ischämische Fernkonditionierung bei ischämischem Schlaganfall mit einer Scheinbehandlung oder der Standardtherapie vergleichen. Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst und unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Studienqualität und Stichprobengröße bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 21 Studien mit 7687 Personen gefunden. Die Studien fanden in China, Dänemark, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Rumänien statt und wurden zwischen 2012 und 2025 veröffentlicht.

Sechzehn Studien mit 6828 Teilnehmenden deuten darauf hin, dass die ischämische Fernkonditionierung im Vergleich zu einer Schein- oder Nichtbehandlung wahrscheinlich das Risiko eines weiteren Schlaganfalls leicht verringert. Etwa die Hälfte der Studien erfasste Unabhängigkeit (mRS) und Veränderungen der neurologischen Symptome (NIHSS). Eine ischämische Fernkonditionierung erhöht möglicherweise geringfügig die Zahl der Menschen mit sehr guter Erholung, hat aber wahrscheinlich wenig bis keinen Einfluss darauf, wie viele im Alltag Hilfe benötigen. Eine ischämische Fernkonditionierung verbessert möglicherweise die neurologischen Symptome leicht; die Evidenz dazu ist jedoch sehr unsicher. Beim Risiko für Hirnblutungen und schwere Herzprobleme gibt es möglicherweise wenig bis keinen Unterschied zu einer Schein- oder Standardbehandlung. Die ischämische Fernkonditionierung erhöht wahrscheinlich nicht das Sterberisiko. Unerwünschte Wirkungen wie Armschmerzen, Rötung oder Schwellungen können auftreten.

Wir identifizierten zudem 21 laufende Studien, die in einer nächsten Aktualisierung berücksichtigt werden sollen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist aus mehreren Gründen moderat bis sehr gering. Die meisten Studien hatten nur wenige Teilnehmende, und mehr als die Hälfte der Studien wurde in China durchgeführt. Das bedeutet, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht für Menschen in anderen Teilen der Welt gelten. Einige Studien mischten Teilnehmende mit Thrombolyse und ohne Thrombolyse. Wir konnten die Ergebnisse der beiden Gruppen nicht getrennt auswerten. Diese Mischung der Gruppen könnte unsere Gesamtanalyse beeinflusst haben. Wir haben die Ergebnisse nicht danach unterschieden, ob die Vergleichsgruppe eine Scheinbehandlung oder die Standardbehandlung erhalten hat. Deshalb ist es schwer zu sagen, ob die Art des Vergleichs die beobachteten Effekte beeinflusst hat.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 11. März 2025.

Qiao Y, Hui W, Li S, Ding Y, Ji X, Zhao W

Medikamente zur Behandlung der Cannabiskonsumstörung

2 weeks 2 days ago
Kernaussagen

Nach aktuellem Forschungsstand ist die Wirksamkeit der verschiedenen Medikamente zur Behandlung von Cannabiskonsumstörungen nicht belegt.

Was ist eine Cannabiskonsumstörung?

Von einer Cannabiskonsumstörung spricht man, wenn es einer Person schwer fällt, den Konsum einzuschränken oder zu beenden, obwohl dadurch bereits Probleme im Leben entstehen – etwa im Bereich der Gesundheit, der Arbeit oder in zwischenmenschlichen Beziehungen. Cannabiskonsum ist weltweit verbreitet und relativ häufig. Die Nachfrage nach Behandlungen für eine Cannabiskonsumstörung ist in den meisten Regionen der Welt gestiegen. Die Bestrebungen in einigen Ländern, den Cannabiskonsum zu entkriminalisieren oder zu legalisieren, werden wahrscheinlich dazu führen, dass sich dieser Trend fortsetzt.

Wie wird die Cannabiskonsumstörung behandelt?
  • Derzeit sind psychologische Behandlungen die einzige empfohlene Behandlung für eine Cannabiskonsumstörung.

  • Gegenwärtig gibt es keine Medikamente, die speziell für die Behandlung der Cannabiskonsumstörung bestimmt sind.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Medikamente bei die Behandlung der Cannabiskonsumstörung wirksam und sicher sind.

Wie gingen wir vor?

Wir haben zahlreiche wissenschaftliche Datenbanken durchsucht, um klinische Studien zu finden, die sich mit Medikamenten zur Behandlung einer Cannabiskonsumstörung befassten. Wir schlossen Studien ein, in denen die Teilnehmenden eine Cannabiskonsumstörung hatten. Wir haben Studien berücksichtigt, in denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen wurden. Wir bewerteten, wie gut die Studienmethoden waren, um einschätzen zu können, wie vertrauenswürdig die Ergebnisse sind. Die Studien wurden entsprechend der Art der eingesetzten Medikamente in Gruppen eingeteilt.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 37 randomisierte kontrollierte Studien mit 3201 Teilnehmenden gefunden.

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden in den Studien mit Erwachsenen lag zwischen 22 und 41 Jahren, während vier weitere Studien nur junge Menschen einschlossen. In den meisten Studien (32) waren die Teilnehmenden überwiegend männlich. Während die meisten Studien Personen mit Cannabiskonsumstörung aus der Allgemeinbevölkerung rekrutierten, konzentrierten sich fünf Studien auf Personen, die neben der Cannabiskonsumstörung an einer psychischen Erkrankung litten, darunter Depressionen (2 Studien), Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (2 Studien) und bipolare Störungen (1 Studie). Die meisten der Studien (29) wurden in den USA durchgeführt, vier in Australien, zwei in Israel, eine in Kanada und eine im Vereinigten Königreich.

In den Studien wurde eine Vielzahl von Medikamenten untersucht, die darauf abzielten, Entzugssymptome zu lindern und den Ausstieg aus dem Cannabiskonsum bzw. dessen Reduzierung zu unterstützen, darunter: cannabinoidhaltige Präparate, die Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC, der Hauptbestandteil von Cannabis mit psychoaktiven Eigenschaften) enthalten; Cannabidiol (CBD, ein Bestandteil von Cannabis ohne psychoaktive Eigenschaften); Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren (Medikamente zur Verhinderung von Krampfanfällen und zur Behandlung von Epilepsie); N-Acetylcystein (ein Wirkstoff zur Behandlung von Atemwegserkrankungen und Paracetamolvergiftungen); das Hormon Oxytocin und ein Medikament namens PF-04457845 (das den Abbau von Cannabinoiden im Körper beeinflusst). In den meisten Studien wurde die Wirkung dieser Medikamente mit der eines Placebos verglichen – einer Scheinbehandlung, die dem Medikament gleicht, jedoch keinen Wirkstoff enthält.

Elf Studien erhielten die Medikamente von Herstellerfirmen, aber keine wurde von Pharmaunternehmen finanziert. Drei Studien machten keine Angaben zur Finanzierung, oder die Finanzierung war unklar.

Hauptergebnisse

Hinsichtlich des Cannabiskonsums am Ende der Behandlung zeigen THC-Präparate, CBD, N-Acetylcystein, Oxytocin sowie PF-04457845 wahrscheinlich keine Wirksamkeit. Für Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren lassen sich zur Abstinenz am Behandlungsende derzeit keine verlässlichen Aussagen treffen.

CBD, Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren sowie N-Acetylcystein und PF-04457845 unterstützen die geplante Behandlung möglicherweise nicht. Hinsichtlich der Wirkung von THC-Präparaten besteht hierfür noch Unsicherheit.

THC-Präparate, Cannabidiol, N-Acetylcystein und PF-04457845 verursachen wahrscheinlich nicht mehr unerwünschte Wirkungen (z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen) als Placebo. Bei Teilnehmenden, die mit Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren behandelt werden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, die Studie vorzeitig zu beenden, als bei denen, die mit Placebo behandelt werden. Keines der getesteten Medikamente erhöhte die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender unerwünschter Wirkungen (d. h. solcher, die ärztliche Hilfe erforderten).

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Qualität der Evidenz für weniger als ein Drittel der Endpunkte dieses Reviews war moderat (30 %), und für einige war sie gering (37 %) oder sehr gering (31 %). Dies ist darauf zurückzuführen, dass es für jedes Medikament nur wenige Studien gibt (zwischen einer und sieben). Jede Studie umfasste nur eine kleine Anzahl von Personen, die Ergebnisse der einzelnen Studien waren teilweise widersprüchlich (d. h. einige Studien fanden eine positive Wirkung der Intervention, andere keine Wirkungen oder negative Wirkungen), und es bestand die Gefahr einer Verzerrung durch den vorzeitigen Abbruch der Behandlung.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review ist die Aktualisierung einer früheren Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2024.

Spiga F, Parkhouse T, Tang VM., Savović J, Le Foll B, Nielsen S

Welchen Nutzen und welche Risiken haben Omega-3-Präparate zur Behandlung von Nervenschäden bei Erwachsenen mit Diabetes?

2 weeks 2 days ago
Kernaussagen
  • Der Nutzen und der mögliche Schaden von Omega-3-Fettsäurepräparaten bei der Behandlung peripherer Nervenschäden (Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark) im Zusammenhang mit Diabetes wurde bislang nur in wenigen klinischen Studien untersucht.

  • Um herauszufinden, ob die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Menschen mit Diabetes das Risiko für Funktionsverluste und Einschränkungen der Fähigkeiten oder durch Nervenschäden bedingte Symptome senken kann, sind noch größere und methodisch solide Studien erforderlich.

  • Möglicherweise haben Omega-3-Fettsäure-Präparate im Vergleich zu Placebo bei Menschen mit Diabetes über einen Zeitraum von sechs Monaten kaum oder gar keinen Einfluss auf das Auftreten unerwünschter Wirkungen. Allerdings sind die Ergebnisse mit erheblicher Unsicherheit behaftet.

Was ist eine diffuse distale symmetrische Polyneuropathie?

Die diffuse distale symmetrische Polyneuropathie ist eine Nervenerkrankung, die bei Menschen mit Diabetes auftreten kann. Davon betroffen sind die Nerven, die Sinneseindrücke weiterleiten, und die Nerven, die die Muskelbewegungen kontrollieren. Häufige Symptome sind Kribbeln, Brennen, Taubheit und Schmerzen in den Händen und Füßen. Betroffene können auch unter Muskelschwäche, Reflexverlust, schlecht heilenden Wunden oder Geschwüren an den Füßen oder Gefühlsstörungen in Händen und Füßen leiden. Das kann auch die Koordination und das Gehen beeinträchtigen.

Wie wird die diffuse distale symmetrische Polyneuropathie behandelt?

Die diffuse distale symmetrische Polyneuropathie wird derzeit behandelt, indem einerseits die Symptome – insbesondere Schmerzen – behandelt werden und andererseits durch eine konsequente Blutzuckerkontrolle mittels Ernährung, körperlicher Aktivität und Medikamenten weitere Nervenschäden möglichst verhindert werden. Derzeit steht keine Behandlung zur Verfügung, die Nervenschädigungen wirksam verhindern, rückgängig machen oder heilen kann.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel bei der Verbesserung von Beeinträchtigungen und Symptomen im Zusammenhang mit Nervenschäden bei Diabetes besser sind als eine Placebobehandlung oder keine Behandlung.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach klinischen Studien gesucht, die Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung bei Erwachsenen mit Diabetes und diffuser distaler symmetrischer Polyneuropathie untersuchten. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir haben zwei Studien gefunden, an denen insgesamt 87 Personen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes teilnahmen, die sechs Monate lang entweder Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel oder ein Placebo erhielten.

Im Vergleich zu einem Placebo hat eine sechsmonatige Einnahme von Omega-3-Nahrungsergänzungsmitteln möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf die Einschränkungen durch eine periphere Neuropathie, die damit verbundenen Symptome oder das allgemeine Wohlbefinden. Auch wenn dies nicht der primäre Untersuchungsendpunkt ist, besteht die Möglichkeit, dass Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel die Gesundheit der Hornhautnerven (im vorderen, durchsichtigen Teil des Auges) im Vergleich zu Placebo verbessern. Diese Ergebnisse beruhen jedoch auf einer einzigen klinischen Studie, da in der zweiten Studie dieser Endpunkt nicht untersucht wurde. Daher bleibt unklar, inwieweit sich diese Ergebnisse auf alle Menschen mit Diabetes übertragen lassen und wie belastbar ein möglicher klinischer Nutzen tatsächlich ist.

Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel verursachen möglicherweise im Vergleich zur Placebo-Behandlung nicht mehr unerwünschte Wirkungen. Dieses Ergebnis ist aber sehr unsicher.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist gering, da nur zwei klinische Studien den möglichen Nutzen und Schaden einer Omega-3-Nahrungsergänzung zur Behandlung von Nervenschäden bei Erwachsenen mit Diabetes untersuchten. An beiden Studien waren nur eine kleine Anzahl von Personen beteiligt. Von den beiden Studien war nur eine in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. Nur in dieser Studie gab es die Daten, die für unsere Fragestellung wichtig sind. Weitere Evidenz könnte diese Ergebnisse verändern.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2024.

Britten-Jones AC, Linstrom TA, Makrai E, Singh S, Busija L, MacIsaac RJ, Roberts LJ, Downie LE

Welchen Nutzen und welche Risiken hat das kombinierte Training (Trainingsprogramme, die Ausdauer- und Muskelkrafttraining kombinieren) für Menschen nach einem Schlaganfall?

2 weeks 4 days ago
Kernaussagen
  • Nach einem Schlaganfall können betroffene Menschen Trainingsprogramme absolvieren, die sowohl auf aerobe Fitness (also Ausdauer) als auch auf Muskelkraft abzielen - dies wird als "kombiniertes Training" bezeichnet.

  • Durch kombiniertes Training können Menschen nach einem Schlaganfall möglicherweise kleine Verbesserungen in einigen Bereichen der Fitness, des Gleichgewichts und der Gehgeschwindigkeit erfahren.

Was ist ein Schlaganfall?

Zu einem Schlaganfall kommt es, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird. Dies führt zu Schäden in bestimmten Bereichen des Gehirns. Die Auswirkungen eines Schlaganfalls können lebensverändernd sein und hängen von der Schwere der Schädigung und der geschädigten Stelle im Gehirn ab. Die Wirkungen können sowohl körperlich als auch psychisch sein und nicht nur die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen, sondern auch das Denken, Verhalten und Fühlen der Betroffenen. Diese Wirkungen können nach einem Schlaganfall lebenslang anhalten. Eine körperliche Folge eines Schlaganfalls ist, dass die Ausdauer und die Muskelkraft gering sein können. Dadurch wird Bewegung erschwert, was die Rückkehr zu wichtigen Alltagsaktivitäten einschränken kann.

Was geschieht während der Rehabilitation nach einem Schlaganfall?

Nach einem Schlaganfall erhalten viele Betroffene Rehabilitationsmaßnahmen, z. B. durch Physiotherapeut*innen oder andere Gesundheitsfachpersonen, um körperliche Probleme bei alltäglichen Aktivitäten zu überwinden. Diese Therapie kann verschiedene Arten von Bewegung umfassen, darunter aerobes Training (auch bekannt als „Herz-Kreislauf-Training” oder Ausdauertraining) sowie Krafttraining. Das aerobe Training sollte kontinuierlich durchgeführt werden. Es kann die aerobe Fitness steigern, was die nötige Ausdauer für sich wiederholende Aktivitäten wie Gehen verbessert. Beim Krafttraining (auch "Widerstandstraining" genannt) können Gewichte gehoben oder gegen einen elastischen Widerstand gezogen werden. Es kann die Fitness verbessern, indem es die Muskeln stärkt, was bei Aktivitäten wie dem Heben von Gegenständen, dem Aufstehen oder dem Gehen hilfreich sein kann. Den Patient*innen kann auch geraten werden, zu Hause Übungen zu machen. Daher kann der normale Rehabilitationsprozess nach einem Schlaganfall sowohl Elemente des aeroben Trainings als auch des Muskelkrafttrainings umfassen.

Was wollten wir herausfinden?

Da sowohl die aerobe Fitness als auch die Muskelkraft nach einem Schlaganfall gering sein können, könnte ein kombiniertes Training diese beiden Elemente der Fitness und die daraus resultierenden körperlichen Probleme nach einem Schlaganfall verbessern.

Wir wollten herausfinden, ob Trainingsprogramme, die sowohl ein aerobes Fitnesstraining als auch ein Muskelkrafttraining beinhalten, zu verschiedenen Zeitpunkt nach einem Schlaganfall von Vorteil sind (im Krankenhaus oder später, nach der Entlassung).

Konkret wollten wir herausfinden, ob das kombinierte Training nach einem Schlaganfall sicher ist, ob es die körperliche Fitness verbessert, die Beweglichkeit (einschließlich Gehen und Gleichgewicht) steigert, das Befinden (einschließlich Depression und Lebensqualität) verändert und ob es das Risiko eines weiteren Schlaganfalls verringert.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen Trainingsprogramme für Menschen nach einem Schlaganfall getestet wurden. Wir schlossen nur Studien ein, in denen das Bewegungsprogramm sowohl ein aerobes Training als auch ein Krafttraining enthielt. Wir haben die Ergebnisse der Studien zusammengefasst und unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Anzahl der eingeschlossenen Personen bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 30 Studien, an denen 1519 Menschen mit Schlaganfall teilnahmen. Die meisten Teilnehmenden waren in der Lage zu gehen. Einige Trainingsprogramme wurden in den ersten Monaten nach einem Schlaganfall durchgeführt, andere erst später, mehr als sechs Monate nach dem Schlaganfall. Die meisten kombinierten Trainingsprogramme dauerten weniger als 12 Wochen, waren sicher und kombinierten verschiedene Arten von Aktivitäten, darunter Gehen und Gewichte heben.

Hauptergebnisse

Kombiniertes Training hatte weder am Ende des Trainingsprogramms noch nach einer Nachbeobachtungszeit einen Einfluss auf die Zahl der Todesfälle oder erneuten Schlaganfälle. Da Todesfälle und weitere Schlaganfälle selten waren, können wir nicht feststellen, ob das kombinierte Training die Wahrscheinlichkeit von Todesfällen oder weiteren Herz-Kreislauf-Ereignissen verringert. Geringe positive Wirkungen auf den Blutdruck gemessen am Ende der Intervention könnten möglicherweise auf ein vermindertes Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Ereignisse hindeuten. Diese Ergebnisse sind jedoch sehr unsicher.

Kombiniertes Training führt am Ende des Programmes möglicherweise zu leichten Verbesserungen der Fitness (aerobe Fitness und Muskelkraft der Beine), der Behinderung, der Gehgeschwindigkeit und des Gleichgewichts. Dies sind wichtige Endpunkte für Menschen nach einem Schlaganfall, aber die Evidenz ist mit vielen Unsicherheiten verbunden. Zwölf Studien untersuchten die Wirkungen erneut 3 bis 12 Monate nach Ende des kombinierten Trainings. Es gibt einige Hinweise darauf, dass der positive Effekt auf das Gleichgewicht möglicherweise bestehen bleiben könnte.

Die kombinierten Trainingsprogramme wurden ohne schwerwiegende unerwünschte Ereignisse oder Wirkungen eingehalten. Die Maßnahmen wurden von den Teilnehmenden akzeptiert und gut vertragen. Größere Studien sind erforderlich, um den besten Ansatz für die Verschreibung von Bewegung sowie deren Nutzen und langfristige Wirkungen zu ermitteln.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die meisten Studien bezogen sich auf Menschen, die gehen konnten. Über die vielen Menschen, die nach einem Schlafanfall in ihrer Mobilität stärker eingeschränkt sind, ist wenig bekannt.

Die meisten Studien wurden in Industrieländern mit hohem Einkommen durchgeführt; über Menschen mit Schlaganfall in anderen Ländern ist wenig bekannt.

Es gibt viele Unsicherheiten und nicht genügend Evidenz über die Wirkungen von kombiniertem Ausdauer- und Krafttraining.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Mit diesem Review wird die Evidenz eines früheren Reviews aktualisiert (der in einem anderen Format durchgeführt wurde und drei separate Programme kombinierte). Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2024.

Saunders DH, Carstairs SA, Cheyne JD, Fileman M, Morris J, Morton S, Wylie G, Mead GE

Ist Misoprostol eine wirksame und sichere Option zur Unterstützung des routinemäßigen Einsetzens von Spiralen zur Verhütung?

3 weeks 3 days ago
Kernaussagen
  • Das Medikament Misoprostol (es macht den Gebärmutterhals weicher und etwas weiter) hat vor dem Einsetzen einer Spirale (= Intrauterinpessar, IUP, ein Verhütungsmittel in der Gebärmutter) keinen oder nur einen minimalen Einfluss darauf, wie stark die Schmerzen sind – weder beim Fixieren des Gebärmutterhalses mit einem Instrument (Tenaculum) noch nach dem Einsetzen der Spirale. Misoprostol hat möglicherweise keinen oder allenfalls einen minimalen Einfluss auf: die Schmerzen beim Einsetzen, wie leicht das Einsetzen für die behandelnde Person ist, oder darauf, ob der Gebärmutterhals erweitert werden muss. Auch die Erfolgsrate des Einsetzens ändert sich dadurch wahrscheinlich nicht — außer wahrscheinlich geringfügig bei Frauen, bei denen kurz zuvor schon ein Einsetzversuch gescheitert ist.

  • Misoprostol-bedingte unerwünschte Wirkungen wie Bauchkrämpfe und Durchfall nehmen wahrscheinlich zu, andere unerwünschte Ereignisse werden kaum oder gar nicht beeinflusst. Wir wissen nicht, ob die Verwendung von Misoprostol die Zufriedenheit der Frauen mit dem Verfahren beeinflusst.

Was ist ein Intrauterinpessar?

Ein Intrauterinpessar (IUP) ist ein kleines t-förmiges Gerät, das durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter eingeführt wird, um eine Schwangerschaft zu verhindern. IUPs müssen von geschulten Ärzt*innen oder von qualifiziertem medizinischem Fachpersonal eingesetzt werden. Das Einsetzen einer Spirale kann schmerzhaft sein. Besonders bei Frauen, die noch kein Kind geboren haben oder bei denen bereits ein Einsetzversuch gescheitert ist, kann der Eingriff schwieriger verlaufen. Schwerwiegende Komplikationen beim Einlegen einer Spirale treten nur selten auf. Häufiger können jedoch leichtere Beschwerden wie krampfartige Schmerzen, die in etwa Menstruationsbeschwerden ähneln, oder leichte Blutungen auftreten.

Was ist Misoprostol?

Misoprostol ist ein Medikament, das üblicherweise zur Einleitung der Wehen und zur Behandlung von Blutungen nach der Geburt eingesetzt wird. Es bewirkt, dass der Gebärmutterhals weicher wird und sich weitet, so dass das Einsetzen der Spirale für die Patientinnen weniger schmerzhaft und für die Ärzt*innnen einfacher sein könnte. Misoprostol kann unerwünschte Wirkungen wie Krämpfe, Übelkeit oder Durchfall verursachen. Mitunter treten bei Frauen Schwindel, vermehrtes Schwitzen oder Benommenheit auf. Das IUP ist eine wirksame und reversible Verhütungsmethode. Maßnahmen zur Schmerzlinderung und zur Erleichterung des Einsetzens könnten dazu beitragen, bestehende Hürden beim Zugang und bei der Nutzung des IUPs zu verringern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Misoprostol die Schmerzen vermindert, das Einlegen der Spirale einfacher oder erfolgreicher macht, zusätzliche Maßnahmen zur Weitung des Gebärmutterhalses überflüssig werden lässt und die Zufriedenheit der Frauen steigert — und ob unerwünschte Wirkungen auftreten.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen die Gabe von Misoprostol bei der routinemäßigen IUP-Einlage mit Placebo (Scheinmedikament) oder keiner Behandlung verglichen wurde. Wir haben die Ergebnisse der Studien kombiniert und analysiert und unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie den Studienmethoden bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 14 RCTs mit 1972 Frauen. Die Studien fanden in Nordamerika, Südamerika, Europa und Afrika statt. In allen Studien wurde Misoprostol mit Placebo oder keiner Behandlung verglichen.

Hauptergebnisse

Schmerzen. Misoprostol:

  • führt zu keinem oder allenfalls einem minimalen Unterschied bei den Schmerzen während der Befestigung des Tenaculums (ein Werkzeug, das den Gebärmutterhals während des Einsetzens der Spirale in Position hält) (3 Studien, 261 Frauen);

  • führt möglicherweise zu keinem oder allenfalls einem minimalen Unterschied bei den Schmerzen während der IUP-Einlage (7 Studien, 766 Frauen);

  • führt zu keinem oder allenfalls einem minimalen Unterschied bei den Schmerzen im Zeitraum vom Einsetzen des IUP bis zum Verlassen der Klinik bzw. Praxis (5 Studien, 448 Frauen).

Einfachheit des IUP-Einsetzens für die behandelnde Person
  • Misoprostol hat möglicherweise keinen oder allenfalls einen geringen Effekt darauf, wie leicht das Einsetzen für die behandelnde Person ist (8 Studien, 848 Frauen).

Notwendigkeit der Gebärmutterhalserweiterung. Misoprostol:

  • hat möglicherweise bei Frauen ohne kürzlich fehlgeschlagenen Einsetzungsversuch keinen oder nur einen minimalen Einfluss auf die Notwendigkeit, den Gebärmutterhals aufzudehnen (6 Studien, 562 Frauen);

  • hat wahrscheinlich auch bei Frauen mit einem kürzlich fehlgeschlagenen Einsetzungsversuch keinen oder nur einen minimalen Einfluss auf die Notwendigkeit einer Gebärmutterhalserweiterung (1 Studie, 90 Frauen).

Erfolgsrate des Einsetzens. Misoprostol:

  • führt wahrscheinlich zu einem geringen bis gar keinem Unterschied beim erfolgreichen Einsetzen des IUP bei Frauen, die noch keinen erfolglosen Einsetzversuch hinter sich haben (12 Studien, 1579 Frauen);

  • führt wahrscheinlich zu einem leichten Anstieg des erfolgreichen Einsetzens bei Frauen mit einem kürzlich gescheiterten Einsetzversuch (1 Studie, 90 Frauen).

Zufriedenheit der Patientinnen
  • Wir sind uns nicht sicher, ob Misoprostol die Zufriedenheit der Patientinnen mit dem IUP-Einsetzen erhöht (2 Studien, 226 Frauen).

Unerwünschte Wirkungen. Misoprostol:

  • führt wahrscheinlich zu einer Zunahme von Bauchkrämpfen (7 Studien, 781 Frauen);

  • führt wahrscheinlich zu einer leichten Zunahme von Durchfall (9 Studien, 940 Frauen);

  • hat möglicherweise keinen oder nur einen minimalen Einfluss auf das Auftreten von Schwindel oder Benommenheit (6 Studien, 780 Frauen).

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Einige Studien lieferten nicht die entscheidenden Informationen, die für unsere Fragestellung relevant waren, und andere unterschieden sich so stark voneinander, dass wir sie nicht in unsere Analysen aufnehmen konnten. Ursprünglich hatten wir geplant zu untersuchen, ob bestimmte Faktoren die Ergebnisse beeinflussen – etwa eine vorausgegangene vaginale Entbindung, die verwendete Misoprostol-Dosis oder die Art des eingesetzten IUP. Aufgrund der unzureichenden Zahl an Studien war eine aussagekräftige Analyse jedoch nicht möglich.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 23. September 2024.

Zapata LB, Snyder E, Nguyen AT, Kapp N, Ti A, Whiteman MK, Curtis KM

Können Kalziumpräparate, deren Einnahme schon vor einer Schwangerschaft begonnen wird, Bluthochdruck und dessen Komplikationen verhindern?

3 weeks 6 days ago
Kernaussagen
  • In einer Studie mit 1.355 Frauen zeigte sich: Wenn Frauen schon vor einer Schwangerschaft Kalzium als Nahrungsergänzung einnahmen, hatte das möglicherweise kaum oder gar keinen Einfluss darauf, ob sie eine Präeklampsie (eine ernste Schwangerschaftskomplikation) entwickelten oder ob es zu einem Schwangerschaftsverlust kam. Daten von 633 Frauen, die während der Studie schwanger wurden, zeigten insgesamt ähnliche Ergebnisse, mit Ausnahme eines möglichen leichten Rückgangs des kombinierten Endpunktes Präeklampsie oder Schwangerschaftsverlust.

  • Die Studie enthielt weder Angaben zu möglichen unerwünschten Wirkungen von Kalzium noch Informationen zur Sterblichkeit des Babys während der Schwangerschaft oder in der frühen Lebensphase.

  • Es bedarf weiterer Forschung, um zu entscheiden, ob die Einnahme von Kalziumpräparaten vor einer geplanten Schwangerschaft Frauen hilft, Bluthochdruck, Präeklampsie und andere Komplikationen zu vermeiden. Es sollte auch untersucht werden, wie hoch die Akzeptanz von Kalziumpräparaten bei Frauen ist.

Warum ist Bluthochdruck in der Schwangerschaft ein Problem, und wie kann Kalzium helfen?

Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist eine der Hauptursachen für Tod und schwere Erkrankungen bei Müttern und Säuglingen. Eine Präeklampsie ist die schwerwiegendste Komplikation. Sie wird diagnostiziert, wenn die Schwangere einen hohen Blutdruck entwickelt und Anzeichen für eine Schädigung der Plazenta und anderer Organe wie der Nieren oder der Leber vorliegen. Gegenwärtig gibt es keine Behandlung für Präeklampsie, außer der Entbindung des Babys. Kalzium könnte zur Senkung des Blutdrucks beitragen. Viele Menschen, vor allem in einkommensschwachen Ländern, nehmen mit der Nahrung nicht ausreichend Kalzium auf, so dass die Gabe von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft eine Präeklampsie verhindern und viele Mütter und Babys retten könnte.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die Einnahme von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft dazu beitragen kann, Bluthochdruck, Präeklampsie und andere schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen bei Mutter und Kind zu verhindern. Wir interessierten uns auch für potenzielle unerwünschte Wirkungen von Kalziumpräparaten.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen die Gabe von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft mit Placebo (einem Scheinmedikament) oder normaler Versorgung verglichen wurde. Es wurden Frauen eingeschlossen, die eine Schwangerschaft planten. Sie konnten in jedem Alter sein und überall auf der Welt leben. Ihre Ernährung konnte kalziumreich oder -arm sein, und Ihr Risiko für Bluthochdruck konnte ebenfalls ganz unterschiedlich sein. In den Studien konnte eine beliebige Dosis Kalzium über einen beliebigen Zeitraum eingenommen werden, sofern die Nahrungsergänzung vor der Schwangerschaft begonnen wurde. Wir haben die Evidenz getrennt für alle Frauen in der Studie sowie für jene Frauen untersucht, die während der Studie schwanger wurden.

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir haben eine Studie mit 1355 Frauen gefunden. Sie alle hatten in ihrer letzten Schwangerschaft eine Präeklampsie erlitten und waren daher einem hohen Risiko ausgesetzt, erneut daran zu erkranken. Sie erhielten bis zur 20. Schwangerschaftswoche täglich zusätzliches Kalzium oder eine Placebotablette. Nach 20 Wochen erhielten auch die Frauen der Placebogruppe bis zur Geburt täglich eine Kalzium-Supplementation. Die Teilnehmerinnen lebten in Argentinien, Südafrika und Simbabwe.

Die Einnahme von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft bewirkt möglicherweise keinen oder nur einen minimalen Unterschied bei:

  • Präeklampsie oder Schwangerschaftsverlust (als kombinierter Endpunkt);

  • Präeklampsie;

  • Schwangerschaftsverlust; und

  • Entbindung des Babys vor der 37. Woche.

Es gibt keine Erkenntnisse darüber, wie sich die Einnahme von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft auf das Risiko des mütterlichen Todes, schwerer mütterlicher Erkrankungen oder einer Totgeburt auswirkt.

Die Ergebnisse von 633 Frauen, die während der Studie schwanger wurden, sind sehr ähnlich, mit der Ausnahme, dass es möglicherweise einen leichten Rückgang beim kombinierten Endpunkt Präeklampsie oder Schwangerschaftsverlust geben könnte.

Es lagen keine Daten zu unerwünschten Wirkungen vor, weder zur Sterblichkeit des Babys während der Schwangerschaft oder in der frühen Lebensphase noch zur allgemeinen Neugeborenensterblichkeit, zur Sterblichkeit in den ersten 7 Lebenstagen oder zu Todesfällen bzw. schweren Erkrankungen des Neugeborenen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz dieser Studie ist begrenzt, da fast ein Drittel der eingeschlossenen Frauen nicht nachbeobachtet wurde oder aus der Studie ausgestiegen ist. Wir wissen nicht, ob diese Frauen schwanger wurden und welche gesundheitlichen Ergebnisse sie dabei hatten.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2025.

Cluver CA, Rohwer C, Rohwer A, Puga MEdSSantos, Torloni MR, Hofmeyr GJ

Welche Methode ist wirksamer zur Entdeckung von Darmpolypen: das Linked Color Imaging, eine Methode, die unterschiedliche Farbinformationen zur Entdeckung benutzt, oder die herkömmliche Methode der Koloskopie mit normalem Weißlicht?

3 weeks 6 days ago
Kernaussagen
  • Mit Hilfe der Linked Color Imaging-Methode (LCI, verknüpfte Farbbildgebung) lassen sich Wucherungen, die sich zu Krebs entwickeln können, besser erkennen als mit herkömmlichen Verfahren.

  • Sowohl die LCI- als auch die herkömmliche Koloskopie weisen ein gleich niedriges Risiko für unerwünschte Wirkungen auf; Komplikationen sind insgesamt selten.

  • Weitere Forschung ist notwendig, um zu klären: (1) wie viele Erwachsene nach einer LCI-Koloskopie bei der nächsten Nachuntersuchung eine Darmkrebsdiagnose erhalten, (2) ob diese Methode im Vergleich zur Standard-Koloskopie die Krebsrate tatsächlich senkt, und (3) ob sie schwerwiegende Komplikationen verursachen kann, die eine medizinische Behandlung erfordern – Fragen, die nur durch größere Studien zuverlässig beantwortet werden können.

Hintergrund

Die Darmspiegelung ist ein wichtiges Verfahren zur Früherkennung von Darmkrebs. Sie dient außerdem der Überwachung der Darmgesundheit, der Abklärung von Beschwerden im Dickdarm sowie der Erkennung und Entfernung von Polypen, die sich zu Krebs entwickeln können. Dazu zählen zum einen Adenome – das sind kleine, gutartige Wucherungen, die sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln können – und zum anderen sogenannte sessile, gezackte Läsionen. Letztere sind flache oder nur leicht hervorstehende Polypen, die durch eine typische sägezahnartige Oberfläche auffallen. Bei einer Darmspiegelung wird ein dünner, biegsamer Schlauch, der am Ende mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist, in den Enddarm eingeführt. Bei der LCI-Koloskopie werden bestimmte Lichtwellenlängen und eine spezielle Bildverarbeitung eingesetzt, um die Farbinformationen und Kontraste der Darmschleimhaut zu verstärken und so Veränderungen besser sichtbar zu machen. So lassen sich auch Tumore erkennen – ungewöhnliche Gewebewucherungen, die entweder harmlos (gutartig) oder bösartig (krebsartig) sein können. Bei Verwendung eines bestimmten Systems können Ärztinnen und Ärzte, die Koloskopien durchführen, per Tastendruck zwischen normalem Weißlicht und einer LCI-Ansicht wechseln.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die LCI-Koloskopie sicherer und wirksamer ist als die herkömmliche Weißlicht-Koloskopie.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen die LCI-Koloskopie mit der herkömmlichen Koloskopie verglichen wurde. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien. Wir untersuchten die Adenom-Entdeckungsrate (definiert als den Anteil der Koloskopien, bei denen während des Studienzeitraums mindestens ein Adenom festgestellt wurde), den Anteil der Teilnehmenden, bei denen nach einer unauffälligen Koloskopie beim nächsten empfohlenen Untersuchungstermin ein Darmkrebs diagnostiziert wurde, sowie das Auftreten behandlungsbedürftiger unerwünschter Wirkungen. Darüber hinaus haben wir die Polypen-Entdeckungsrate, die Entdeckungsrate sessiler, gezackter Läsionen sowie die durchschnittliche Anzahl der Adenome pro Teilnehmendem untersucht.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 16 Studien mit 12.836 Teilnehmenden identifiziert, in denen die LCI-Koloskopie mit der herkömmlichen Koloskopie verglichen wurde.

Hauptergebnisse

Verglichen mit der herkömmlichen Koloskopie, bewirkt die LCI-Koloskopie Folgendes:

  • Sie erhöht die Adenom-Entdeckungsrate geringfügig;

  • hat wahrscheinlich keinen oder allenfalls einen minimalen Einfluss auf unerwünschte Wirkungen, die eine medizinische Behandlung erfordern;

  • erhöht die Erkennungsrate für Polypen geringfügig;

  • erhöht wahrscheinlich die Erkennungsrate sessiler, gezackter Läsionen geringfügig; und

  • sie erhöht wahrscheinlich die durchschnittliche Anzahl der Adenome pro Teilnehmendem geringfügig.

Keine der Studien untersuchte den Anteil der Teilnehmenden, bei denen beim nächsten empfohlenen Untersuchungstermin nach einer negativen Koloskopie Darmkrebs diagnostiziert wurde.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Evidenz zur Entdeckungsrate von Adenomen und Polypen ist aussagekräftig. Unser Vertrauen in die Evidenz zu den anderen Endpunkten ist lediglich moderat, da die Studien mit zu wenigen Teilnehmenden durchgeführt wurden, um verlässlich beurteilen zu können, wie gut die LCI-Koloskopie sessile, gezackte Läsionen erkennt und wie viele Adenome im Durchschnitt pro Person festgestellt werden. Da bei keiner der in die Studien eingeschlossenen Personen behandlungsbedürftige unerwünschte Wirkungen auftraten, lässt sich nicht abschätzen, wie häufig solche Probleme auftreten könnten. Außerdem wurde in keiner der Studien berichtet, bei wie vielen Personen bei der nächsten empfohlenen Untersuchung Darmkrebs festgestellt wurde, sodass zu diesem Endpunkt keine Schlussfolgerungen gezogen werden können.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2025.

Watanabe J, Kanno T, Kakehi E, Rifu K, Kagaya T, Kotani K, Kataoka Y

Welche Vorteile und Nachteile hat die vorbeugende Einnahme von Probiotika für Erwachsene und Kinder, die Antibiotika bekommen, um Durchfall durch Clostridioides difficile zu verhindern?

1 month ago
Kernaussagen
  • Bei Menschen, die Antibiotika einnehmen, können Probiotika möglicherweise verhindern, dass es zu einer durch das Bakterium Clostridioides difficile verursachten Durchfallerkrankung (CDAD) kommt. Außerdem können sie möglicherweise auch das Risiko für eine antibiotikabedingte Durchfallerkrankung verringern.

  • Probiotika schaden wahrscheinlich nicht, wenn sie zusammen mit einem Antibiotikum eingenommen werden. In der Gruppe, die Probiotika erhielt, traten weniger leichte bis mittelschwere unerwünschte Wirkungen auf als in der Gruppe, die ein Placebo (Scheinbehandlung) oder keine Behandlung erhielt.

  • Bei Personen, die Antibiotika einnehmen und kein geschwächtes Immunsystem haben, bietet die kurzfristige Einnahme von Probiotika möglicherweise einen geringen Nutzen und ist wahrscheinlich nicht schädlich. Es sind jedoch weitere große Studien erforderlich, in denen Probiotika mit Placebo bei Menschen mit einem geringen CDAD-Risiko verglichen werden.

Was ist Clostridioides difficile -assoziierte Diarrhöe (CDAD) ?

Antibiotika gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten weltweit. Eine Behandlung mit Antibiotika kann das Gleichgewicht der Organismen, die normalerweise den Darm bevölkern, durcheinanderbringen. Dies kann zu einer Reihe von Symptomen führen, vor allem zu Durchfall. C. difficile ist ein besonders problematischer Keim, der den Darm besiedeln und dort Infektionen auslösen kann – vor allem dann, wenn das natürliche Gleichgewicht der Darmflora gestört ist. Eine Infektion mit Clostridioides difficile kann sehr unterschiedliche Folgen haben: Während manche Betroffene keinerlei Beschwerden entwickeln, leiden andere unter Durchfall, schweren Darmentzündungen oder einer krankhaften Erweiterung des Dickdarms. Im schlimmsten Fall kann die Infektion sogar zum Tod führen. Die Kosten für die Behandlung sind hoch, und die finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem ist erheblich.

Was sind Probiotika?

Probiotika sind lebende Mikroorganismen (Bakterien oder Hefen), die bei ausreichender Zufuhr gesundheitliche Vorteile bieten sollen. Sie zielen darauf ab, Störungen des mikrobiellen Gleichgewichts im Darm, die beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika entstehen können, vorzubeugen und gleichzeitig das Risiko einer übermäßigen Vermehrung schädlicher Bakterien zu verringern. Probiotika sind in Nahrungsergänzungsmitteln oder Joghurts enthalten und in Form von Kapseln, die in Naturkostläden und Supermärkten verkauft werden, weit verbreitet erhältlich. Als "funktionelle Lebensmittel" oder "gute Bakterien" könnten Probiotika ein Mittel zur Prävention und Behandlung von CDAD sein.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob Probiotika bei Erwachsenen und Kindern, die eine Antibiotikatherapie erhalten, CDAD vorbeugen, und ob Probiotika unerwünschte Wirkungen haben. Wir haben die medizinische Literatur bis zum 3. März 2025 systematisch durchsucht.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Probiotika – unabhängig von Stamm oder Dosierung – zur Vorbeugung von CDAD bei Erwachsenen und Kindern untersucht wurden, die aus irgendeinem Grund eine Antibiotikatherapie erhielten. Verglichen wurden die Probiotika dabei mit Placebo (Scheinbehandlung), einer anderen präventiven Maßnahme oder keiner Behandlung. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz basierend auf Faktoren wie der Studienmethodik und der Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir schlossen 47 Studien mit insgesamt 15.260 Erwachsenen und Kindern ein, die eine Antibiotikatherapie zusammen mit Probiotika erhielten und in denen das Wachstum von C. difficile oder das Auftreten von CDAD untersucht wurde. Achtunddreißig Studien (13.179 Teilnehmende) untersuchten die Wirksamkeit von Probiotika zur Prävention von CDAD. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika möglicherweise das Risiko für CDAD im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung geringfügig senken.

Probiotika verringern möglicherweise das Wachstum von C. difficile leicht (16 Studien, 1302 Teilnehmende). Siebenunddreißig Studien (11.911 Teilnehmende) untersuchten die unerwünschten Wirkungen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika das Risiko unerwünschter Wirkungen im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung wahrscheinlich leicht verringern. Zu den am häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen zählten Bauchkrämpfe, Übelkeit, Fieber, weicher Stuhl, Blähungen und Geschmacksstörungen. Diese traten in der Placebo- bzw. Nichtbehandlungsgruppe häufiger auf. Vierzig Studien (13.419 Teilnehmende) berichteten über Antibiotika-assoziierte Diarrhöe (AAD). Probiotika führen möglicherweise zu einer starken Verringerung des Risikos von AAD im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung. Sieben Studien (6553 Teilnehmende), die über die Dauer des Krankenhausaufenthalts berichteten, zeigten, dass es hier wahrscheinlich wenig oder keinen Unterschied zwischen Probiotika und Placebo oder keiner Behandlung gibt.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

In den von uns untersuchten Studien wurden verschiedene Arten von Probiotika verwendet, aber die verschiedenen Probiotika wurden nicht direkt miteinander verglichen. Das Fehlen direkter Vergleiche erschwert die Entscheidung, welches Probiotikum am besten wirkt.

Wir haben moderates bis geringes Vertrauen in die Evidenz. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist deshalb begrenzt, da in einigen Studien Informationen von Personen, die die Studie abbrachen oder nicht nachbeobachtet wurden, fehlen. Die beiden größten Studien in unserer Analyse zeigten keinen eindeutigen Nutzen von Probiotika zur Prävention von CDAD.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 3. März 2025.

Esmaeilinezhad Z, Ghosh NR, Walsh CM, Steen JP, Burgman AM, Mertz D, Johnston BC

Kann Training mit virtueller Realität erste praktische Übungen an echten Patient*innen in der Magen- und Darmendoskopie ergänzen oder sogar ersetzen?

1 month ago
Kernaussagen

1. Ein Simulationstraining in virtueller Realität verschafft Auszubildenden für Magen- und Darmspiegelungen möglicherweise einen Vorteil bei der eigenständigen Durchführung von Endoskopien im oberen und unteren Magen-Darm-Trakt – im Vergleich zu einer Ausbildung ohne solches Training.

2. Wir haben keine abschließende Evidenz dafür gefunden, dass ein Simulationstraining in virtueller Realität für angehende Fachkräfte in der Endoskopie einen Vorteil gegenüber dem Training an Patient*innen bietet.

Was ist ein Simulationstraining in virtueller Realität und wie kann es in der Magen- und Darmendoskopie eingesetzt werden?

Bei einer Spiegelung des Magen-Darm-Trakts wird ein biegsamer Schlauch mit einer kleinen Kamera an der Spitze vorsichtig in den Körper eingeführt. So kann das Innere von Magen oder Darm genau angesehen und untersucht werden. Üblicherweise wird dies in klinischen Einrichtungen unter der Betreuung einer erfahrenen Fachärztin bzw. eines erfahrenen Facharztes für Endoskopie gelehrt. Beim Simulationstraining in virtueller Realität (VR) entsteht mithilfe von Computertechnologie eine dreidimensionale Lernumgebung, in der Teilnehmende ihre Fähigkeiten sicher und ohne Risiko für Patient*innen trainieren können. Diese Simulationen bilden reale Situationen und Abläufe im Gesundheitswesen nach. Durch den Einsatz realer Geräte wie eines Endoskops wird das virtuelle Erlebnis noch greifbarer und interaktiver. Simulationstraining kann jedoch teuer sein. Daher muss gewährleistet sein, dass die von Auszubildenden erlernten Kompetenzen aus dem Simulationstraining auch auf reale Eingriffe übertragbar sind.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten untersuchen, ob ein Simulationstraining in virtueller Realität das herkömmliche Training an Patient*innen in der gastrointestinalen Endoskopie sinnvoll ergänzen oder sogar ersetzen kann. Unser primäres Ziel war zu untersuchen, ob ein Simulationstraining in virtueller Realität den „composite score of competency“ beeinflusst – einen zusammengesetzten Wert, der die erlernte Kompetenz der Teilnehmenden widerspiegelt.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die den Nutzen von Simulationstraining in virtueller Realität untersuchten – im Vergleich zu keinem Training, zu Training an Patient*innen oder zu anderen Formen des VR-basierten Simulationstrainings. Wir haben die Ergebnisse der verschiedenen Studien zusammengefasst und verglichen. Unser Vertrauen in die Evidenz haben wir auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir berücksichtigten 20 Studien mit 500 Teilnehmenden und insgesamt 3.975 durchgeführten Endoskopien. In zehn Studien wurde Simulationstraining in virtueller Realität mit keinem Training verglichen, in fünf Studien mit der Endoskopie an Patient*innen, in einer Studie mit einer alternativen Form des Endoskopie-Simulationstrainings und in vier Studien wurden zwei unterschiedliche Ansätze des Simulationstrainings in virtueller Realität gegenübergestellt. Zwölf Studien befassten sich mit der Koloskopie, bei der der gesamte Dickdarm untersucht wird. Drei weitere Studien untersuchten die Sigmoidoskopie, die sich auf den unteren Abschnitt des Dickdarms beschränkt. Fünf Studien wiederum betrachteten die Endoskopie des oberen Magen-Darm-Trakts, bei der Speiseröhre, Magen und Dünndarm untersucht werden. Bei den Teilnehmenden handelte es sich um Auszubildende in der Medizin sowie um Pflegefachpersonen mit begrenzter oder keiner Erfahrung in der Endoskopie.

Hauptergebnisse

Endoskopie-Simulationstraining in virtueller Realität im Vergleich zu keinem Training

Bei Auszubildenden führt ein VR-Training möglicherweise zu keinem oder nur einem geringen Unterschied im „composite score of competency“. Allerdings sind Auszubildende, die mit Hilfe von VR-Simulationen trainieren, wahrscheinlich besser in der Lage, Eingriffe selbstständig durchzuführen. Es ist unklar, ob ein VR-Simulationstraining dazu beiträgt, dass Auszubildende Eingriffe schneller durchführen, die Innenseite des Darms besser einsehen, bei den Patient*innnen weniger Unwohlsein auslösen oder insgesamt besser bewertet werden – da die vorliegende Evidenz sehr unsicher ist. In beiden Gruppen wurden keine unerwünschten oder schädlichen Ereignisse gemeldet.

Endoskopie-Simulationstraining in virtueller Realität im Vergleich zu herkömmlichem Training an Patient*innen

Von den Studien, die VR-Simulation mit herkömmlichem Training verglichen, gab nur eine Studie einen zusammengesetzten Kompetenzwert für die Teilnehmenden an, aber lieferte nicht genügend Daten, um die Ergebnisse zu analysieren. Es ist unklar, ob VR-Simulationstraining im Vergleich zum herkömmlichen Training an Patient*innen die Fähigkeit von Auszubildenden verbessert, Eingriffe selbstständig und schneller durchzuführen, die Darmschleimhaut umfassender einzusehen oder das Unwohlsein der Patient*innen zu verringern. Die vorhandene Evidenz ist sehr unsicher, sodass auch unklar bleibt, ob dadurch eine bessere Gesamtbewertung der Leistung erzielt wird. In keiner der beiden Gruppen wurden unerwünschte Ereignisse berichtet.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Bei vielen Endpunkten ist die Evidenz unsicher. Einige Studien lieferten nur unzureichende oder gar keine Angaben dazu, nach welchen Kriterien die Auszubildenden den Gruppen zugeteilt wurden und ob die Personen, die die Endpunkte erfassten, über die Gruppenzugehörigkeit informiert waren. Dies könnte die Bewertung der Auszubildenden beeinflusst haben. Außerdem war die Zahl der Teilnehmenden und Endoskopien für einige Endpunkte zu gering. Zukünftige Studien sollten berücksichtigen, welche Lerntheorien den Simulations­trainingsprogrammen zugrunde liegen und am besten funktionieren.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 18. Oktober 2023.

Sabrie N, Khan R, Plahouras J, Johnston BC, Scaffidi MA, Grover SC, Walsh CM

Wie wirksam sind HPV-Impfstoffe bei Frauen, die auffällige Zellen am Gebärmutterhals operativ entfernen lassen müssen oder dies schon hinter sich haben? Welche unerwünschten Wirkungen gibt es?

1 month ago
Kernaussagen
  • Bei Frauen, die sich einer Konisation (einem kleinen operativen Eingriff, bei dem ein kegelförmiges Stück Gewebe aus dem Gebärmutterhals entfernt wird) unterzogen haben, senkt eine Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) im Vergleich zu keiner Impfung möglicherweise das Risiko für erneute präkanzeröse Veränderungen des Gebärmutterhalses (vor allem CIN 2+).

  • Aufgrund der begrenzten Datenlage ist unklar, ob eine HPV-Impfung – unmittelbar vor, während oder nach einer Konisation – im Vergleich zu keiner Impfung das Risiko für Gebärmutterhalskrebs oder eine anhaltende HPV-Infektion bei betroffenen Frauen beeinflusst.

  • Weitere hochwertige Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und die unerwünschten Wirkungen der HPV-Impfung bei Frauen mit Konisation zu bewerten. In diesen Studien sollten auch spezifische Gruppen einbezogen werden, etwa Frauen mit bereits erfolgter HPV-Impfung sowie unterschiedliche Altersgruppen.

Was ist das humane Papillomavirus und wie wird es behandelt?

Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Sie wird durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht. HPV-Infektionen sind häufig und verschwinden normalerweise folgenlos. Anhaltende HPV-Infektionen können jedoch zu Zellveränderungen im Gewebe des Gebärmutterhalses führen, die als zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnet werden und Krebsvorstufen sind. Diese Krebsvorstufen lassen sich in leichte Gewebeveränderungen (CIN 1) und mittel- und hochgradige (CIN 2 und CIN 3) einteilen. Während sich leichte Gewebeveränderungen in der Regel ohne Behandlung spontan zurückbilden, haben hochgradige Gewebeveränderungen ein höheres Risiko, sich zu Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln. CIN 3 entspricht einem Karzinom „in situ“ (lateinisch: „am Ort“, d.h. Krebszellen sind vorhanden, haben sich aber noch nicht ausgebreitet) und dem Adenokarzinom „in situ“ (Krebszellen sind in Drüsen gewandert). Diese gehen dem eigentlichen Gebärmutterhalskrebs unmittelbar voraus.

Es gibt mehr als 200 HPV-Typen, von denen über 40 den Genitalbereich infizieren. In sieben von 10 Fällen wird Gebärmutterhalskrebs durch die HPV-Typen 16 und 18 verursacht. Bei Frauen, bei denen CIN 2 und CIN 3 diagnostiziert wurde, wird in der Regel eine Konisation des Gebärmutterhalses (auch Konusbiopsie genannt) empfohlen. Bei diesem operativen Eingriff werden Gewebeveränderungen entfernt, um ein Fortschreiten zu Gebärmutterhalskrebs zu verhindern.

In Europa gibt es drei zugelassene HPV-Impfstoffe: einen bivalenten (der gegen zwei HPV-Typen schützt), einen quadrivalenten (der gegen vier HPV-Typen schützt) und einen neunvalenten (der gegen neun HPV-Typen schützt). Die HPV-Impfung wird zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzt, aber ihre Wirksamkeit bei Frauen mit Konisation ist nach wie vor ungewiss. Wir verwenden den Ausdruck „mit Konisation“ in diesem Review, wenn die HPV-Impfung im zeitlichen Zusammenhang mit der Konisation erfolgte, egal ob vor, während oder unmittelbar nach dem Eingriff.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, wie wirksam die HPV-Impfung für Frauen ist, die eine Konisation zur Entfernung von Gebärmutterhalskrebs hatten oder haben, und ob sie unerwünschte Wirkungen hat.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die den Nutzen der HPV-Impfung bei Frauen aller Altersgruppen mit Konisation aufgrund HPV-bedingter Gebärmutterhalskrebsvorstufen untersucht haben. Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst, ihre Zuverlässigkeit bewertet und unser Vertrauen in die Evidenz eingestuft.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 13 Studien, die 21.453 Frauen mit Konisation einschlossen. Die Studien unterscheiden sich in Design und Qualität. Die meisten Studien wurden in Europa durchgeführt (10 Studien) und verwendeten den quadrivalenten (sieben Studien) oder den neunvalenten (eine Studie) HPV-Impfstoff. In einigen Studien wurden die Frauen mehr als 60 Monate lang beobachtet.

Hauptergebnisse
  • Eine HPV-Impfung verringert möglicherweise im Vergleich zu einer Nichtimpfung bei Frauen mit Konisation das Risiko von Krebsvorstufen. Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren.

  • Wir sind uns nicht sicher, ob die HPV-Impfung im Vergleich zu keiner HPV-Impfung bei Frauen mit Konisation eine Wirkung auf Gebärmutterhalskrebs und anhaltende HPV-Infektionen hat.

  • Es gab keine Daten zu neuen HPV-Infektionen, Adenokarzinom in situ und zur Lebensqualität. Die übrige Evidenz war größtenteils nicht schlüssig.

  • Zu den unerwünschten Wirkungen gehörten leichte Reaktionen (Rötung oder Ausschlag an der Einstichstelle: bei 92 von 100 Frauen; Kopfschmerzen: bei 8 von 100 Frauen) und schwere allergische Reaktionen (1 von 100 Frauen).

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Evidenz stammte hauptsächlich aus Studien, bei denen es möglicherweise Probleme bei der Durchführung gab. Nur zwei Studien waren darauf ausgelegt, solidere Evidenz zu liefern. Die Studien lieferten nicht genügend Informationen, um festzustellen, welchen Einfluss eine vorherige HPV-Impfung auf die Wirkung einer erneuten HPV-Impfung (unmittelbar vor, während oder nach einer Konisation) hat und ob der Zeitpunkt der zweiten HPV-Impfung eine Rolle spielt. Es werden außerdem mehr Informationen für verschiedene Altersgruppen benötigt.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2023.

Kapp P, Schmucker C, Siemens W, Brugger T, Gorenflo L, Röbl-Mathieu M, Grummich K, Thörel E, Askar M, Brotons M, Andersen PH, Konopnicki D, Lynch J, Ruta S, Saare L, Swennen B, Tachezy R, Takla A, Učakar V, Vänskä S, Zavadska D, Adel Ali K, Olsson K,…

Ist die niedrigdosierte Stoßwellentherapie eine wirksame und sichere Behandlung von Erektionsstörungen?

1 month ago
Kernaussagen
  • Die niedrigdosierte Stoßwellentherapie verbessert langfristig möglicherweise die Erektionsfunktion.

  • Die niedrigdosierte Stoßwellentherapie verbessert kurzfristig möglicherweise die Härte und Steifheit des Penis (penile Rigidität).

  • Behandlungsbedingte unerwünschte Wirkungen und ein vorzeitiger Abbruch der Therapie sind kurzfristig möglicherweise selten.

Was ist eine Erektionsstörung?

Erektionsstörungen sind ein häufiges Problem: Dabei haben Männer beim Geschlechtsverkehr Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Dies kann viele Ursachen haben – zum Beispiel andere Erkrankungen, medizinische Behandlungen (wie Medikamente oder Operationen an der Prostata), eine ungesunde Lebensweise (z. B. Rauchen, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel) sowie Depressionen oder Angstzustände.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Erektionsstörungen?

Erektionsstörungen können auf unterschiedliche Weise behandelt werden. Als Erstes könnte von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt eine Änderung des Lebensstils vorschlagen werden, etwa mehr Bewegung, eine ausgewogene Ernährung oder ein Rauchstopp. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, werden womöglich Medikamente verschrieben. Wenn die Ursache eher in den Gefühlen oder in der Beziehung zur Sexualpartnerin oder zum Sexualpartner liegt, könnte auch eine psychotherapeutische Begleitung hilfreich sein. Es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten, etwa Geräte, Injektionen oder Operationen. In diesem Cochrane-Review wurde eine neue Behandlungmethode mit Stoßwellen untersucht.

Was ist eine Stoßwellentherapie?

Bei der niedrigdosierten Stoßwellentherapie werden Schallwellen eingesetzt, um die Durchblutung im Penis zu fördern. Das kann die Erektionsfähigkeit verbessern. Es handelt sich um eine einfache Behandlung. Ein Arzt oder eine Ärztin hält ein kleines Gerät an verschiedene Stellen des Penis. Die Behandlung ist nicht schmerzhaft, und eine Betäubung der zu behandelnden Stellen ist nicht nötig. Die Behandlung dauert etwa 15 bis 20 Minuten und wird über mehrere Wochen hinweg mehrfach durchgeführt.

Der Begriff „niedrigdosierte Stoßwellentherapie“ weist auf den schonenden Charakter der Behandlung hin. Hochdosierte Stoßwellen sind sehr intensiv – sie werden zum Beispiel eingesetzt, um Nierensteine zu zertrümmern. Niedrigdosierte Stoßwellen sind dagegen deutlich sanfter und können wirksam sein, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die niedrigdosierte Stoßwellentherapie besser wirkt als eine Scheinbehandlung – also ein Gerät, das keine echten Stoßwellen abgibt. Wir untersuchten:

  • wie gut die Stoßwellentherapie die Erektionsfunktion verbessert;

  • ob Teilnehmende die Behandlung häufiger abbrechen als bei einer Scheinbehandlung;

  • ob es zu unerwünschten Wirkungen kommt;

  • wie zufrieden die Patienten und ihre Partner*innen mit dem Behandlungsergebnis sind;

  • ob die Stoßwellentherapie den Penis steifer macht; und

  • ob die Stoßwellentherapie das Sexualleben verbessert.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen medizinischen Studien, in denen eine niedrigdosierte Stoßwellentherapie mit einer Scheinbehandlung bei Männern mit Erektionsstörungen verglichen wurde. Wir haben die Ergebnisse dieser Studien geprüft, zusammengefasst und unser Vertrauen in die Ergebnisse anhand verschiedener Faktoren bewertet – zum Beispiel, wie zuverlässig die Studien durchgeführt wurden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 21 Studien mit insgesamt 1357 Männern, die entweder eine niedrigdosierte Stoßwellentherapie oder eine Scheinbehandlung erhielten. Die Männer waren zwischen 39 und 65 Jahre alt und hatten seit 3 bis 68 Monaten Erektionsstörungen.

Hauptergebnisse

Wir fanden heraus, dass die niedrigdosierte Stoßwellentherapie kurzfristig (bis zu 3 Monate) möglicherweise eine geringe Wirkung auf die Erektionsfunktion hat – diese Wirkung ist jedoch möglicherweise zu klein, um für Betroffene spürbar zu sein. Langfristig (nach mehr als 3 Monaten) verbessert sie möglicherweise die Erektionsfunktion. Kurzfristig verbessert sie möglicherweise die Erektionshärte. Langfristig hat sie möglicherweise auch einen geringen Einfluss auf die Erektionshärte – dieser Effekt ist aber möglicherweise zu klein, um für Betroffene spürbar zu sein. Alle Behandlungen wurden nur über einen kurzen Zeitraum angewendet, aber einige Studien berichteten auch über Langzeitergebnisse. Sowohl kurzfristig als auch langfristig hat die niedrigdosierte Stoßwellentherapie möglicherweise nur geringe oder keine Auswirkungen auf unerwünschte Wirkungen und auf die Häufigkeit eines Behandlungsabbruchs. Wir fanden keine Informationen dazu, wie zufrieden die Patienten und ihre Partner*innen mit den Behandlungsergebnissen waren oder wie sich die Behandlung auf ihr Sexualleben auswirkte.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Unser Vertrauen in diese Ergebnisse ist gering – vor allem aus folgenden Gründen:

  • die Studien wurden nicht sehr gut durchgeführt;

  • die Evidenz deckt nicht alle Personen, Behandlungen oder Endpunkte ab, an denen wir interessiert waren;

  • die Studien wurden an wenigen Männern durchgeführt und verwendeten unterschiedliche Arten der Stoßwellenabgabe;

  • die Ergebnisse fielen in den einzelnen Studien sehr unterschiedlich aus.

Neun der 21 Studien wurden von Firmen finanziert, die Geräte für die Stoßwellentherapie herstellen. Fünf Studien gaben an, keine finanzielle Unterstützung durch die Industrie erhalten zu haben. Bei den übrigen Studien wurde nicht angegeben, ob sie Geldgeber hatten oder nicht.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von 7. Juli 2024.

Ergun O, Kim K, Kim MH, Hwang EC, Blair Y, Gudeloglu A, Parekattil S, Dahm P

Welche Möglichkeiten zur Unterstützung der Atmung durch die Nase helfen Frühgeborenen am besten, nachdem ein Beatmungsschlauch entfernt wurde?

1 month 1 week ago
Kernaussagen
  • Unsere Analyse ergab, dass einige Methoden möglicherweise besser geeignet sind als andere, um ein Behandlungsversagen und die erneute Einführung eines Beatmungsschlauchs in die Luftröhre zu verhindern – allerdings ist die Evidenz unsicher.

  • Weitere Forschungen sind nötig, bei denen strenge Richtlinien in den Studienaufbau einbezogen werden. Dabei sollten verschiedene Methoden mit demselben Luftdruck verglichen werden. Außerdem sollten mehr extrem frühgeborene Kinder berücksichtigt werden, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden.

Was ist die nicht-invasive Atemunterstützung nach der Extubation (also der Entfernung des Beatmungsschlauchs, nachdem das Baby an einer Beatmungsmaschine war) ?

Frühgeborene brauchen oft Hilfe beim Atmen, weil ihre Lungen noch nicht vollständig entwickelt sind. Dazu wird ein Atemschlauch in die Luftröhre eingeführt und mit einer Maschine verbunden, die das Baby beim Atmen unterstützt. Wenn sich die Atmung und die Lunge des Babys verbessern, kann auf eine nicht-invasive Atemhilfe umgestellt werden, bei der kein Beatmungsschlauch nötig ist. Diese Atemhilfe unterstützt die Atmung von außen über die Nase (nasale Atemunterstützung).

Was wollten wir herausfinden?

Wir verglichen die verfügbaren Informationen aus der medizinischen Fachliteratur zu sieben Arten der nasalen Atemunterstützung. Die Arten unterscheiden sich in Flussraten, Druckverhältnissen und zeitlichen Abläufen. Wir wollten herausfinden, welche Methode bei Frühgeborenen nach Entfernung des Beatmungsschlauchs am wirksamsten ist - um ein Versagen der Behandlung zu verhindern (also eine Verschlechterung der Atmung, bei der zusätzliche Hilfe wie mehr Sauerstoff oder ein erneuter Beatmungsschlauch nötig ist), das Wiedereinsetzen eines Beatmungsschlauchs zu vermeiden und den Schweregrad langfristiger Lungenproblemen zu verringern.

Wie gingen wir vor?

Wir werteten Studien aus, in denen verschiedene Kombinationen von Flussraten, Druckverhältnissen und Zeitabläufen zur Atemunterstützung bei Frühgeborenen (geboren nach weniger als 37 Schwangerschaftswochen) nach Entfernung des Beatmungsschlauchs verglichen wurden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 54 Studien mit 6995 Frühgeborenen, in denen verschiedene Arten der nicht-invasiven Atemunterstützung verglichen wurden.

Im Vergleich mit der nasalen kontinuierliche Überdruckbeatmung (mit gleichmäßigem Luftstrom) oder der High-Flow-Nasenkanüle (bei der Luft durch kleine Schläuche mit hoher Flussrate verabreicht wird), ist die nasale intermittierende Überdruckbeatmung (mit zwei Druckstufen und kurzen Luftstößen) möglicherweise wirksamer: Sie senkt möglicherweise das Risiko eines Behandlungsversagens und verhindert möglicherweise , dass erneut ein Beatmungsschlauch eingesetzt werden muss. Die nicht-invasive Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung (die winzige, schnelle Atemzügen erzeugt) senkt wahrscheinlich das Risiko eines Behandlungsversagens und verhindert wahrscheinlich, dass erneut ein Beatmungsschlauch eingesetzt werden muss, verglichen mit der nasalen kontinuierliche Beatmung oder der High-Flow-Nasenkanüle. Die nicht-invasive Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung verringert möglicherweise auch das Risiko für langfristige Lungenprobleme.

Unser Vertrauen in die Evidenz ist moderat bis gering, deshalb konnten wir keine sicheren Schlussfolgerungen ziehen.

Die Ergebnisse waren ähnlich, wenn man auch Babys berücksichtigte, die ab der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Bei Babys, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden, gab es zu wenige Daten, um Aussagen zu treffen. Möglicherweise gibt es hier nur geringe oder keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden, wobei die Evidenz hierzu sehr unsicher ist.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Für extrem frühgeborene Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, ist die Evidenz begrenzt. Außerdem unterschieden sich die Studien darin, wie sie die verschiedenen Methoden verglichen – besonders bei der Luftflussgeschwindigkeit in den Atemwegen. Das könnte die Ergebnisse beeinflusst haben. Schließlich haben wir wegen verschiedener Probleme bei der Durchführung der Studien wenig oder gar kein Vertrauen in einige der Ergebnisse.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2024.

Razak A, Shah PS, Kadam M, Borhan S, Mukerji A

Helfen digitale oder technikgestützte Maßnahmen bei der Behandlung von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen?

1 month 1 week ago
Kernaussagen

- Digitale Maßnahmen verringern kurzfristig möglicherweise das Körperfett von Kindern und Jugendlichen. Ob sie darüber hinaus auch andere Endpunkte beeinflussen, ist unklar.

- Über die Sicherheit der digitalen Maßnahmen wurde in keiner Studie berichtet.

- Zukünftige Studien sollten • ihre Ergebnisse getrennt nach Alter, Geschlecht und ethnischem Hintergrund darstellen, • alle erhobenen Daten berücksichtigen, • auch über unerwünschte Wirkungen und weitere Endpunkte berichten, • in den Analysen sowohl Ernährungs­gewohnheiten als auch körperliche Aktivität berücksichtigen und • offenlegen, auf welcher Verhaltenstheorie die jeweilige Maßnahme beruht.

Warum ist Fettleibigkeit im Kindesalter ein Problem?

Fettleibigkeit bei Kindern ist weltweit ein ernstes Gesundheitsproblem. Es erhöht ihr Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Jahr 2016 waren weltweit mehr als 340 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren übergewichtig oder stark übergewichtig (adipös).

Was sind digitale Technologien und wie werden sie zur Verringerung von Fettleibigkeit eingesetzt?

Forschende suchen nach neuen Möglichkeiten, wie digitale Technologien Kindern und Jugendlichen mit Fettleibigkeit helfen können. Dazu gehören zum Beispiel Fitnessarmbänder, Online-Programme, SMS-Nachrichten, Apps für Smartphones oder Tablets, sogenanntes „exergaming“ (eine Kombination aus den englischen Wörtern exercise = Bewegung und gaming = Videospiele spielen), sowie ärztliche Beratung per Telefon oder Internet („Telemedizin“). Zu den möglichen Vorteilen dieser Technologien gehören:

- Sie sind jederzeit verfügbar – das kann helfen, gesundes Verhalten über längere Zeit beizubehalten.
- Sie können die Kosten der medizinischen Versorgung senken.
- Sie können die gesundheitliche Chancengleichheit fördern, also ungerechte Unterschiede im Gesundheitszustand zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen verringern – denn sie sind in der Regel leicht zugänglich und für viele Menschen verfügbar.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob digitale Technologien Kindern und Jugendlichen beim Abnehmen helfen – und ob sie sicher in der Anwendung sind.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen digitale Technologien bei der Behandlung von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre untersucht wurden. Dazu gehörten zum Beispiel sogenannte „wearables“ (kleine elektronische Geräte, die man am Körper trägt und die beim Erfassen von Ernährung, Gesundheit oder Bewegung helfen), Online-Programme, SMS-Nachrichten, Handy-Apps, „exergaming“ (Verbindung von Bewegung und Videospielen) und ärztliche Beratung per Telefon oder Internet („Telemedizin“). Die Studien wurden in zwei Gruppen eingeteilt:

- digitale Technologien zusätzlich zur üblichen Behandlung im Vergleich zur üblichen Behandlung allein;
- digitale Technologien allein im Vergleich zur üblichen Behandlung allein.

Wir haben die Ergebnisse der Studien verglichen und zusammengefasst. Dabei haben wir auch bewertet, wie zuverlässig die Ergebnisse sind – je nachdem, wie gut die Studien gemacht waren und wie groß sie waren.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 15 Studien mit insgesamt 911 Kindern und Jugendlichen eingeschlossen. Fünf dieser Studien bezogen Kinder im Alter von 0 bis 19 Jahren ein. In zehn Studien wurden nur Kinder im Alter von 10 bis 19 Jahren berücksichtigt. Neun Studien dauerten weniger als sechs Monate (Kurzzeitstudien), sechs Studien dauerten mindestens sechs Monate (Langzeitstudien).

Acht Studien verglichen digitale Technologien in Kombination mit der Standardversorgung mit der Standardversorgung allein. Dabei zeigte sich, dass das Einbeziehen von digitalen Technologien in die Behandlung den Körperfettanteil am Ende der Studie möglicherweise im Durchschnitt um 2,63 % verringert. Das ist ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied. Die Auswirkungen auf andere Endpunkte waren unklar.

Sieben Studien verglichen digitale Maßnahmen allein mit der Standardversorgung. Auch hier blieben die Auswirkungen auf die untersuchten Endpunkte unklar.

Keine der Studien berichtete darüber, ob diese Maßnahmen sicher sind.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Es ist schwer zu beurteilen, welche Relevanz die Verringerung des Körperfetts durch digitale Maßnahmen in Kombination mit der üblichen Behandlung langfristig für die Gesundheit der Kinder und Jugendliche hat – denn die wissenschaftliche Grundlage dafür ist bislang begrenzt. Außerdem gibt es keine verlässlichen Studien zur Sicherheit dieser digitalen Technologien. Es war auch nicht möglich zu beurteilen, ob sich die Ergebnisse zwischen den verschiedenen Altersgruppen unterscheiden.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Diese Evidenz ist auf dem Stand von April 2025.

Palacios C, Hernandez J, Ajmal A, Rodriguez AJ, Hassan AY, Metzendorf M-I, Ramella-Roman JC.
Checked
8 hours 30 minutes ago
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