Vergleich verschiedener Antibiotika, die Frauen bei einem Kaiserschnitt routinemäßig erhalten, um Infektionen vorzubeugen
Wir wollten herausfinden, ob die routinemäßige Verabreichung bestimmter Antibiotika bei Kaiserschnitten im Vergleich zu anderen Antibiotika die Zahl der Infektionen bei Müttern und Neugeborenen verringert. Wir haben außerdem untersucht, ob es Unterschiede bei unerwünschten Wirkungen gibt. Wir konzentrierten uns insbesondere auf Antibiotikaklassen, die gegen die nach der Entbindung am häufigsten auftretenden Infektionen wirksam sind, und verglichen daher vor allem Cephalosporine mit Penicillinen. Zur Beantwortung dieser Fragestellung haben wir alle relevanten Studien (randomisierte kontrollierte Studien) gesucht und analysiert (Stand der letzten Suche: 2. Dezember 2019).
Warum ist dies wichtig ?Frauen, die per Kaiserschnitt entbinden, haben im Vergleich zu Frauen mit vaginaler Geburt ein erhöhtes Infektionsrisiko. Infektionsquellen können der Urin, die Operationswunde oder die Gebärmutterschleimhaut sein. Infektionen können schwerwiegend sein und beispielsweise einen Abszess im Becken oder eine Blutvergiftung verursachen. In sehr seltenen Fällen können diese Infektionen tödlich verlaufen, insbesondere in Regionen mit begrenzten Ressourcen. Zur Vermeidung von Infektionen sind eine sorgfältige Hautdesinfektion und die prophylaktische Gabe von Antibiotika vor Beginn des Kaiserschnitts ebenso wichtig wie eine gute chirurgische Technik. Antibiotika können jedoch bei der Mutter unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlag und in seltenen Fällen allergische Reaktionen verursachen. Sowohl die Mutter als auch das Neugeborene können an einer Pilzinfektion (Candida) erkranken. Antibiotika, die Frauen kurz vor oder während der Geburt verabreicht werden, können zudem die Darmflora des Neugeboren verändern und das sich entwickelnde Immunsystem des Neugeborenen beeinträchtigen.
Welche Evidenz fanden wir?Wir identifizierten 39 relevante Studien. Davon lieferten 33 Studien Daten zu insgesamt 8073 Frauen und ihren Babys. Die Qualität der einzelnen Studien war im Allgemeinen unklar, was zu einer insgesamt geringen oder sehr geringen Vertrauenswürdigkeit der Evidenz führte. Drei der 33 Studien wurden mit finanzieller Unterstützung von Arzneimittelherstellern durchgeführt. In den meisten Studien wurden Antibiotika erst bei oder nach dem Abklemmen der Nabelschnur verabreicht, obwohl heute in der Praxis häufig bereits vor dem Hautschnitt Antibiotika verabreicht werden.
Acht Studien mit insgesamt 1540 Frauen verglichen antistaphylokokkenwirksame Cephalosporine der ersten und zweiten Generation mit Breitbandpenicillinen, die mit einem Betalaktamase-Hemmer kombiniert waren. Wir stellten fest, dass sich diese Antibiotika hinsichtlich der Reduktion von Endometritis und mütterlichem Fieber möglicherweise nicht wesentlich unterscheiden. Es war unklar, welches Antibiotikum bei Wundinfektionen, Harnwegsinfektionen und mütterlichen unerwünschten Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Hautausschlag bessere Ergebnisse erzielte. Wir fanden keine Evidenz zu längerfristigen Ergebnissen bei Müttern nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus und keine Evidenz zu den Ergebnissen bei den Neugeborenen. Nur eine kleine Studie mit 75 Frauen berichtete über Blutvergiftungen (Sepsis) bei Müttern, jedoch traten zu wenige Fälle auf, um klare Unterschiede zwischen den Antibiotika feststellen zu können.
Wir fanden keine Studien, die Evidenz zum Vergleich von antistaphylokokkenwirksamen Cephalosporinen mit Lincosamiden bzw. mit Lincosamiden plus Aminoglykosiden lieferten. Die übrigen Studien verglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Antibiotika, lieferten jedoch nicht genügend Daten, um eindeutige Schlussfolgerungen zu einzelnen Vergleichen zu ziehen.
Was bedeutet das?Antistaphylokokkenwirksame Cephalosporine und Penicilline mit Betalaktamasehemmern zeigen bei Kaiserschnitten möglicherweise eine vergleichbare Wirksamkeit zur Verhinderung mütterlicher Infektionen. Für zahlreiche klinisch relevante Endpunkte ist die Evidenz jedoch unklar. Insbesondere fanden wir keine Evidenz zu den Auswirkungen dieser Antibiotika auf Neugeborene sowie keine Evidenz zu Langzeitwirkungen bei Frauen und deren Kindern. Dies ist insbesondere bei Studien relevant, in denen Antibiotika vor dem chirurgischen Schnitt verabreicht werden, da die Antibiotika das Baby erreichen können. Für die anderen Vergleiche, die in diesem Review einbezogen wurden, lagen nur wenige Daten vor. Viele Studien waren älteren Datums und berichteten nur unzureichend über den Studienaufbau sowie über zentrale Endpunkte; zudem waren die Stichproben oft klein und es traten nur wenige Ereignisse auf. Darüber hinaus ist Forschung zu Antibiotika erforderlich, die gegen Erreger wirksam sind, welche Resistenzen gegenüber bestimmten Antibiotika aufweisen.