Cochrane Kompakt

Welche Vorteile und Nachteile hat die vorbeugende Einnahme von Probiotika für Erwachsene und Kinder, die Antibiotika bekommen, um Durchfall durch Clostridioides difficile zu verhindern?

1 day 4 hours ago
Kernaussagen
  • Bei Menschen, die Antibiotika einnehmen, können Probiotika möglicherweise verhindern, dass es zu einer durch das Bakterium Clostridioides difficile verursachten Durchfallerkrankung (CDAD) kommt. Außerdem können sie möglicherweise auch das Risiko für eine antibiotikabedingte Durchfallerkrankung verringern.

  • Probiotika schaden wahrscheinlich nicht, wenn sie zusammen mit einem Antibiotikum eingenommen werden. In der Gruppe, die Probiotika erhielt, traten weniger leichte bis mittelschwere unerwünschte Wirkungen auf als in der Gruppe, die ein Placebo (Scheinbehandlung) oder keine Behandlung erhielt.

  • Bei Personen, die Antibiotika einnehmen und kein geschwächtes Immunsystem haben, bietet die kurzfristige Einnahme von Probiotika möglicherweise einen geringen Nutzen und ist wahrscheinlich nicht schädlich. Es sind jedoch weitere große Studien erforderlich, in denen Probiotika mit Placebo bei Menschen mit einem geringen CDAD-Risiko verglichen werden.

Was ist Clostridioides difficile -assoziierte Diarrhöe (CDAD) ?

Antibiotika gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten weltweit. Eine Behandlung mit Antibiotika kann das Gleichgewicht der Organismen, die normalerweise den Darm bevölkern, durcheinanderbringen. Dies kann zu einer Reihe von Symptomen führen, vor allem zu Durchfall. C. difficile ist ein besonders problematischer Keim, der den Darm besiedeln und dort Infektionen auslösen kann – vor allem dann, wenn das natürliche Gleichgewicht der Darmflora gestört ist. Eine Infektion mit Clostridioides difficile kann sehr unterschiedliche Folgen haben: Während manche Betroffene keinerlei Beschwerden entwickeln, leiden andere unter Durchfall, schweren Darmentzündungen oder einer krankhaften Erweiterung des Dickdarms. Im schlimmsten Fall kann die Infektion sogar zum Tod führen. Die Kosten für die Behandlung sind hoch, und die finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem ist erheblich.

Was sind Probiotika?

Probiotika sind lebende Mikroorganismen (Bakterien oder Hefen), die bei ausreichender Zufuhr gesundheitliche Vorteile bieten sollen. Sie zielen darauf ab, Störungen des mikrobiellen Gleichgewichts im Darm, die beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika entstehen können, vorzubeugen und gleichzeitig das Risiko einer übermäßigen Vermehrung schädlicher Bakterien zu verringern. Probiotika sind in Nahrungsergänzungsmitteln oder Joghurts enthalten und in Form von Kapseln, die in Naturkostläden und Supermärkten verkauft werden, weit verbreitet erhältlich. Als "funktionelle Lebensmittel" oder "gute Bakterien" könnten Probiotika ein Mittel zur Prävention und Behandlung von CDAD sein.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob Probiotika bei Erwachsenen und Kindern, die eine Antibiotikatherapie erhalten, CDAD vorbeugen, und ob Probiotika unerwünschte Wirkungen haben. Wir haben die medizinische Literatur bis zum 3. März 2025 systematisch durchsucht.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Probiotika – unabhängig von Stamm oder Dosierung – zur Vorbeugung von CDAD bei Erwachsenen und Kindern untersucht wurden, die aus irgendeinem Grund eine Antibiotikatherapie erhielten. Verglichen wurden die Probiotika dabei mit Placebo (Scheinbehandlung), einer anderen präventiven Maßnahme oder keiner Behandlung. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz basierend auf Faktoren wie der Studienmethodik und der Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir schlossen 47 Studien mit insgesamt 15.260 Erwachsenen und Kindern ein, die eine Antibiotikatherapie zusammen mit Probiotika erhielten und in denen das Wachstum von C. difficile oder das Auftreten von CDAD untersucht wurde. Achtunddreißig Studien (13.179 Teilnehmende) untersuchten die Wirksamkeit von Probiotika zur Prävention von CDAD. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika möglicherweise das Risiko für CDAD im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung geringfügig senken.

Probiotika verringern möglicherweise das Wachstum von C. difficile leicht (16 Studien, 1302 Teilnehmende). Siebenunddreißig Studien (11.911 Teilnehmende) untersuchten die unerwünschten Wirkungen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika das Risiko unerwünschter Wirkungen im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung wahrscheinlich leicht verringern. Zu den am häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen zählten Bauchkrämpfe, Übelkeit, Fieber, weicher Stuhl, Blähungen und Geschmacksstörungen. Diese traten in der Placebo- bzw. Nichtbehandlungsgruppe häufiger auf. Vierzig Studien (13.419 Teilnehmende) berichteten über Antibiotika-assoziierte Diarrhöe (AAD). Probiotika führen möglicherweise zu einer starken Verringerung des Risikos von AAD im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung. Sieben Studien (6553 Teilnehmende), die über die Dauer des Krankenhausaufenthalts berichteten, zeigten, dass es hier wahrscheinlich wenig oder keinen Unterschied zwischen Probiotika und Placebo oder keiner Behandlung gibt.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

In den von uns untersuchten Studien wurden verschiedene Arten von Probiotika verwendet, aber die verschiedenen Probiotika wurden nicht direkt miteinander verglichen. Das Fehlen direkter Vergleiche erschwert die Entscheidung, welches Probiotikum am besten wirkt.

Wir haben moderates bis geringes Vertrauen in die Evidenz. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist deshalb begrenzt, da in einigen Studien Informationen von Personen, die die Studie abbrachen oder nicht nachbeobachtet wurden, fehlen. Die beiden größten Studien in unserer Analyse zeigten keinen eindeutigen Nutzen von Probiotika zur Prävention von CDAD.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 3. März 2025.

Esmaeilinezhad Z, Ghosh NR, Walsh CM, Steen JP, Burgman AM, Mertz D, Johnston BC

Kann Training mit virtueller Realität erste praktische Übungen an echten Patient*innen in der Magen- und Darmendoskopie ergänzen oder sogar ersetzen?

2 days 5 hours ago
Kernaussagen

1. Ein Simulationstraining in virtueller Realität verschafft Auszubildenden für Magen- und Darmspiegelungen möglicherweise einen Vorteil bei der eigenständigen Durchführung von Endoskopien im oberen und unteren Magen-Darm-Trakt – im Vergleich zu einer Ausbildung ohne solches Training.

2. Wir haben keine abschließende Evidenz dafür gefunden, dass ein Simulationstraining in virtueller Realität für angehende Fachkräfte in der Endoskopie einen Vorteil gegenüber dem Training an Patient*innen bietet.

Was ist ein Simulationstraining in virtueller Realität und wie kann es in der Magen- und Darmendoskopie eingesetzt werden?

Bei einer Spiegelung des Magen-Darm-Trakts wird ein biegsamer Schlauch mit einer kleinen Kamera an der Spitze vorsichtig in den Körper eingeführt. So kann das Innere von Magen oder Darm genau angesehen und untersucht werden. Üblicherweise wird dies in klinischen Einrichtungen unter der Betreuung einer erfahrenen Fachärztin bzw. eines erfahrenen Facharztes für Endoskopie gelehrt. Beim Simulationstraining in virtueller Realität (VR) entsteht mithilfe von Computertechnologie eine dreidimensionale Lernumgebung, in der Teilnehmende ihre Fähigkeiten sicher und ohne Risiko für Patient*innen trainieren können. Diese Simulationen bilden reale Situationen und Abläufe im Gesundheitswesen nach. Durch den Einsatz realer Geräte wie eines Endoskops wird das virtuelle Erlebnis noch greifbarer und interaktiver. Simulationstraining kann jedoch teuer sein. Daher muss gewährleistet sein, dass die von Auszubildenden erlernten Kompetenzen aus dem Simulationstraining auch auf reale Eingriffe übertragbar sind.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten untersuchen, ob ein Simulationstraining in virtueller Realität das herkömmliche Training an Patient*innen in der gastrointestinalen Endoskopie sinnvoll ergänzen oder sogar ersetzen kann. Unser primäres Ziel war zu untersuchen, ob ein Simulationstraining in virtueller Realität den „composite score of competency“ beeinflusst – einen zusammengesetzten Wert, der die erlernte Kompetenz der Teilnehmenden widerspiegelt.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die den Nutzen von Simulationstraining in virtueller Realität untersuchten – im Vergleich zu keinem Training, zu Training an Patient*innen oder zu anderen Formen des VR-basierten Simulationstrainings. Wir haben die Ergebnisse der verschiedenen Studien zusammengefasst und verglichen. Unser Vertrauen in die Evidenz haben wir auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir berücksichtigten 20 Studien mit 500 Teilnehmenden und insgesamt 3.975 durchgeführten Endoskopien. In zehn Studien wurde Simulationstraining in virtueller Realität mit keinem Training verglichen, in fünf Studien mit der Endoskopie an Patient*innen, in einer Studie mit einer alternativen Form des Endoskopie-Simulationstrainings und in vier Studien wurden zwei unterschiedliche Ansätze des Simulationstrainings in virtueller Realität gegenübergestellt. Zwölf Studien befassten sich mit der Koloskopie, bei der der gesamte Dickdarm untersucht wird. Drei weitere Studien untersuchten die Sigmoidoskopie, die sich auf den unteren Abschnitt des Dickdarms beschränkt. Fünf Studien wiederum betrachteten die Endoskopie des oberen Magen-Darm-Trakts, bei der Speiseröhre, Magen und Dünndarm untersucht werden. Bei den Teilnehmenden handelte es sich um Auszubildende in der Medizin sowie um Pflegefachpersonen mit begrenzter oder keiner Erfahrung in der Endoskopie.

Hauptergebnisse

Endoskopie-Simulationstraining in virtueller Realität im Vergleich zu keinem Training

Bei Auszubildenden führt ein VR-Training möglicherweise zu keinem oder nur einem geringen Unterschied im „composite score of competency“. Allerdings sind Auszubildende, die mit Hilfe von VR-Simulationen trainieren, wahrscheinlich besser in der Lage, Eingriffe selbstständig durchzuführen. Es ist unklar, ob ein VR-Simulationstraining dazu beiträgt, dass Auszubildende Eingriffe schneller durchführen, die Innenseite des Darms besser einsehen, bei den Patient*innnen weniger Unwohlsein auslösen oder insgesamt besser bewertet werden – da die vorliegende Evidenz sehr unsicher ist. In beiden Gruppen wurden keine unerwünschten oder schädlichen Ereignisse gemeldet.

Endoskopie-Simulationstraining in virtueller Realität im Vergleich zu herkömmlichem Training an Patient*innen

Von den Studien, die VR-Simulation mit herkömmlichem Training verglichen, gab nur eine Studie einen zusammengesetzten Kompetenzwert für die Teilnehmenden an, aber lieferte nicht genügend Daten, um die Ergebnisse zu analysieren. Es ist unklar, ob VR-Simulationstraining im Vergleich zum herkömmlichen Training an Patient*innen die Fähigkeit von Auszubildenden verbessert, Eingriffe selbstständig und schneller durchzuführen, die Darmschleimhaut umfassender einzusehen oder das Unwohlsein der Patient*innen zu verringern. Die vorhandene Evidenz ist sehr unsicher, sodass auch unklar bleibt, ob dadurch eine bessere Gesamtbewertung der Leistung erzielt wird. In keiner der beiden Gruppen wurden unerwünschte Ereignisse berichtet.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Bei vielen Endpunkten ist die Evidenz unsicher. Einige Studien lieferten nur unzureichende oder gar keine Angaben dazu, nach welchen Kriterien die Auszubildenden den Gruppen zugeteilt wurden und ob die Personen, die die Endpunkte erfassten, über die Gruppenzugehörigkeit informiert waren. Dies könnte die Bewertung der Auszubildenden beeinflusst haben. Außerdem war die Zahl der Teilnehmenden und Endoskopien für einige Endpunkte zu gering. Zukünftige Studien sollten berücksichtigen, welche Lerntheorien den Simulations­trainingsprogrammen zugrunde liegen und am besten funktionieren.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 18. Oktober 2023.

Sabrie N, Khan R, Plahouras J, Johnston BC, Scaffidi MA, Grover SC, Walsh CM

Wie wirksam sind HPV-Impfstoffe bei Frauen, die auffällige Zellen am Gebärmutterhals operativ entfernen lassen müssen oder dies schon hinter sich haben? Welche unerwünschten Wirkungen gibt es?

2 days 5 hours ago
Kernaussagen
  • Bei Frauen, die sich einer Konisation (einem kleinen operativen Eingriff, bei dem ein kegelförmiges Stück Gewebe aus dem Gebärmutterhals entfernt wird) unterzogen haben, senkt eine Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) im Vergleich zu keiner Impfung möglicherweise das Risiko für erneute präkanzeröse Veränderungen des Gebärmutterhalses (vor allem CIN 2+).

  • Aufgrund der begrenzten Datenlage ist unklar, ob eine HPV-Impfung – unmittelbar vor, während oder nach einer Konisation – im Vergleich zu keiner Impfung das Risiko für Gebärmutterhalskrebs oder eine anhaltende HPV-Infektion bei betroffenen Frauen beeinflusst.

  • Weitere hochwertige Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und die unerwünschten Wirkungen der HPV-Impfung bei Frauen mit Konisation zu bewerten. In diesen Studien sollten auch spezifische Gruppen einbezogen werden, etwa Frauen mit bereits erfolgter HPV-Impfung sowie unterschiedliche Altersgruppen.

Was ist das humane Papillomavirus und wie wird es behandelt?

Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Sie wird durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht. HPV-Infektionen sind häufig und verschwinden normalerweise folgenlos. Anhaltende HPV-Infektionen können jedoch zu Zellveränderungen im Gewebe des Gebärmutterhalses führen, die als zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnet werden und Krebsvorstufen sind. Diese Krebsvorstufen lassen sich in leichte Gewebeveränderungen (CIN 1) und mittel- und hochgradige (CIN 2 und CIN 3) einteilen. Während sich leichte Gewebeveränderungen in der Regel ohne Behandlung spontan zurückbilden, haben hochgradige Gewebeveränderungen ein höheres Risiko, sich zu Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln. CIN 3 entspricht einem Karzinom „in situ“ (lateinisch: „am Ort“, d.h. Krebszellen sind vorhanden, haben sich aber noch nicht ausgebreitet) und dem Adenokarzinom „in situ“ (Krebszellen sind in Drüsen gewandert). Diese gehen dem eigentlichen Gebärmutterhalskrebs unmittelbar voraus.

Es gibt mehr als 200 HPV-Typen, von denen über 40 den Genitalbereich infizieren. In sieben von 10 Fällen wird Gebärmutterhalskrebs durch die HPV-Typen 16 und 18 verursacht. Bei Frauen, bei denen CIN 2 und CIN 3 diagnostiziert wurde, wird in der Regel eine Konisation des Gebärmutterhalses (auch Konusbiopsie genannt) empfohlen. Bei diesem operativen Eingriff werden Gewebeveränderungen entfernt, um ein Fortschreiten zu Gebärmutterhalskrebs zu verhindern.

In Europa gibt es drei zugelassene HPV-Impfstoffe: einen bivalenten (der gegen zwei HPV-Typen schützt), einen quadrivalenten (der gegen vier HPV-Typen schützt) und einen neunvalenten (der gegen neun HPV-Typen schützt). Die HPV-Impfung wird zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzt, aber ihre Wirksamkeit bei Frauen mit Konisation ist nach wie vor ungewiss. Wir verwenden den Ausdruck „mit Konisation“ in diesem Review, wenn die HPV-Impfung im zeitlichen Zusammenhang mit der Konisation erfolgte, egal ob vor, während oder unmittelbar nach dem Eingriff.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, wie wirksam die HPV-Impfung für Frauen ist, die eine Konisation zur Entfernung von Gebärmutterhalskrebs hatten oder haben, und ob sie unerwünschte Wirkungen hat.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die den Nutzen der HPV-Impfung bei Frauen aller Altersgruppen mit Konisation aufgrund HPV-bedingter Gebärmutterhalskrebsvorstufen untersucht haben. Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst, ihre Zuverlässigkeit bewertet und unser Vertrauen in die Evidenz eingestuft.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 13 Studien, die 21.453 Frauen mit Konisation einschlossen. Die Studien unterscheiden sich in Design und Qualität. Die meisten Studien wurden in Europa durchgeführt (10 Studien) und verwendeten den quadrivalenten (sieben Studien) oder den neunvalenten (eine Studie) HPV-Impfstoff. In einigen Studien wurden die Frauen mehr als 60 Monate lang beobachtet.

Hauptergebnisse
  • Eine HPV-Impfung verringert möglicherweise im Vergleich zu einer Nichtimpfung bei Frauen mit Konisation das Risiko von Krebsvorstufen. Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren.

  • Wir sind uns nicht sicher, ob die HPV-Impfung im Vergleich zu keiner HPV-Impfung bei Frauen mit Konisation eine Wirkung auf Gebärmutterhalskrebs und anhaltende HPV-Infektionen hat.

  • Es gab keine Daten zu neuen HPV-Infektionen, Adenokarzinom in situ und zur Lebensqualität. Die übrige Evidenz war größtenteils nicht schlüssig.

  • Zu den unerwünschten Wirkungen gehörten leichte Reaktionen (Rötung oder Ausschlag an der Einstichstelle: bei 92 von 100 Frauen; Kopfschmerzen: bei 8 von 100 Frauen) und schwere allergische Reaktionen (1 von 100 Frauen).

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Evidenz stammte hauptsächlich aus Studien, bei denen es möglicherweise Probleme bei der Durchführung gab. Nur zwei Studien waren darauf ausgelegt, solidere Evidenz zu liefern. Die Studien lieferten nicht genügend Informationen, um festzustellen, welchen Einfluss eine vorherige HPV-Impfung auf die Wirkung einer erneuten HPV-Impfung (unmittelbar vor, während oder nach einer Konisation) hat und ob der Zeitpunkt der zweiten HPV-Impfung eine Rolle spielt. Es werden außerdem mehr Informationen für verschiedene Altersgruppen benötigt.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2023.

Kapp P, Schmucker C, Siemens W, Brugger T, Gorenflo L, Röbl-Mathieu M, Grummich K, Thörel E, Askar M, Brotons M, Andersen PH, Konopnicki D, Lynch J, Ruta S, Saare L, Swennen B, Tachezy R, Takla A, Učakar V, Vänskä S, Zavadska D, Adel Ali K, Olsson K,…

Ist die niedrigdosierte Stoßwellentherapie eine wirksame und sichere Behandlung von Erektionsstörungen?

4 days 5 hours ago
Kernaussagen
  • Die niedrigdosierte Stoßwellentherapie verbessert langfristig möglicherweise die Erektionsfunktion.

  • Die niedrigdosierte Stoßwellentherapie verbessert kurzfristig möglicherweise die Härte und Steifheit des Penis (penile Rigidität).

  • Behandlungsbedingte unerwünschte Wirkungen und ein vorzeitiger Abbruch der Therapie sind kurzfristig möglicherweise selten.

Was ist eine Erektionsstörung?

Erektionsstörungen sind ein häufiges Problem: Dabei haben Männer beim Geschlechtsverkehr Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Dies kann viele Ursachen haben – zum Beispiel andere Erkrankungen, medizinische Behandlungen (wie Medikamente oder Operationen an der Prostata), eine ungesunde Lebensweise (z. B. Rauchen, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel) sowie Depressionen oder Angstzustände.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Erektionsstörungen?

Erektionsstörungen können auf unterschiedliche Weise behandelt werden. Als Erstes könnte von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt eine Änderung des Lebensstils vorschlagen werden, etwa mehr Bewegung, eine ausgewogene Ernährung oder ein Rauchstopp. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, werden womöglich Medikamente verschrieben. Wenn die Ursache eher in den Gefühlen oder in der Beziehung zur Sexualpartnerin oder zum Sexualpartner liegt, könnte auch eine psychotherapeutische Begleitung hilfreich sein. Es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten, etwa Geräte, Injektionen oder Operationen. In diesem Cochrane-Review wurde eine neue Behandlungmethode mit Stoßwellen untersucht.

Was ist eine Stoßwellentherapie?

Bei der niedrigdosierten Stoßwellentherapie werden Schallwellen eingesetzt, um die Durchblutung im Penis zu fördern. Das kann die Erektionsfähigkeit verbessern. Es handelt sich um eine einfache Behandlung. Ein Arzt oder eine Ärztin hält ein kleines Gerät an verschiedene Stellen des Penis. Die Behandlung ist nicht schmerzhaft, und eine Betäubung der zu behandelnden Stellen ist nicht nötig. Die Behandlung dauert etwa 15 bis 20 Minuten und wird über mehrere Wochen hinweg mehrfach durchgeführt.

Der Begriff „niedrigdosierte Stoßwellentherapie“ weist auf den schonenden Charakter der Behandlung hin. Hochdosierte Stoßwellen sind sehr intensiv – sie werden zum Beispiel eingesetzt, um Nierensteine zu zertrümmern. Niedrigdosierte Stoßwellen sind dagegen deutlich sanfter und können wirksam sein, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die niedrigdosierte Stoßwellentherapie besser wirkt als eine Scheinbehandlung – also ein Gerät, das keine echten Stoßwellen abgibt. Wir untersuchten:

  • wie gut die Stoßwellentherapie die Erektionsfunktion verbessert;

  • ob Teilnehmende die Behandlung häufiger abbrechen als bei einer Scheinbehandlung;

  • ob es zu unerwünschten Wirkungen kommt;

  • wie zufrieden die Patienten und ihre Partner*innen mit dem Behandlungsergebnis sind;

  • ob die Stoßwellentherapie den Penis steifer macht; und

  • ob die Stoßwellentherapie das Sexualleben verbessert.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen medizinischen Studien, in denen eine niedrigdosierte Stoßwellentherapie mit einer Scheinbehandlung bei Männern mit Erektionsstörungen verglichen wurde. Wir haben die Ergebnisse dieser Studien geprüft, zusammengefasst und unser Vertrauen in die Ergebnisse anhand verschiedener Faktoren bewertet – zum Beispiel, wie zuverlässig die Studien durchgeführt wurden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 21 Studien mit insgesamt 1357 Männern, die entweder eine niedrigdosierte Stoßwellentherapie oder eine Scheinbehandlung erhielten. Die Männer waren zwischen 39 und 65 Jahre alt und hatten seit 3 bis 68 Monaten Erektionsstörungen.

Hauptergebnisse

Wir fanden heraus, dass die niedrigdosierte Stoßwellentherapie kurzfristig (bis zu 3 Monate) möglicherweise eine geringe Wirkung auf die Erektionsfunktion hat – diese Wirkung ist jedoch möglicherweise zu klein, um für Betroffene spürbar zu sein. Langfristig (nach mehr als 3 Monaten) verbessert sie möglicherweise die Erektionsfunktion. Kurzfristig verbessert sie möglicherweise die Erektionshärte. Langfristig hat sie möglicherweise auch einen geringen Einfluss auf die Erektionshärte – dieser Effekt ist aber möglicherweise zu klein, um für Betroffene spürbar zu sein. Alle Behandlungen wurden nur über einen kurzen Zeitraum angewendet, aber einige Studien berichteten auch über Langzeitergebnisse. Sowohl kurzfristig als auch langfristig hat die niedrigdosierte Stoßwellentherapie möglicherweise nur geringe oder keine Auswirkungen auf unerwünschte Wirkungen und auf die Häufigkeit eines Behandlungsabbruchs. Wir fanden keine Informationen dazu, wie zufrieden die Patienten und ihre Partner*innen mit den Behandlungsergebnissen waren oder wie sich die Behandlung auf ihr Sexualleben auswirkte.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Unser Vertrauen in diese Ergebnisse ist gering – vor allem aus folgenden Gründen:

  • die Studien wurden nicht sehr gut durchgeführt;

  • die Evidenz deckt nicht alle Personen, Behandlungen oder Endpunkte ab, an denen wir interessiert waren;

  • die Studien wurden an wenigen Männern durchgeführt und verwendeten unterschiedliche Arten der Stoßwellenabgabe;

  • die Ergebnisse fielen in den einzelnen Studien sehr unterschiedlich aus.

Neun der 21 Studien wurden von Firmen finanziert, die Geräte für die Stoßwellentherapie herstellen. Fünf Studien gaben an, keine finanzielle Unterstützung durch die Industrie erhalten zu haben. Bei den übrigen Studien wurde nicht angegeben, ob sie Geldgeber hatten oder nicht.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von 7. Juli 2024.

Ergun O, Kim K, Kim MH, Hwang EC, Blair Y, Gudeloglu A, Parekattil S, Dahm P

Welche Möglichkeiten zur Unterstützung der Atmung durch die Nase helfen Frühgeborenen am besten, nachdem ein Beatmungsschlauch entfernt wurde?

1 week ago
Kernaussagen
  • Unsere Analyse ergab, dass einige Methoden möglicherweise besser geeignet sind als andere, um ein Behandlungsversagen und die erneute Einführung eines Beatmungsschlauchs in die Luftröhre zu verhindern – allerdings ist die Evidenz unsicher.

  • Weitere Forschungen sind nötig, bei denen strenge Richtlinien in den Studienaufbau einbezogen werden. Dabei sollten verschiedene Methoden mit demselben Luftdruck verglichen werden. Außerdem sollten mehr extrem frühgeborene Kinder berücksichtigt werden, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden.

Was ist die nicht-invasive Atemunterstützung nach der Extubation (also der Entfernung des Beatmungsschlauchs, nachdem das Baby an einer Beatmungsmaschine war) ?

Frühgeborene brauchen oft Hilfe beim Atmen, weil ihre Lungen noch nicht vollständig entwickelt sind. Dazu wird ein Atemschlauch in die Luftröhre eingeführt und mit einer Maschine verbunden, die das Baby beim Atmen unterstützt. Wenn sich die Atmung und die Lunge des Babys verbessern, kann auf eine nicht-invasive Atemhilfe umgestellt werden, bei der kein Beatmungsschlauch nötig ist. Diese Atemhilfe unterstützt die Atmung von außen über die Nase (nasale Atemunterstützung).

Was wollten wir herausfinden?

Wir verglichen die verfügbaren Informationen aus der medizinischen Fachliteratur zu sieben Arten der nasalen Atemunterstützung. Die Arten unterscheiden sich in Flussraten, Druckverhältnissen und zeitlichen Abläufen. Wir wollten herausfinden, welche Methode bei Frühgeborenen nach Entfernung des Beatmungsschlauchs am wirksamsten ist - um ein Versagen der Behandlung zu verhindern (also eine Verschlechterung der Atmung, bei der zusätzliche Hilfe wie mehr Sauerstoff oder ein erneuter Beatmungsschlauch nötig ist), das Wiedereinsetzen eines Beatmungsschlauchs zu vermeiden und den Schweregrad langfristiger Lungenproblemen zu verringern.

Wie gingen wir vor?

Wir werteten Studien aus, in denen verschiedene Kombinationen von Flussraten, Druckverhältnissen und Zeitabläufen zur Atemunterstützung bei Frühgeborenen (geboren nach weniger als 37 Schwangerschaftswochen) nach Entfernung des Beatmungsschlauchs verglichen wurden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 54 Studien mit 6995 Frühgeborenen, in denen verschiedene Arten der nicht-invasiven Atemunterstützung verglichen wurden.

Im Vergleich mit der nasalen kontinuierliche Überdruckbeatmung (mit gleichmäßigem Luftstrom) oder der High-Flow-Nasenkanüle (bei der Luft durch kleine Schläuche mit hoher Flussrate verabreicht wird), ist die nasale intermittierende Überdruckbeatmung (mit zwei Druckstufen und kurzen Luftstößen) möglicherweise wirksamer: Sie senkt möglicherweise das Risiko eines Behandlungsversagens und verhindert möglicherweise , dass erneut ein Beatmungsschlauch eingesetzt werden muss. Die nicht-invasive Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung (die winzige, schnelle Atemzügen erzeugt) senkt wahrscheinlich das Risiko eines Behandlungsversagens und verhindert wahrscheinlich, dass erneut ein Beatmungsschlauch eingesetzt werden muss, verglichen mit der nasalen kontinuierliche Beatmung oder der High-Flow-Nasenkanüle. Die nicht-invasive Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung verringert möglicherweise auch das Risiko für langfristige Lungenprobleme.

Unser Vertrauen in die Evidenz ist moderat bis gering, deshalb konnten wir keine sicheren Schlussfolgerungen ziehen.

Die Ergebnisse waren ähnlich, wenn man auch Babys berücksichtigte, die ab der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Bei Babys, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden, gab es zu wenige Daten, um Aussagen zu treffen. Möglicherweise gibt es hier nur geringe oder keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden, wobei die Evidenz hierzu sehr unsicher ist.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Für extrem frühgeborene Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, ist die Evidenz begrenzt. Außerdem unterschieden sich die Studien darin, wie sie die verschiedenen Methoden verglichen – besonders bei der Luftflussgeschwindigkeit in den Atemwegen. Das könnte die Ergebnisse beeinflusst haben. Schließlich haben wir wegen verschiedener Probleme bei der Durchführung der Studien wenig oder gar kein Vertrauen in einige der Ergebnisse.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2024.

Razak A, Shah PS, Kadam M, Borhan S, Mukerji A

Helfen digitale oder technikgestützte Maßnahmen bei der Behandlung von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen?

1 week 1 day ago
Kernaussagen

- Digitale Maßnahmen verringern kurzfristig möglicherweise das Körperfett von Kindern und Jugendlichen. Ob sie darüber hinaus auch andere Endpunkte beeinflussen, ist unklar.

- Über die Sicherheit der digitalen Maßnahmen wurde in keiner Studie berichtet.

- Zukünftige Studien sollten • ihre Ergebnisse getrennt nach Alter, Geschlecht und ethnischem Hintergrund darstellen, • alle erhobenen Daten berücksichtigen, • auch über unerwünschte Wirkungen und weitere Endpunkte berichten, • in den Analysen sowohl Ernährungs­gewohnheiten als auch körperliche Aktivität berücksichtigen und • offenlegen, auf welcher Verhaltenstheorie die jeweilige Maßnahme beruht.

Warum ist Fettleibigkeit im Kindesalter ein Problem?

Fettleibigkeit bei Kindern ist weltweit ein ernstes Gesundheitsproblem. Es erhöht ihr Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Jahr 2016 waren weltweit mehr als 340 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren übergewichtig oder stark übergewichtig (adipös).

Was sind digitale Technologien und wie werden sie zur Verringerung von Fettleibigkeit eingesetzt?

Forschende suchen nach neuen Möglichkeiten, wie digitale Technologien Kindern und Jugendlichen mit Fettleibigkeit helfen können. Dazu gehören zum Beispiel Fitnessarmbänder, Online-Programme, SMS-Nachrichten, Apps für Smartphones oder Tablets, sogenanntes „exergaming“ (eine Kombination aus den englischen Wörtern exercise = Bewegung und gaming = Videospiele spielen), sowie ärztliche Beratung per Telefon oder Internet („Telemedizin“). Zu den möglichen Vorteilen dieser Technologien gehören:

- Sie sind jederzeit verfügbar – das kann helfen, gesundes Verhalten über längere Zeit beizubehalten.
- Sie können die Kosten der medizinischen Versorgung senken.
- Sie können die gesundheitliche Chancengleichheit fördern, also ungerechte Unterschiede im Gesundheitszustand zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen verringern – denn sie sind in der Regel leicht zugänglich und für viele Menschen verfügbar.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob digitale Technologien Kindern und Jugendlichen beim Abnehmen helfen – und ob sie sicher in der Anwendung sind.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen digitale Technologien bei der Behandlung von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre untersucht wurden. Dazu gehörten zum Beispiel sogenannte „wearables“ (kleine elektronische Geräte, die man am Körper trägt und die beim Erfassen von Ernährung, Gesundheit oder Bewegung helfen), Online-Programme, SMS-Nachrichten, Handy-Apps, „exergaming“ (Verbindung von Bewegung und Videospielen) und ärztliche Beratung per Telefon oder Internet („Telemedizin“). Die Studien wurden in zwei Gruppen eingeteilt:

- digitale Technologien zusätzlich zur üblichen Behandlung im Vergleich zur üblichen Behandlung allein;
- digitale Technologien allein im Vergleich zur üblichen Behandlung allein.

Wir haben die Ergebnisse der Studien verglichen und zusammengefasst. Dabei haben wir auch bewertet, wie zuverlässig die Ergebnisse sind – je nachdem, wie gut die Studien gemacht waren und wie groß sie waren.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 15 Studien mit insgesamt 911 Kindern und Jugendlichen eingeschlossen. Fünf dieser Studien bezogen Kinder im Alter von 0 bis 19 Jahren ein. In zehn Studien wurden nur Kinder im Alter von 10 bis 19 Jahren berücksichtigt. Neun Studien dauerten weniger als sechs Monate (Kurzzeitstudien), sechs Studien dauerten mindestens sechs Monate (Langzeitstudien).

Acht Studien verglichen digitale Technologien in Kombination mit der Standardversorgung mit der Standardversorgung allein. Dabei zeigte sich, dass das Einbeziehen von digitalen Technologien in die Behandlung den Körperfettanteil am Ende der Studie möglicherweise im Durchschnitt um 2,63 % verringert. Das ist ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied. Die Auswirkungen auf andere Endpunkte waren unklar.

Sieben Studien verglichen digitale Maßnahmen allein mit der Standardversorgung. Auch hier blieben die Auswirkungen auf die untersuchten Endpunkte unklar.

Keine der Studien berichtete darüber, ob diese Maßnahmen sicher sind.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Es ist schwer zu beurteilen, welche Relevanz die Verringerung des Körperfetts durch digitale Maßnahmen in Kombination mit der üblichen Behandlung langfristig für die Gesundheit der Kinder und Jugendliche hat – denn die wissenschaftliche Grundlage dafür ist bislang begrenzt. Außerdem gibt es keine verlässlichen Studien zur Sicherheit dieser digitalen Technologien. Es war auch nicht möglich zu beurteilen, ob sich die Ergebnisse zwischen den verschiedenen Altersgruppen unterscheiden.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Diese Evidenz ist auf dem Stand von April 2025.

Palacios C, Hernandez J, Ajmal A, Rodriguez AJ, Hassan AY, Metzendorf M-I, Ramella-Roman JC.

Die Fragestellung des Reviews

1 week 1 day ago
Wie wirksam sind Maßnahmen zur Verbesserung der Darmflora, um Übergewicht oder Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 19 Jahren zu behandeln?Kernaussagen

- Es ist unklar, ob Ernährungsmaßnahmen, die das Darmmikrobiom (auch Darmflora genannt) beeinflussen, eine Wirkung auf den Body-Mass-Index (BMI), das Körpergewicht, den Taillenumfang, den Körperfettanteil, den Blutdruck und unerwünschte Ereignisse bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Fettleibigkeit haben.

- Weitere Forschungen, einschließlich größerer Studien, sind erforderlich, um die Wirkungen von Maßnahmen für eine gesündere Darmflora zur Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu verstehen.

Was ist Übergewicht oder Fettleibigkeit?

Übergewicht ist ein Zustand mit übermäßiger Ansammlung von Körperfett. Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine chronische Erkrankung, bei der eine übermäßige Ansammlung von Körperfett zu Beeinträchtigungen verschiedener Körpersysteme sowie zu einer verringerten Lebensqualität und Lebenserwartung führt. Der BMI wird häufig zur Definition von Übergewicht und Adipositas verwendet. Er wird berechnet, indem das Gewicht einer Person in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt wird.

Wie wird Übergewicht oder Fettleibigkeit behandelt?

Übergewicht und Adipositas lassen sich durch eine Ernährungsumstellung, verhaltensorientierte Lebensstiländerungen, medikamentöse Therapie oder chirurgische Eingriffe behandeln. Trotz dieser Ansätze sind von dieser weltweiten Epidemie mehr als 390 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren und 37 Millionen Kinder unter fünf Jahren betroffen (Stand 2022). Übergewicht und Fettleibigkeit sind mit einem gestörten Stoffwechsel und einem Ungleichgewicht im Darmmikrobiom verbunden. Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass Ernährungsmaßnahmen, die auf das Darmmikrobiom abzielen, positive Auswirkungen auf das Körpergewicht und den Körperfettanteil haben könnten. Das Darmmikrobiom ist die Gemeinschaft harmloser Bakterien und anderer Mikroorganismen im menschlichen Darm, die für eine optimale Gesundheit erforderlich ist.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten untersuchen, wie sich verschiedene ernährungsbezogene Maßnahmen zur Beeinflussung des Darmmikrobioms auf den BMI, das Körpergewicht, den Taillenumfang, den Gesamtkörperfettanteil, den Blutdruck sowie auf unerwünschte Ereignisse bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 19 Jahren mit unterschiedlichen soziodemografischen Hintergründen auswirken.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die die Wirkungen verschiedener Interventionen, die das Darmmikrobiom beeinflussen, mit der Standardversorgung, einer Scheinbehandlung, einer Kontrollgruppe oder keiner Intervention bei Kindern und Jugendlichen bis zu 19 Jahren verglichen. Zu den Maßnahmen zählten Präbiotika (Nahrungsbestandteile, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern), Probiotika (lebende Mikroorganismen mit gesundheitsfördernder Wirkung) sowie Synbiotika (eine Kombination aus Präbiotika und Probiotika). Ebenfalls eingesetzt wurden kurzkettige Fettsäuren, die von Darmbakterien bei der Fermentation von Ballaststoffen und unverdaulichen Kohlenhydraten gebildet werden und die Darmgesundheit unterstützen. Eine weitere Maßnahme war die Transplantation fäkaler Mikrobiota, bei der Mikroben aus dem Stuhl gesunder Spender*innen in Kapselform verabreicht werden. Wir fassten die Studienergebnisse zusammen, verglichen sie und bewerteten das Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 17 Studien mit 838 Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Fettleibigkeit. Die Studien wurden in verschiedenen Ländern durchgeführt, darunter Spanien, China, Taiwan, Kanada, Mexiko, Italien, Polen, Türkei, Iran, Thailand, Dänemark, Neuseeland und die USA.

Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren

Ernährungsmaßnahmen, die die Darmmikroben beeinflussen, haben möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf BMI, Körpergewicht, Taillenumfang, Körperfettanteil, Blutdruck und unerwünschte Ereignisse, wobei die Evidenz hierzu sehr unsicher ist.

Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 19 Jahren

Es ist unklar, ob Präbiotika im Vergleich zu einer Scheinbehandlung eine Wirkung auf den Taillenumfang, den Körperfettanteil, den Blutdruck und unerwünschte Ereignisse haben. In einer Studie wurde festgestellt, dass Präbiotika im Vergleich zu einer Scheinbehandlung (die keinen Wirkstoff enthält, aber genauso aussieht oder schmeckt wie die getestete Behandlung) möglicherweise zu einer leichten Verringerung des BMI und des Körpergewichts führt, jedoch ist die Evidenz sehr unsicher.

Probiotika haben im Vergleich zu einer Scheinbehandlung möglicherweise nur geringe oder gar keine Wirkungen auf den BMI, das Körpergewicht, den Taillenumfang, den Körperfettanteil, den Blutdruck und unerwünschte Ereignisse, aber die Evidenz ist sehr unsicher.

Es ist unklar, ob Synbiotika im Vergleich zu einer Scheinbehandlung Auswirkungen auf BMI, Körpergewicht, Taillenumfang, Körperfettanteil, diastolischen Blutdruck und unerwünschte Ereignisse haben. Eine Studie ergab, dass Synbiotika möglicherweise zu einer Senkung des systolischen Blutdrucks führen, aber die Evidenz ist sehr unsicher.

Es ist unklar, ob kurzkettige Fettsäuren im Vergleich zu einer Scheinbehandlung Wirkungen auf Körpergewicht, Körperfettanteil, Blutdruck und unerwünschte Ereignisse haben. Eine Studie ergab, dass kurzkettige Fettsäuren möglicherweise zu einer Verringerung des BMI und des Taillenumfangs führen, aber die Evidenz ist sehr unsicher.

Unerwünschte Wirkungen der Ernährungsmaßnahmen wurden in den eingeschlossenen Studien im Allgemeinen nicht berichtet. Eine Studie berichtete von unerwünschten Wirkungen wie Bauchkrämpfen, Unwohlsein, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und Migräne in der Präbiotikagruppe; deren Häufigkeit war jedoch sehr gering. In einer anderen Studie wurde in der Gruppe, die kurzkettige Fettsäuren erhielt, über Übelkeit und Kopfschmerzen berichtet, die jedoch minimal waren.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Ergebnisse des Reviews werden durch die geringe Zahl der Teilnehmenden, die geringe Zahl der verfügbaren Studien für jeden der Vergleiche, das Fehlen von Langzeitdaten und die unzureichende Berichterstattung über unerwünschte Wirkungen eingeschränkt.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2025.

Fahim SM, Huey SL, Palma Molina XE, Agarwal N, Ridwan P, Ji N, Kibbee M, Kuriyan R, Finkelstein JL, Mehta S

Beugen Antibiotika, die während der Wehen verabreicht werden, Infektionen bei Müttern und Neugeborenen vor?

2 weeks 4 days ago
Kernaussagen
  • Die Gabe von Antibiotika an Frauen in den Wehen (mit Entbindung ab der 28. Schwangerschaftswoche) verringert wahrscheinlich das Risiko einer Sepsis – einer lebensbedrohlichen Reaktion des Körpers auf eine Infektion.

  • Auf die Zahl der Neugeborenen, die eine Sepsis entwickeln oder sterben, hat diese Maßnahme nur einen kleinen oder keinen Einfluss. Auch die Zahl der Frauen, die sterben, beeinflusst sie wahrscheinlich nur wenig oder gar nicht.

  • Die Evidenz zu möglichen unerwünschten Wirkungen und zur Resistenz gegen Antibiotika ist sehr unsicher. Wir wissen daher nicht, ob diese Behandlung zur Resistenzbildung beiträgt, also dazu, dass Antibiotika bei der Bekämpfung bakterieller Infektionen nicht mehr wirksam sind.

Was ist eine Antibiotikaprophylaxe und was sind ihre Vorteile und Risiken?

„Antibiotikaprophylaxe“ bedeutet, dass Antibiotika vorbeugend gegeben werden – also bevor Anzeichen einer Infektion auftreten. Dieser Ansatz kann Infektionen bei Müttern und Neugeborenen verringern. Eine routinemäßige vorbeugende Gabe während der Wehen ist jedoch umstritten, da Bedenken hinsichtlich des unnötigen Einsatzes von Antibiotika und der Resistenzbildung gegen Antibiotika bestehen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Auswirkungen eine vorbeugende Antibiotikagabe bei Frauen während der Wehen hat, die zum Zeitpunkt der Geburt mindestens in der 28. Schwangerschaftswoche waren. Wir untersuchten, wie viele Frauen und Neugeborene Infektionen (insbesondere Sepsis) entwickelten und wie viele starben.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die vorbeugende Antibiotika mit einem Placebo bei schwangeren Frauen in den Wehen (ab der 28. Schwangerschaftswoche) verglichen. Ein Placebo sieht aus wie das Antibiotikum, hat aber keine Wirkung. So lassen sich die tatsächlichen Effekte der Behandlung messen.

Eingeschlossen waren Frauen mit geplanter vaginaler Geburt, sofern kein medizinischer Grund für eine Antibiotikagabe vorlag (z. B. geplanter Kaiserschnitt oder bekannte Infektion).

Wir verglichen und fassten die Studienergebnisse mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir haben vier Studien mit insgesamt 42.846 schwangeren Frauen gefunden. Die Studien wurden in 10 Ländern durchgeführt: Bangladesch, Burkina Faso, Kamerun, der Demokratische Republik Kongo, Gambia, Guatemala, Indien, Kenia, Sambia und Pakistan - alles Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen erhielt eine vorbeugende einmalige Dosis eines Antibiotikums zum Einnehmen, die andere Hälfte ein Placebo.

Im Vergleich zu Placebo führt die vorbeugende Antibiotikagabe:

  • wahrscheinlich zu weniger Müttern mit einer Sepsis;

  • wahrscheinlich zu einem nur kleinen oder keinem Unterschied bei der Müttersterblichkeit;

  • zu einem nur kleinen oder keinem Unterschied bei Sepsis oder Sterblichkeit der Neugeborenen;

  • zu einem nur kleinen oder keinem Unterschied bei perinealen Wundinfektionen (Infektionen des Gewebes zwischen Vagina und Anus);

  • zu einem nur kleinen oder keinem Unterschied bei der Anzahl der Neugeborenen, die auf die Intensivstation aufgenommen werden müssen.

Zur Resistenz gegen Antibiotika gab es nur eine Studie und unser Vertrauen in diese Evidenz ist sehr niedrig. In der Studie wurden in einigen Proben (z. B. Muttermilch, Nasen- oder Vaginalabstriche) von Frauen, die Antibiotika erhielten, kurzfristig häufiger resistente Bakterien gefunden als unter Placebo; dieser Unterschied verschwand jedoch nach 13 Monaten. Bei Neugeborenen wurden nur selten resistente Keime gefunden.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Für Infektionen (inklusive Sepsis) und Sterblichkeit bei Frauen und Babys war unser Vertrauen in die Evidenz moderat bis hoch. Wie bereits erwähnt, haben wir kein Vertrauen in die Evidenz zur Resistenzbildung gegen Antibiotika. Die Resistenzlage gegenüber Antibiotika sowie der Antibiotikaeinsatz variieren stark. Die Studien konzentrierten sich vorwiegend auf Azithromycin, ein Breitband-Antibiotikum, ohne andere Optionen zu bewerten. Die langfristigen Auswirkungen auf Antibiotikaresistenzen sind sehr ungewiss – dazu braucht es noch mehr Forschung.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2024.

Suzuki D, Yamaji N, Nishimura E, Suzuki H, Ishikawa K, Rahman MO, Makama M, Vogel JP, Ota E

Sind Rehabilitationsmaßnahmen unter Anwendung digitaler Technologien eine wirksame Behandlungsmaßnahme für Menschen mit Nackenschmerzen?

2 weeks 5 days ago
Kernaussagen

- Wir wissen nicht, ob psychologische und edukative (unterrichtende) Maßnahmen (die darauf abzielen, Gedanken, Verhaltensweisen und Gefühle zu verändern) durch Maßnahmen der Telerehabilitation (Therapien mit dem Ziel, Menschen unter Nutzung von Telefonen oder Computern bei der Wiederherstellung und Wiedererlangung ihrer Beweglichkeit zu helfen), eine Wirkung auf die Schmerzen haben, jedoch verbessern sie wahrscheinlich die Funktion (wie gut Menschen ihren Hals bewegen können).

- Über eine Telerehabilitation vermittelte Bewegungsübungen und körperliche Aktivität können Nackenschmerzen im Vergleich zu einer Minimalbehandlung (z. B. keine Behandlung oder Beratung) möglicherweise geringfügig verringern.

- Die verfügbare Evidenz ist nicht ausreichend belastbar, um einzuschätzen, wie gut eine Telerehabilitation funktioniert. Es bedarf weiterer hochwertiger Studien.

Was wollten wir herausfinden?

Nackenschmerzen sind häufig und können die Durchführung täglicher Aktivitäten einschränken. Telerehabilitation bedeutet, dass Rehabilitationsmaßnahmen (Therapien, die Menschen dabei helfen sollen, gesund zu werden und ihre Bewegungsfähigkeit wiederzuerlangen) durch den Einsatz von Technologien wie Telefongespräche, Videogespräche oder mobile Apps vermittelt werden. Dies kann Menschen dabei helfen, eine Behandlung zu erhalten, ohne dazu eine medizinische Einrichtung aufsuchen zu müssen. Wir wollten herausfinden, ob eine Versorgung mit Telerehabilitation Nackenschmerzen verringert und die Funktion (wie gut die Betroffenen ihren Nacken bewegen können) verbessert.

Wir wollten herausfinden, ob eine Telerehabilitation effektiver ist als:

- eine Minimalbehandlung (z. B. die übliche Versorgung, alleinige edukative Maßnahmen oder der Verbleib auf einer Warteliste);

- eine ähnliche Behandlung, die persönlich in einer medizinischen Einrichtung durchgeführt wird (eine inhaltlich abgestimmte nicht-telemedizinische Behandlung); und

- eine andere persönliche Behandlung (eine inhaltlich nicht abgestimmte nicht-telemedizinische Behandlung).

Wir untersuchten die Verringerung der Schmerzen und die Verbesserung der Funktion, Lebensqualität und psychischen Gesundheit bei Menschen mit verschiedenen Arten von Nackenschmerzen.

Wir wollten auch ermitteln, ob die Telerehabilitation schwerwiegende unerwünschte Wirkungen hat oder ob Teilnehmende die Behandlung aufgrund von Problemen abbrachen.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen eine Telerehabilitation mit einer Minimalbehandlung, einer persönlich betreuten Rehabilitation oder anderen Behandlungen bei Erwachsenen mit Nackenschmerzen verglichen wurde.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 13 Studien mit 1042 Personen, von denen die meisten Frauen waren. Die Studien wurden in China, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Südkorea, Thailand und der Türkei durchgeführt.

Die Telerehabilitation wurde über Telefongespräche, Apps, aufgezeichnete Videos, Videogespräche und Internet-Seiten durchgeführt. Die Programme dauerten zwischen einem Tag und 48 Wochen.

Hauptergebnisse

Es ist unklar, wie wirksam eine Telerehabilitation ist. Die zurzeit beste Schätzung ihrer Wirkung deutet darauf hin, dass sie im Vergleich zu einer Minimalbehandlung geringfügig helfen könnte.

Chronische (länger als 12 Wochen anhaltende) Nackenschmerzen

Eine psychologische oder edukative Telerehabilitation (die darauf abzielt, Gedanken, Verhaltensweisen und Gefühle zu verändern) bewirkt möglicherweise kaum einen bis keinen Unterschied (jedoch ist Evidenz für dieses Ergebnis sehr unsicher), verbessert möglicherweise nicht die Lebensqualität und verringert möglicherweise keine Depressionen. Sie bewirkt jedoch im Vergleich zu einer minimalen Intervention wahrscheinlich eine Verbesserung der Funktion und Verringerung von Ängsten.

Eine bewegungsbasierte Telerehabilitation kann Schmerzen möglicherweise geringfügig lindern, jedoch ist sehr unsicher, ob sie im Vergleich zu einer Minimalbehandlung eine Wirkung auf die Funktion oder Lebensqualität hat.

In einer Studie wurde eine Mehrkomponenten-Telerehabilitation (eine Kombination verschiedener Behandlungen) untersucht. Die Evidenz deutet darauf hin, dass eine solche Telerehabilitation im Vergleich zu einer Minimalbehandlung keine Schmerzlinderung bewirkt.

Nur wenige Studien berichteten über unerwünschte Wirkungen, und keine enthielt Angaben über Personen, die die Behandlung aufgrund von Problemen abbrachen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Der Nutzen einer Telerehabilitation ist unklar, denn:

- es gab nicht genügend Studien, in denen sie mit anderen Behandlungen verglichen wurde;

- die Qualität der Studien war unterschiedlich; und

- die meisten Studien waren klein, so dass es schwierig war, klare Ergebnisse zu erhalten.

Es bedarf weiterer gut konzipierter Studien, um zu ermitteln, ob eine Telerehabilitation bei Nackenschmerzen wirksam ist.

Wie aktuell ist die Evidenz in diesem Review?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 11. April 2024.

Fandim JV, Almeida de Oliveira L, Yamato TP, Kamper SJ, Costa LOP, Maher CG, Saragiotto BT

Welchen Nutzen und welche Risiken hat die Bewegungstherapie zur Behandlung von Verwirrtheit (Delir) auf der Intensivstation?

2 weeks 5 days ago
Kernaussagen
  • Der Nutzen und die Risiken der Bewegungstherapie zur Behandlung von Delir im Vergleich zu keiner Behandlung oder zur üblichen Versorgung sind aufgrund fehlender belastbarer Ergebnisse insgesamt unklar. Eine Bewegungstherapie verkürzt möglicherweise die Dauer des Delirs, reduziert wahrscheinlich die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und hat möglicherweise keine unerwünschten Wirkungen. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten In diesem Bereich erforderlich.

  • Künftige Studien sollten darauf abzielen, diese Ergebnisse zu bestätigen und zu untersuchen, ob eine Bewegungstherapie die Lebensqualität verbessern, den Schweregrad des Delirs verringern und die kognitiven Funktionen (wie eine Person lernt, sich erinnert und Informationen verarbeitet) verbessern kann. Sie sollten auch die Bewegungstherapie mit anderen Behandlungen, wie z. B. Medikamenten, vergleichen.

Was ist ein Delir?

Ein Delir ist ein häufiger Zustand, den viele Patient*innen auf Intensivstationen erleben. Der genaue Grund dafür ist nicht ganz klar. Patient*innen, die auf der Intensivstation liegen, können Veränderungen in ihrem üblichen Geisteszustand zeigen, Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, unorganisiert denken oder ein verändertes Bewusstsein haben. All dies geschieht in der Regel innerhalb von Stunden oder Tagen nach der Aufnahme auf die Intensivstation und verändert oder verschlimmert sich oft schnell, ohne dass es dafür einen medizinischen Grund gibt. Für die Betroffenen kann ein Delir während des Aufenthalts auf der Intensivstation die Behandlung und Genesung beeinträchtigen. Für die Angehörigen der Betroffenen kann solch ein Delir Angst, Gefühle der Hilflosigkeit oder Beunruhigung auslösen. Sie müssen oft beruhigt und aufgeklärt werden, dass ein Delir in dieser Situation häufig ist und nur vorübergehend auftritt.

Wie wird ein Delir auf der Intensivstation behandelt?

Wir können das Delir auf der Intensivstation mit einer Mischung aus nichtmedikamentösen Methoden und Medikamenten behandeln. Die nichtmedikamentösen Ansätze konzentrieren sich auf die Schaffung eines unterstützenden Umfelds, das den Betroffenen hilft, sich besser zu erholen. Dazu gehört, dass sie wissen, wie spät es ist und wo sie sich befinden, dass sie Besuche von Familienangehörigen erhalten, ausreichend Schlaf bekommen, ihre Schmerzen behandelt werden und dass sie sich durch leichte Bewegung aktiv halten können, um ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Es ist auch wichtig, körperliche freiheitsbeschränkende Maßnahmen zu vermeiden und Beruhigungs-/Schlafmittel zu begrenzen, da diese die Symptome verschlimmern können. Wenn eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist, werden beispielsweise Antipsychotika verschreiben, um schwere Erregungszustände oder erhebliche psychische Belastung zu behandeln. Diese Medikamente werden jedoch vorsichtig und nur bei Bedarf eingesetzt.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob eine Bewegungstherapie besser ist als die Regelversorgung, keine Behandlung oder eine medikamentöse Behandlung, um die folgenden Punkte zu verbessern:

  • Wie lange das Delir bei Menschen auf Intensivstationen anhält.

  • Die Lebensqualität von Patient*innen mit Delir, die eine Bewegungstherapie erhalten.

  • Ob sie dazu beiträgt, die Gesamtdauer des Krankenhausaufenthalts, die Zeit auf der Intensivstation und die Sterberate zu verringern.

  • Ob es unerwünschte Wirkungen der Bewegungstherapie gibt.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die eine Bewegungstherapie im Vergleich zur Regelversorgung, keiner Behandlung oder Medikamenten bei Menschen untersuchten, die auf der Intensivstation lagen und ein Delir entwickelten.

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden vier Studien, an denen 491 Menschen mit Delir teilnahmen, die auf einer Intensivstation stationär behandelt wurden. In diesen Studien wurde der Nutzen einer Bewegungstherapie mit der üblichen Versorgung oder keiner Behandlung verglichen. In keiner Studie wurde die Bewegungstherapie mit Medikamenten verglichen.

Eine Bewegungstherapie verkürzt möglicherweise die Dauer des Delir, und wahrscheinlich die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation. Die Bewegungstherapie verursacht möglicherweise keine unerwünschten Wirkungen. Keine der Studien untersuchte jedoch die Lebensqualität oder den Schweregrad des Delirs. In keiner der einbezogenen Studien wurde die Bewegungstherapie mit Medikamenten verglichen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir haben geringes Vertrauen in die Evidenz für die Anwendung einer Bewegungstherapie zur Verkürzung der Dauer des Deliriums ohne unerwünschte Wirkungen. Nicht alle Studien lieferten Daten zu allen Aspekten, die uns interessierten, es ist möglich, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie erhielten, und die Evidenz beruht insgesamt auf wenigen Fällen.

Unser Vertrauen in die Evidenz, die den Einsatz von Bewegungstherapie bei der Behandlung von Delirium zur Verkürzung der Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation unterstützt, ist mäßig. Dies beruht darauf, dass die Studienteilnehmenden möglicherweise wussten, welche Behandlung sie erhielten. Außerdem lieferten nicht alle Studien Daten zu allen Aspekten, an denen wir interessiert waren.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 12. Juli 2024.

Garegnani L, Ivaldi D, Burgos MA, Varela LB, Díaz Menai S, Rico S, Giménez ML, Escobar Liquitay CM, Franco JVA

Wie wirksam sind Maßnahmen zur Reduzierung von Stürzen bei älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen?

2 weeks 5 days ago
Kernaussagen
  • Stürze in Pflegeeinrichtungen lassen sich wahrscheinlich durch folgende Maßnahmen verringern: Bewegungsmaßnahmen, Vitamin-D-Nahrungsergänzung und multifaktorielle (aus mehreren Teilen bestehende) Maßnahmen, die mit Hilfe des Personals der Einrichtung durchgeführt werden oder auf die individuellen Umstände der Betroffenen abgestimmt sind (z. B. Demenzdiagnose). Folgende Maßnahmen könnten die Zahl der Betroffenen möglicherweise reduzieren: eine Erhöhung des Anteils an Milchprodukten in der Ernährung, unterstützt durch Ernährungsberater*innen bei der Speiseplangestaltung, sowie Bewegungsprogramme für Personen mit kognitiven Einschränkungen. Es ist unklar, ob Einzelmaßnahmen, die darauf abzielen, eine angemessene Medikation der Bewohner sicherzustellen, Stürze verringern.

  • Multifaktorielle und Bewegungsmaßnahmen sind möglicherweise kosteneffektiv. Wird das Bewegungstraining jedoch nicht fortgesetzt, sind die Wirkungen auf die Stürze nicht von Dauer. Ein höherer Milchkonsum durch die Unterstützung von Ernährungsberater*innen bei der Speiseplangestaltung verringert möglicherweise die Zahl der sturzbedingten Knochenbrüche.

  • Es gibt jetzt aktualisierte Informationen darüber, wie Stürze in Pflegeeinrichtungen verhindert werden können - wir haben überwiegend mäßiges bis geringes Vertrauen in die verfügbare Evidenz. In Bezug auf die Sturzprävention bei Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben, besteht noch Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich der wirksamsten Bewegungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Verbesserung der Medikamentengabe.

Wie berichten wir über Maßnahmen zur Untersuchung von Stürzen und warum ist dies wichtig?

Stürze bei älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen, wie z. B. Altersheimen, sind häufig und können zum Verlust der Unabhängigkeit, zu Verletzungen und manchmal zum Tod führen. Wirksame Interventionen zur Sturzprävention sind daher wichtig.

Studien zu Maßnahmen, die darauf abzielen, die Zahl der Stürze bei älteren Menschen zu verringern, werden anhand der Art der Maßnahme gruppiert und mit einer Vergleichsgruppe ohne Maßnahme verglichen. Hierzu wird das vom „Prevention of Falls Network Europe“ (ProFaNE) entwickelte Klassifizierungssystem zur Sturzprävention (Taxonomie) benutzt. Die Maßnahmen sind wie folgt gruppiert:

  • Multifaktorielle Maßnahmen: Abhängig von den individuellen Risikofaktoren für Stürze werden zwei oder mehr Interventionskategorien – wie Bewegungsprogramme, Medikamentenüberprüfung oder Vitamin-D-Supplementierung – kombiniert und durchgeführt;

  • Einzelmaßnahmen: den Teilnehmenden der Gruppe wird nur eine der Maßnahmenkategorien angeboten;

  • Mehrere Maßnahmen: Allen Teilnehmenden der Gruppe wird die gleiche Kombination an Maßnahmen angeboten.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Maßnahmen Stürze bei älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen reduzieren. Dabei interessierten uns sowohl die Anzahl der Personen, die gestürzt sind, als auch die Gesamtzahl der Stürze. Zudem untersuchten wir das Risiko für Knochenbrüche, unerwünschte Wirkungen der Interventionen sowie wirtschaftliche Endpunkte.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien über Maßnahmen zur Reduzierung von Stürzen bei älteren Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben. Wir fassten die Studienergebnisse zusammen, verglichen sie und bewerteten das Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 104 Studien (68.964 ältere Menschen) mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren, von denen 72 % Frauen waren. Die Studien fanden in 25 Ländern statt und befassten sich mit multifaktoriellen Maßnahmen, mit mehreren Maßnahmen sowie mit Einzelmaßnahmen. Zu letzteren zählten beispielsweise Bewegung, Verbesserung der Medikamentenverschreibung, Vitamin-D-Supplementierung, Ernährungsberatung und Speiseplangestaltung zur Erhöhung der Milchzufuhr, unterstützende Technologien (also Hilfsmittel zur Unterstützung der Funktionsfähigkeit älterer Menschen) und Personalschulung sowie unterschiedliche Arten der Pflege.

  • Insgesamt senken multifaktorielle Maßnahmen wahrscheinlich nicht die Sturzrate (Anzahl der Stürze über einen bestimmten Zeitraum), wahrscheinlich aber die Anzahl der Personen, die Stürze erleben. Allerdings hatten jene multifaktoriellen Maßnahmen, die mit Hilfe des Personals der Pflegeeinrichtungen durchgeführt wurden oder auf die individuellen Umstände der Betroffenen (z. B. Demenzdiagnose) abgestimmt waren, eine größere Wirkung - so verringern sie wahrscheinlich sowohl die Sturzrate als auch die Zahl der Betroffenen. Multifaktorielle Maßnahmen sind möglicherweise eine kosteneffiziente Methode zur Sturzreduktion.

  • Aktive Bewegungsübungen als Einzelmaßnahme senken wahrscheinlich die Sturzrate und die Zahl der stürzenden Personen, haben jedoch möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf das Risiko von Knochenbrüchen. Werden die Übungen jedoch nicht fortgesetzt, ist die Auswirkung auf die Sturzrate nicht anhaltend. Das Gleiche gilt wahrscheinlich auch für die Auswirkung auf die Anzahl der Stürze. Aktive Bewegungsmaßnahmen verringern möglicherweise auch die Zahl der Stürze bei Bewohner*innen mit kognitiven Beeinträchtigungen (nachlassende geistige Fähigkeiten) und sind möglicherweise kosteneffizient (eine Studie durchgeführt im australischen Gesundheitswesen).  

  • Insgesamt unterschieden sich die Maßnahmen zur Verbesserung der Medikamentenverschreibung stark untereinander - sie haben jedoch möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Sturzrate und wahrscheinlich auch keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Zahl der Stürze. Wir wissen nicht, welche Wirkungen Einzelmaßnahmen haben, die darauf abzielen, durch regelmäßige Überprüfung des Medikationsplans und entsprechende Empfehlungen eine angemessene Medikation der Bewohner sicherzustellen. Solche Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Verschreibung von Medikamenten sind als alleinige Intervention möglicherweise nicht kosteneffizient.

  • Die Verschreibung von Vitamin D (mit oder ohne Kalzium) verringert wahrscheinlich die Sturzrate, macht aber wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Unterschied bei der Zahl der Personen, die von Stürzen betroffen sind. In fast allen Studien hatten die teilnehmenden Pflegeeinrichtungsbewohner*innen zu Beginn der Studie einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel.

  • Die Erhöhung des Angebots an Milchprodukten für die Bewohner*innen durch die Unterstützung von Ernährungsberater*innen bei der Speiseplangestaltung verringert möglicherweise die Zahl der stürzenden Personen und das Risiko von sturzbedingten Knochenbrüchen. Über die Sturzrate wurden keine Angaben gemacht.

  • Wir sind uns nicht sicher, wie sich die Interventionen auf unerwünschte Wirkungen auswirken, da diese in den eingeschlossenen Studien insgesamt nur unzureichend berichtet wurden.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir haben überwiegend mäßiges bis geringes Vertrauen in die verfügbare Evidenz. Unser Vertrauen ist vermindert, da die Teilnehmenden vieler Studien wussten, welche Behandlung sie erhielten, und nicht alle Studien Informationen zu allen Aspekten lieferten, die uns interessierten. Darüber hinaus gab es häufig Probleme mit den Methoden, die in den Studien zur Informationserhebung verwendet wurden.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Dieser Review aktualisiert frühere Versionen des Reviews aus den Jahren 2010, 2012 und 2018. Die vorliegende Evidenz ist auf dem Stand vom 10. Mai 2024.

Dyer SM, Kwok WS, Suen J, Dawson R, Kneale D, Sutcliffe K, Seppala LJ, Hill KD, Kerse N, Murray GR, van der Velde N, Sherrington C, Cameron ID

Beugt eine Vitamin-D-Behandlung bei schwangeren oder stillenden Frauen oder Kleinkindern Asthma im Kindesalter vor?

3 weeks 1 day ago
Kernaussagen

- Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft eine hohe Dosis Vitamin D erhielten, entwickeln seltener ein Giemen (ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen, das auf eine Schwellung, Entzündung oder Verengung der unteren Atemwege zurückzuführen ist) als Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft kein Vitamin D einnahmen.

- Eine Vitamin-D-Behandlung in der frühen Kindheit hat möglicherweise nur geringe Wirkungen auf die Vorbeugung von Asthma oder Giemen, obwohl wir die Evidenzlage als unsicher einschätzen.

- Die Evidenz zu unerwünschten Wirkungen einer Vitamin-D-Behandlung bei schwangeren oder stillenden Frauen oder Kleinkindern ist sehr unsicher.

Hintergrund

Asthma ist eine häufige Kinderkrankheit, die die Lunge betrifft. Bei Kindern mit Asthma kommt es aufgrund von Entzündungen, Schleimbildung und Verengung der Atemwege zu wiederkehrenden Anfällen von Atemnot, Giemen und Husten. Atopische Dermatitis (eine chronisch entzündliche Hauterkrankung), Sensibilisierung auf Allergene und wiederkehrende Infektionen der Atemwege können zur Entwicklung von Asthma beitragen. Vitamin D ist ein wichtiger Nährstoff, der das Immunsystem beeinflusst. Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Status und einem erhöhten Risiko für allergische Erkrankungen festgestellt.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob eine Vitamin-D-Behandlung im frühen Kindesalter zur Vorbeugung beiträgt von: (a) Asthma oder Giemen im Kindesalter oder beides und (b) Risikofaktoren für Asthma im Kindesalter, einschließlich atopischer Dermatitis, Infektionen der Atemwege, Sensibilisierung für Allergene und Entzündungen der Atemwege.

Wir wollten auch herausfinden, ob die Vitamin-D-Behandlung mit unerwünschten Wirkungen verbunden ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die einen der folgenden Vergleiche untersuchten:

- Vitamin D im Vergleich zu Placebo (einem inaktiven Scheinmedikament) oder keiner Behandlung bei schwangeren oder stillenden Frauen;
- Vitamin D im Vergleich zu Placebo/keine Behandlung bei Kleinkindern;
- Vitamin D in höherer Dosierung mit Vitamin D in niedrigeren bzw. Standarddosis (≤ 400 internationale Einheiten/Tag) bei schwangeren oder stillenden Frauen,
- Vitamin D in höherer Dosierung mit Vitamin D in niedrigeren bzw. Standarddosis (≤ 400 internationale Einheiten/Tag) bei Kleinkindern.

Die Endpunkte, die uns interessierten, waren Asthma im Kindesalter, Giemen, atopische Dermatitis, Atemwegsinfektionen, allergische Sensibilisierung und Atemwegsentzündungen.

Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Anzahl der Studienteilnehmer.

Was fanden wir?

Wir fanden 18 Studien mit insgesamt 10.611 schwangeren Frauen, Säuglingen, Mutter-Kind-Paaren und Kindern bis zu fünf Jahren. Vier Studien verglichen jegliche Form von Vitamin D mit Placebo oder keiner Behandlung bei Schwangeren, fünf Studien verglichen jegliches Vitamin D mit Placebo/keiner Behandlung bei Kleinkindern, vier Studien verglichen höhere mit niedrigeren Vitamin-D-Dosen bei Schwangeren und sieben Studien verglichen höhere mit niedrigeren Vitamin-D-Dosen bei Kleinkindern. Die Studien wurden auf der ganzen Welt durchgeführt, die meisten davon in Ländern mit höherem Einkommen. Die größte Studie schloss 3046 Teilnehmende ein, die kleinste 50. Die Dauer der Vitamin-D-Behandlung reichte von 28 Tagen bis zu zwei Jahren, wobei in den meisten Studien die Behandlungsdauer sechs Monate oder weniger betrug.

Hauptergebnisse

Jede Vitamin-D-Behandlung in der Schwangerschaft kann zur Vorbeugung von Asthma im Kindesalter beitragen (1 Studie, 236 Teilnehmende), und eine höher dosierte Vitamin-D-Behandlung in der Schwangerschaft trägt wahrscheinlich zur Vorbeugung von Giemen im Kindesalter bei (3 Studien, 1439 Teilnehmende).

Eine Vitamin-D-Behandlung in der frühen Kindheit, unabhängig von der Dosis und dem Vergleich, hat möglicherweise nur geringe Wirkungen auf Asthma oder Giemen, obwohl wir die Ergebnisse als unsicher einschätzen. Eine hochdosierte Vitamin-D-Behandlung in der frühen Kindheit kann zur Vorbeugung von Atemwegsinfektionen beitragen (6 Studien, 2385 Teilnehmende).

Eine Vitamin-D-Behandlung in der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit hat, unabhängig von der Dosis und dem Vergleich, möglicherweise nur geringe oder gar keine Wirkungen auf die atopische Dermatitis, die Sensibilisierung gegenüber Allergenen und die Marker für die Entzündung der Atemwege.

Wir sind uns nicht sicher, ob eine Vitamin-D-Behandlung in der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit unerwünschte Wirkungen hat, da die Studien nur begrenzte Informationen über unerwünschte Wirkungen enthalten.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Bei Interventionen in der Schwangerschaft sind wir mäßig zuversichtlich, dass hochdosiertes Vitamin D einen Einfluss auf das Auftreten von Giemen und Asthma hat. Wir sind weniger zuversichtlich, was die Wirkungen von Vitamin D auf Asthma betrifft, da die Evidenz auf den Ergebnissen einer einzigen kleinen Studie beruht. Diese Ergebnisse beschränken sich jedoch auf die pränatale Vitamin-D-Behandlung im zweiten und dritten Trimester; die Wirkungen einer Vitamin-D-Behandlung, die um den Zeitpunkt der Schwangerschaft oder im ersten Trimester beginnt, sind unklar.

Bei Interventionen bei Kleinkindern haben wir ein geringes Vertrauen in unsere Ergebnisse hinsichtlich der Wirkungen von Vitamin D - unabhängig von der Dosis - auf alle untersuchten Endpunkte.

Wir haben nur geringes Vertrauen in die Ergebnisse zu unerwünschten Wirkungen, da die Evidenz auf wenigen Fällen beruht und es nicht genügend Studien gab, die den Großteil der unerwünschten Wirkungen untersuchten.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2023.

Patchen BK, Best CM, Boiteau J, Solvik BS, Vonderschmidt A, Xu J, Cohen RT, Cassano PA

Können Vareniclin und Cytisin (binden an Nikotinrezeptoren) beim Rauchstopp helfen und verursachen sie unerwünschte Wirkungen?

3 weeks 5 days ago
Kernaussagen

- Vareniclin kann Menschen dabei helfen, das Rauchen für mindestens 6 Monate aufzugeben. Es ist erwiesen, dass es besser wirkt als Bupropion. Besser als eine Nikotinersatztherapie wirkt es nur dann, wenn nur eine Art von Nikotinersatz (z.B. nur Nikotin-Pflaster oder nur Nikotin-Kaugummis) angewendet wird. Die Abstinenzraten sind möglicherweise ähnlich hoch, wenn mehr als eine Art von Nikotinersatztherapie gleichzeitig angewendet wird (z.B. Nikotin-Pflaster und Nikotin-Kaugummi zusammen).

- Cytisin kann Menschen helfen, mindestens 6 Monate lang mit dem Rauchen aufzuhören. Es ist möglicherweise ebenso wirksam wie Vareniclin, aber künftige Erkenntnisse könnten zeigen, dass es zwar hilft, aber nicht ganz so wirksam ist wie Vareniclin.

- Künftige Studien sollten die Wirksamkeit und Sicherheit von Cytisin im Vergleich zu Vareniclin und anderen Medikamenten zur Raucherentwöhnung prüfen und auch die Verabreichung von Cytisin oder Vareniclin in unterschiedlichen Dosierungen und über unterschiedliche Zeiträume hinweg untersuchen.

Was sind "partielle Nikotinrezeptor-Agonisten"?

Das Rauchen von Tabak ist äußerst schädlich für die Gesundheit. Für Menschen, die rauchen, ist ein Rauchstopp das Beste, was sie für ihre Gesundheit tun können. Vielen Menschen fällt es jedoch schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Nikotinrezeptor-Teilagonisten (NRTA) sind Wirkstoffe, die Menschen dabei helfen sollen, mit dem Rauchen aufzuhören. Sie tragen dazu bei, die Entzugserscheinungen zu verringern, die bei der Rauchentwöhnung auftreten wie starkes Rauchverlangen und unangenehme Stimmungsschwankungen. Sie vermindern auch das angenehme Gefühl, das Menschen normalerweise beim Rauchen empfinden. Der am weitesten verbreitete Wirkstoff dieser Wirkstoffgruppe ist Vareniclin. Cytisin ist ein weiterer Wirkstoff aus der Gruppe der Nikotinrezeptor-Teilagonisten. NRTAs können unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit und andere Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, abnorme Träume und Kopfschmerzen verursachen. Sie können auch potenziell schwerwiegende unerwünschte Wirkungen verursachen wie Selbstmordgedanken, Herzprobleme und erhöhter Blutdruck.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die Einnahme von NRTAs Rauchenden helfen kann, mit dem Rauchen aufzuhören, und ob sie unerwünschte Wirkungen haben. Wir wollten wissen:

- wie viele Personen mindestens 6 Monate lang mit dem Rauchen aufgehört haben; und

- wie viele Menschen unerwünschte Wirkungen erleiden.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen NRTAs zur Unterstützung der Rauchentwöhnung untersucht wurden. Die Studienteilnehmenden mussten nach dem Zufallsprinzip einer von folgenden Behandlungsgruppen zugeteilt werden: ein NRTA , Placebo (Scheinbehandlung) oder keine Behandlung. Sie mussten erwachsene Tabakrauchende sein, die mit dem Rauchen aufhören wollten.

Was fanden wir?

Wir fanden 75 Studien, die NRTAs verglichen mit:

- Placebo oder kein Medikament;

- Nikotinersatztherapien wie Nikotin-Pflaster oder Nikotin-Kaugummi;

- Bupropion (ein weiteres Arzneimittel zur Unterstützung der Rauchentwöhnung);

- einem anderen Nikotinrezeptor-Teilagonisten;

- E-Zigaretten.

Die meisten Studien (28 Studien) wurden in den USA durchgeführt. Andere Studien wurden in einer Reihe von Ländern auf der ganzen Welt durchgeführt, einige in mehreren Ländern.

Hauptergebnisse

Die Wahrscheinlichkeit, mindestens sechs Monate lang mit dem Rauchen aufzuhören, ist bei Vareniclin höher als bei Placebo (41 Studien, 17 395 Personen), Bupropion (9 Studien, 7560 Personen) oder nur einer Art von Nikotinersatztherapie wie Nikotin-Pflaster (11 Studien, 7572 Personen). Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit dem Rauchen aufhören, ist möglicherweise genauso hoch wie bei Personen, die zwei oder mehr Arten von Nikotinersatztherapien anwenden, z. B. Pflaster und Kaugummi zusammen (5 Studien, 2344 Personen).

Cytisin hilft wahrscheinlich mehr Menschen bei der Raucherentwöhnung als Placebo (4 Studien, 4623 Personen) und ist möglicherweise genauso wirksam wie Vareniclin (2 Studien, 2131 Personen).

Von 100 Personen, die Vareniclin zur Rauchentwöhnung verwenden, können möglicherweise 21 bis 25 erfolgreich mit dem Rauchen aufhören, verglichen mit nur 18 von 100 Personen, die Bupropion verwenden, 18 von 100 Personen, die eine einzige Form der Nikotinersatztherapie verwenden, und 20 von 100, die zwei oder mehr Arten von Nikotinersatztherapie verwenden. Von 100 Personen, die Cytisin zur Rauchentwöhnung verwenden, können möglicherweise 18 bis 23 erfolgreich aufhören.

Die häufigste unerwünschte Wirkung von Vareniclin ist Übelkeit, die jedoch meist nur leicht oder mäßig ausgeprägt ist und in der Regel mit der Zeit abklingt. Bei Personen, die Vareniclin einnehmen, besteht wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für schwerwiegendere unerwünschte Wirkungen, die einen Krankenhausaufenthalt zur Folge haben könnten. Diese sind jedoch immer noch selten (2,7 % bis 4 % der Personen, die Vareniclin einnehmen, im Vergleich zu 2,7 % der Personen ohne Vareniclin) und ein kausaler Zusammenhang mit der Vareniclin-Einnahme ist nicht immer gesichert. Auch bei Personen, die Cytisin einnehmen, ist möglicherweise das Risiko schwerwiegender unerwünschter Wirkungen im Vergleich zu Personen, die es nicht einnehmen, geringfügig erhöht, aber im Vergleich zu Vareniclin scheint dies weniger wahrscheinlich.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Evidenz für einige unserer Ergebnisse ist sehr zuverlässig. Wir sind sehr sicher, dass Vareniclin die Rauchentwöhnung besser unterstützt als viele Alternativen. Bei einigen anderen Ergebnissen sind wir uns nicht so sicher, weil weniger oder kleinere Studien vorliegen.

Mehrere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Behandlung besser oder weniger schädlich ist als eine andere, aber auch das Gegenteil könnte der Fall sein.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 29. April 2022.

Livingstone-Banks J, Fanshawe TR, Thomas KH, Theodoulou A, Hajizadeh A, Hartman L, Lindson N

Was sind die Vor- und Nachteile von Ketamin und anderen N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor-Antagonisten zur Behandlung chronischer Schmerzen?

3 weeks 6 days ago
Kernaussagen
  • Es ist unklar, ob Ketamin (als Infusion über die Vene, zum Einnehmen oder als Creme auf die Haut) die Schmerzstärke verringert. Bei Gabe über die Vene verursacht es jedoch möglicherweise unerwünschte Wirkungen.

  • Es ist unklar, ob Memantin, Dextromethorphan, Amantadin und Magnesium die Schmerzstärke verringern oder unerwünschte Wirkungen haben.

  • Wir brauchen mehr und bessere Studien, um Nutzen und Schaden von Ketamin und anderen N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor-Antagonisten bei chronischen Schmerzen zu untersuchen.

Was sind chronische Schmerzen?

Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die mindestens drei Monate lang andauern. Sie sind ein häufiges Gesundheitsproblem und betreffen bis zu ein Drittel der Menschen. Chronische Schmerzen können ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein oder ohne erkennbare Ursache auftreten. Menschen mit chronischen Schmerzen leiden häufig unter Müdigkeit, Angst, Depressionen sowie Einschränkungen im Alltag und der Lebensqualität.

Was sind N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonisten?

NMDA-Rezeptor-Antagonisten sind Medikamente, die die Erregbarkeit von Nerven beeinflussen, die an der Schmerzverarbeitung und anderen Gehirnfunktionen beteiligt sind. Dazu gehören Ketamin, Memantin, Dextromethorphan, Amantadin und Magnesium. Sie werden bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, auch bei chronischen Schmerzen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob Ketamin und andere NMDA-Rezeptor-Antagonisten Schmerzen besser lindern als eine Scheinbehandlung (Placebo), die übliche medizinische Behandlung oder ein anderes Medikament. Wir wollten auch herausfinden, ob sie mit unerwünschten Wirkungen verbunden sind.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Ketamin und andere NMDA-Rezeptor-Antagonisten bei Erwachsenen mit chronischen Schmerzen mit Placebo, der üblichen medizinischen Behandlung oder einem anderen Medikament verglichen wurden. Wir fassten die Studienergebnisse zusammen, verglichen sie und bewerteten, wie verlässlich die Evidenz ist – unter anderem anhand der verwendeten Methoden und der Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 67 Studien mit 2309 Teilnehmenden mit unterschiedlichen chronischen Schmerzerkrankungen, darunter Nervenschmerzen (z. B. diabetische Neuropathie, Schmerzen nach Gürtelrose), Fibromyalgie sowie das komplexe regionale Schmerzsyndrom. Der Anteil der Frauen in den Studien lag zwischen 11 % und 100 %. 39 Studien befassten sich mit Ketamin, zehn mit Memantin, neun mit Dextromethorphan, drei mit Amantadin und acht mit Magnesium. In 26 Studien wurden diese Medikamente mit Placebos verglichen. Die meisten Studien stammten aus Europa, dem Vereinigten Königreich und den USA. 19 % wurden in irgendeiner Form von Pharmaunternehmen finanziell unterstützt. Die Studien waren im Allgemeinen kurz und dauerten nur einige Monate.

Hauptergebnisse

Wir wissen nicht, ob Ketamin (als Infusion durch eine Vene, zum Einnehmen oder als Creme) die Schmerzstärke verringert. Bei Gabe über die Vene verursacht es möglicherweise unerwünschte Wirkungen, darunter Übelkeit, Erbrechen sowie das Gefühl einer Entfremdung von der Realität. Wir wissen nicht, ob Ketamin als Creme oder zum Einnehmen unerwünschte Wirkungen verursacht.

Es ist unklar, ob Memantin, Dextromethorphan und Amantadin (zum Einnehmen) oder Magnesium (als Infusion oder zum Einnehmen) die Schmerzstärke verringern oder unerwünschte Wirkungen verursachen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir haben aus mehreren Gründen wenig bis kein Vertrauen in die Evidenz. Es ist möglich, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie bekamen. Nicht alle Studien lieferten Daten zu allen für uns wichtigen Endpunkten. Es gab nicht genügend Studien, und die eingeschlossenen Studien waren sehr klein. Daher lassen sich die Ergebnisse zu unseren Endpunkten nicht sicher beurteilen.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2025.

Ferraro MC, Cashin AG, Visser EJ, Abdel Shaheed C, Wewege MA, Wand BM, Gustin SM, O'Connell NE, McAuley JH

Helfen die Medikamente Brexanolon und Zuranolon Frauen mit postnatalen Depressionen?

3 weeks 6 days ago
Kernaussagen

- Im Vergleich zu Placebo (einem Scheinmedikament) lindert Zuranolon wahrscheinlich bei mehr Frauen die Symptome einer Depression, führt aber auch häufiger zu schädlichen unerwünschten Wirkungen.

- Brexanolon beeinflusst die Symptome einer Depression bei Frauen im Vergleich zu Placebo möglicherweise nur wenig oder gar nicht und hat wahrscheinlich auch keinen Einfluss auf die Zahl der schädlichen unerwünschten Wirkungen.

- Es braucht Studien, in denen diese Medikamente mit herkömmlichen Antidepressiva und Gesprächstherapien verglichen werden und die auch langfristige Endpunkte untersuchen, um Nutzen und Schaden besser beurteilen zu können.

Was ist eine postnatale Depression?

Postnatale Depressionen – auch postpartale Depressionen genannt – sind depressive Erkrankungen, die innerhalb eines Jahres nach der Geburt eines Kindes auftreten. Viele Frauen sind davon betroffen. Sie kann sich durch anhaltende Niedergeschlagenheit, den Verlust von Interesse oder Freude an früheren Aktivitäten, Veränderungen des Appetits und des Energieniveaus, Schlafstörungen sowie Selbstzweifel äußern. Postnatale Depressionen können ernsthafte kurz- und langfristige Auswirkungen auf die Mutter, das Baby und die gesamte Familie haben.

Wie wird eine postnatale Depression behandelt?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, postnatale Depression zu behandeln. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Medikamente (z. B. Antidepressiva), Gesprächstherapien oder strukturierte Unterstützungsangebote, etwa durch den Austausch mit anderen Betroffenen. Welche Behandlung infrage kommt, hängt von der Entscheidung der Frau, dem Schweregrad der Depression und möglichen weiteren Erkrankungen ab. Viele schwangere oder stillende Frauen machen sich Sorgen über mögliche unerwünschte Wirkungen von Medikamenten auf ihr Baby.

Pharmazeutische Unternehmen haben neue Behandlungen gegen postnatale Depressionen entwickelt, die auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn wirken. Brexanolon und Zuranolon sind zwei Beispiele dafür. Als Gruppe werden sie als "Neurosteroide als positive allosterische Modulatoren des GABA A -Rezeptors“ bezeichnet. Zuranolon wird in Tablettenform eingenommen (orale Anwendung), während Brexanolon als Infusion über 60 Stunden direkt in eine Vene verabreicht wird (intravenöse Anwendung). Herkömmliche Antidepressiva benötigen oft mehrere Wochen bis zum Wirkungseintritt; die Wirkung dieser neuen Behandlungen setzt schneller ein. Ihr Nutzen und möglicher Schaden sind jedoch ungewiss.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welchen Nutzen und Schaden Neurosteroide als positive allosterische Modulatoren des GABA A -Rezeptors – wie Brexanolon und Zuranolon – bei der Behandlung von Frauen mit postnataler Depression haben.

Wie gingen wir vor?

Im Januar 2024 suchten wir nach Studien zu Neurosteroiden als positive allosterische Modulatoren des GABA A -Rezeptors zur Behandlung von Frauen mit postnataler Depression. Wir suchten nach Studien, in denen Frauen nach dem Zufallsprinzip entweder das Medikament oder ein Placebo erhielten. Solche Studien liefern die verlässlichste Evidenz.

Der wichtigste Endpunkt war, wie gut die Medikamente wirkten. Dies wurde daran gemessen, wie viele Frauen gut auf die Behandlung ansprachen („Response“) oder nach der Behandlung keine Kriterien für eine Depression mehr erfüllten („Remission“). Außerdem untersuchten wir, ob bei den Frauen und/oder ihren Babys schädliche unerwünschte Wirkungen der Behandlung auftraten.

Was fanden wir?

Wir fanden sechs Studien mit insgesamt 674 Frauen. In drei Studien wurde Brexanolon als Infusion (intravenös) mit einem Placebo verglichen. In einer weiteren Studie wurde Ganaxolon – ein verwandtes Medikament, das ebenfalls intravenös verabreicht wird – mit einem Placebo verglichen. In zwei Studien wurde Zuranolon in Tablettenform (oral) mit einem Placebo verglichen. Keine der Studien verglich diese Behandlungen mit anderen Medikamenten, der üblichen Behandlung, Gesprächstherapien oder anderen Unterstützungsangeboten.

Hauptergebnisse

Intravenöse Neurosteroid-GABA A -Rezeptor positive allosterische Modulatoren

- Die intravenös verabreichten Medikamente (Brexanolon und Ganaxolon) führen im Vergleich zu Placebo möglicherweise nur zu einer geringen oder gar keiner Verbesserung der Remission, der Ansprechrate oder des Schweregrads der Depression.

- Bei den unerwünschten Wirkungen für die Mutter gibt es wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied zwischen den intravenösen Medikamenten und Placebo.

- Allerdings wurden sie von den Frauen schlechter akzeptiert als Placebo, was dazu führte, dass mehr Teilnehmerinnen die Studien vorzeitig abbrachen.

- Einige für uns wichtige Endpunkte wurden in den Studien nicht erfasst – darunter die Lebensqualität, die Mutter-Kind-Beziehung und die Auswirkungen auf das Baby.

Orale Neurosteroid-GABA A -Rezeptor positive allosterische Modulatoren

- Das als Tablette einzunehmende Medikament Zuranolon lindert die Symptome einer postnatalen Depression wahrscheinlich bei mehr Frauen als ein Placebo – sowohl im Hinblick auf das Ansprechen als auch auf eine vollständige Remission.

- Zuranolon führt bei Müttern wahrscheinlich häufiger zu unerwünschten Wirkungen als ein Placebo.

- Zuranolon und Placebo waren für die Frauen möglicherweise ähnlich akzeptabel – in beiden Gruppen brach eine vergleichbare Anzahl die Studien vorzeitig ab.

- Zuranolon verringert den Schweregrad der Depression wahrscheinlich 5 bis 12 Wochen nach Beginn der Behandlung besser als ein Placebo.

- Zuranolon verbessert möglicherweise die Mutter-Kind-Beziehung im Vergleich zu Placebo.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Ergebnisse stammen aus nur wenigen Studien, die die Behandlung nur bis zu 45 Tage lang begleiteten. Unsere Schlussfolgerungen könnten sich ändern, wenn künftig weitere Studien vorliegen. Wir müssen besser verstehen, wie diese Medikamente im Vergleich zu anderen Behandlungen gegen postnatale Depression – einschließlich Antidepressiva – langfristig wirken und wie sicher sie während der Stillzeit sind.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Diese Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2024.

Wilson CA, Robertson L, Ayre K, Hendon JL, Dawson S, Bridges C, Khalifeh H

Welche Medikamente, die oral eingenommen oder injiziert werden, eignen sich am besten zur Behandlung der Schuppenflechte (eine Hauterkrankung mit entzündlichen Hauterhebungen)?

1 month ago
Kernaussagen
  • Für den Zeitraum einer sechsmonatigen Behandlung scheinen die so genannten "Biologika" am besten geeignet zu sein, um die entzündlichen Hauterhebungen der Psoriasis zu beseitigen.

  • Es sind Studien über längere Zeiträume erforderlich, um den Nutzen und die potenziellen unerwünschten Wirkungen einer längeren Behandlung mit Medikamenten zu beurteilen, die zur Behandlung der Psoriasis oral (über den Mund) eingenommen oder gespritzt werden.

  • Zudem sind weitere Studien notwendig, in denen diese Art von Medikamenten direkt miteinander verglichen wird.

Was ist Schuppenflechte?

Das Immunsystem schützt den Körper, indem es Krankheitserreger und andere Fremdstoffe abwehrt und diejenigen unschädlich macht, die bereits eingedrungen sind. Die Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist eine Immunerkrankung, bei der das Immunsystem nicht so funktioniert, wie es sollte. Psoriasis betrifft die Haut und manchmal auch die Gelenke. Bei der Schuppenflechte kommt es zu einer beschleunigten Produktion neuer Hautzellen, die klar begrenzte Hauterhebungen, die so genannten "Plaques", bilden. Plaques können schuppig sein, Juckreiz verursachen und erscheinen auf heller Haut oft rötlich, auf dunklerer Haut hingegen eher als dunklere Verfärbungen. Die Plaque-Psoriasis ist die häufigste Form der Schuppenflechte.

Wie wird Schuppenflechte behandelt?

Die Behandlung hängt davon ab, wie stark die Symptome sind. Etwa eine bis zwei von 10 Personen mit mittelschwerer oder schwerer Psoriasis müssen Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen, um die Psoriasis zu kontrollieren. Diese Medikamente werden als systemische Behandlungen bezeichnet, weil sie den ganzen Körper betreffen. Sie werden in der Regel oral eingenommen oder gespritzt.

Warum führten wir diesen Cochrane Review durch?

Es gibt drei verschiedene Arten von systemischen Medikamenten zur Behandlung von Psoriasis.

  • „Biologika" sind Proteine, beispielsweise Antikörper, die auf Interleukine und Zytokine (Teile des Immunsystems, die das Zellverhalten beeinflussen) abzielen.

  • Synthetische zielgerichtete Behandlungen sind Medikamente, die vollständig von Menschen hergestellt werden und gezielt bestimmte Immunzellen beeinflussen (z. B. Apremilast).

  • Nicht zielgerichtete Medikamente sind Medikamente, die seit langem zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden, wie Methotrexat, Ciclosporin und Retinoide.

Wir wollten die Vorteile und möglichen unerwünschten Wirkungen der Einnahme von systemischen Medikamenten zur Behandlung der Schuppenflechte verstehen und herausfinden, ob bestimmte davon besser wirken als andere.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen systemische Medikamente an Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis untersucht wurden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 204 Studien, darunter 26 neue Studien seit unserer letzten Suche im Juli 2024. In den Studien wurden 26 verschiedene Medikamente getestet. Sie umfassten 67.889 Erwachsene mit Psoriasis (Durchschnittsalter 44,4 Jahre) und dauerten zwischen zwei und sechs Monaten. 27 Studien gaben keine Finanzierungsquelle an. Von den restlichen 177 Studien wurden 157 von Pharmaunternehmen finanziert.

In den meisten Studien wurde ein systemisches Medikament mit einem Placebo verglichen (einer Scheinbehandlung, die keinen Wirkstoff enthält, aber genauso aussieht wie das getestete Medikament). Sie verwendeten den so genannten Psoriasis Area and Severity Index, eine häufig für die klinische Beurteilung von Psoriasis verwendete Messskala, um die Wirkungen der Medikamente zu beurteilen. Es wurde eine Verbesserung der Psoriasis-Plaques auf der Haut von 90 % angestrebt. Nur wenige Studien berichteten über das Wohlbefinden der Betroffenen.

Wir haben alle untersuchten Medikamente miteinander verglichen.

Was sind die Hauptergebnisse unseres Reviews?

Alle getesteten Medikamente wirkten bei der Behandlung der Schuppenflechte besser als ein Placebo, gemessen an einer 90-prozentigen Verbesserung des Psoriasis Area and Severity Index.

Biologika, die auf die Moleküle Interleukin 17, 23, 12/23 und das Zytokin TNF-alpha abzielen, behandelten die Psoriasis besser als die synthetischen zielgerichteten Behandlungen und die nicht zielgerichteten Medikamente.

Im Vergleich zu Placebo wirkten die folgenden fünf Biologika wahrscheinlich am besten bei der Behandlung der Psoriasis, wobei es wahrscheinlich kaum Unterschiede zwischen ihnen gibt:

  • Infliximab (gerichtet gegen TNF-alpha);

  • Ixekizumab, Bimekizumab, Xeligekimab (gegen Interleukin-17); und

  • Risankizumab (gegen Interleukin-23).

Möglicherweise gibt es keinen oder nur einen geringen Unterschied in der Zahl der schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse bei allen systemischen Medikamenten im Vergleich zu einem Placebo. Allerdings wurden in den Studien nicht durchgängig Ergebnisse zu negativen Wirkungen, wie etwa schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, berichtet. Deshalb sind die Ergebnisse zu unerwünschten Wirkungen unsicher.

Einschränkungen der Evidenz

Wir fanden heraus, dass die Biologika Infliximab, Xeligekimab, Bimekizumab, Ixekizumab und Risankizumab im Vergleich zu Placebo wahrscheinlich die wirksamsten Behandlungen sind, um bei Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis eine 90%ige Verbesserung des Psoriasis Area and Severity Index zu erreichen. Bezüglich der Ergebnisse zu Bimekizumab sind wir zuversichtlich; in Bezug auf Infliximab, Ixekizumab, Xeligekimab und Risankizumab schätzen wir die Ergebnissicherheit als moderat ein.

Aufgrund der geringen Zahl der gemeldeten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse sind wir weniger zuversichtlich, was diese Ergebnisse betrifft.

Auch bei den nicht zielgerichteten Medikamenten sind wir weniger zuversichtlich, was die Ergebnisse anbelangt, da wir Bedenken hinsichtlich der Art und Weise haben, wie einige der Studien durchgeführt wurden. Weitere Studien werden diese Ergebnisse wahrscheinlich verändern.

Zu einigen der 26 Medikamente, die wir in unseren Review einbezogen haben, fanden wir nicht viele Studien. Die Studienteilnehmenden hatten zu Beginn der Studie häufig eine schwere Psoriasis, so dass unsere Ergebnisse für Betroffene mit einer weniger schweren Psoriasis möglicherweise nicht aussagekräftig sind. Unsere Ergebnisse beziehen sich nur auf die Behandlung mit systemischen Medikamenten für maximal sechs Monate.

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir haben Evidenz bis Juli 2024 berücksichtigt.

Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um einen lebendigen systematischen Review. Lebendige systematische Reviews bieten einen neuen Ansatz für die Aktualisierung von Reviews, bei dem kontinuierlich relevante Evidenz, sobald sie verfügbar ist, in die Übersichtsarbeit miteinbezogen wird.

Sbidian E, Chaimani A, Guelimi R, Tai CC, Beytout Q, Choudhary C, Mubuanga Nkusu A, Ollivier C, Samaran Q, Hughes C, Afach S, Le Cleach L

Sind Erste-Hilfe-Kurse für Laien wirksam?

1 month ago
Kernaussagen
  • Es ist unklar, ob eine Erste-Hilfe-Schulung für Laien – also Personen ohne formale Ausbildung im Gesundheitswesen – einen Einfluss auf folgende Aspekte hat: die gesundheitlichen Ergebnisse der Person, die Erste Hilfe erhält, die Qualität der geleisteten Ersten Hilfe sowie das Hilfeverhalten von Laien-Ersthelfern im Hinblick auf die Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen.

  • Eine Erste-Hilfe-Schulung für Laien führt wahrscheinlich kurzfristig – innerhalb eines Monats nach der Schulung – zu einer Verbesserung der Erste-Hilfe-Kenntnisse, der praktischen Fähigkeiten sowie des Vertrauens in die eigene Fähigkeit, Erste Hilfe zu leisten. Über die Auswirkungen auf die kurzfristige Hilfsbereitschaft von Laien-Ersthelfern können wir jedoch keine Aussage treffen.

  • Künftige Forschungen sollten sich auf Aspekte konzentrieren, die für Entscheidungsträger wichtig sind, wie z. B.:

    • die Standardisierung von Fragebögen und anderen Maßnahmen zur Bewertung von Erste-Hilfe-Kenntnissen, -Fähigkeiten und -Einstellungen;

    • die Untersuchung der langfristigen Wirkungen der Schulungen, einschließlich der Kosten und möglicher unerwünschter Wirkungen; und

    • die Untersuchung der Auswirkungen der Erste-Hilfe-Schulung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Was ist eine Erste-Hilfe-Schulung?

Die Erste Hilfe umfasst die Grundversorgung einer kranken oder verletzten Person. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist eine gezielte Lernveranstaltung mit klar definierten Zielen, die darauf abzielt, Wissen, praktische Fertigkeiten und Einstellungen zur Durchführung von Erster Hilfe zu verbessern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob eine Erste-Hilfe-Schulung für Laien besser ist als eine andere Art von Schulung oder keine Erste-Hilfe-Schulung zur Verbesserung:

  • der Gesundheit der Personen, denen Erste Hilfe geleistet wird;

  • der Qualität der geleisteten Ersten Hilfe;

  • des Verhaltens von Menschen, die in einer realen Notsituation Erste Hilfe leisten müssen ("Hilfeverhalten"); und

  • der Erste-Hilfe-Kenntnisse und -Fähigkeiten, der Selbstwirksamkeit und der Hilfsbereitschaft von Laien, die eine Erste-Hilfe-Schulung erhalten hatten.

Wir wollten auch wissen, wie hoch die Kosten der Erste-Hilfe-Schulung für Laien sind und ob es unerwünschte Wirkungen gibt.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die eine Erste-Hilfe-Schulung für Laien im Bereich der körperlichen Gesundheit mit einer anderen Schulungsart (z. B. Erste Hilfe für psychische Gesundheit oder HIV-Prävention) oder mit keiner Schulung verglichen. Wir haben die Ergebnisse der gefundenen Studien kombiniert und unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien bewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 36 Studien mit 15.657 Personen ohne formale Gesundheitsausbildung. Siebzehn Studien befassten sich mit Erwachsenen, 19 Studien mit Kindern oder Jugendlichen. Die Studien fanden in verschiedenen Ländern der Welt statt. Die meisten Studien wurden in Ländern mit hohem oder mittlerem Einkommen durchgeführt (die Hälfte davon in den USA), und nur zwei Studien fanden in einem Land mit niedrigem Einkommen statt (Nigeria).

Keine Studie lieferte Evidenz über die Auswirkungen der Erste-Hilfe-Schulung auf die gesundheitlichen Endpunkte der Personen, die Erste Hilfe erhalten, oder die Qualität der in echten Notfallsituationen geleisteten Ersten Hilfe. Eine Studie, an der 3070 Personen teilnahmen, untersuchte das längerfristige (bis 3 Jahre nach der Schulung) Hilfeverhalten von Laien. Sie lieferte jedoch nicht genügend Daten, um zuverlässige Schlussfolgerungen zur Wirkung einer Erste-Hilfe-Schulung auf diesen Endpunkt ziehen zu können.

Im Vergleich zu einer anderen Art von Schulung oder keiner Schulung erhöht eine Erste-Hilfe-Schulung für Laien wahrscheinlich kurzfristig (innerhalb eines Monats nach der Schulung) die folgenden Erste-Hilfe-Kenntnisse der Teilnehmenden:

  • Wissen (8 Studien, 3515 Teilnehmende);

  • praktische Fähigkeiten (12 Studien, 3063 Teilnehmende); und

  • Selbstwirksamkeit (2 Studien, 285 Teilnehmende).

Wir können keine zuverlässigen Aussagen über die Wirkungen einer Erste-Hilfe-Schulung auf die kurzfristige Hilfsbereitschaft treffen (2 Studien, 1083 Teilnehmende).

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir haben sehr geringes Vertrauen in die Evidenz zur längerfristigen Wirksamkeit von Erste-Hilfe-Schulungen auf das Hilfeverhalten von Laien-Ersthelfern, da die Evidenz nur aus einer Studie stammt und es nur wenige Gelegenheiten zum Helfen gab. Wir sind mäßig zuversichtlich, dass die Erste-Hilfe-Kenntnisse, -Fähigkeiten und -Selbstwirksamkeit von Laien durch eine Erste-Hilfe-Schulung kurzfristig verbessert werden. Allerdings wurde nicht in allen Studien eindeutig angegeben, ob die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip für die Schulung ausgewählt wurden. Außerdem wussten einige Teilnehmenden der Studien möglicherweise, ob sie eine Erste-Hilfe-Schulung erhielten oder nicht, und es fehlen Informationen darüber, wie gut die Messinstrumente zur Bewertung funktionierten. Die Evidenz zur kurzfristigen Hilfsbereitschaft bewerten wir als unsicher - in zwei Studien wurde jedoch eine Verbesserung festgestellt. Möglicherweise gaben die Teilnehmenden nach der Schulung jedoch an, eher helfen zu wollen, weil sie sich verpflichtet fühlten, die „richtige Antwort“ zu geben. Allerdings gab es nicht genügend Studien, um dieses Ergebnis zu bestätigen.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2024.

Kendall I, Laermans J, D'aes T, Borra V, McCaul M, Aertgeerts B, De Buck E

Können automatisierte Systeme die künstliche Beatmungszeit von Patient*innen auf der Intensivstation verkürzen?

1 month ago
Kernaussagen
  • Im Vergleich zur von Fachpersonal gesteuerten Entwöhnung verkürzen automatisierte Beatmungssysteme, die die Atemunterstützung automatisch an den Bedarf der Patient*innen anpassen, wahrscheinlich die Zeit an der Beatmungsmaschine. Sie führen außerdem wahrscheinlich zu einer leichten Verkürzung des Aufenthalts auf der Intensivstation und im Krankenhaus. Diese Systeme haben wahrscheinlich wenig oder keinen Einfluss auf die Sterblichkeit, verringern aber wahrscheinlich die Notwendigkeit einer erneuten Intubation (eine erneute Einführung des Beatmungsschlauchs), sowie einer Tracheotomie (ein kleiner Schnitt an der Halsvorderseite zur Einführung des Beatmungsschlauchs).

  • Es werden mehr Studien mit Kindern benötigt. Künftige Studien sollten auch die Lebensqualität der Patient*innen untersuchen.

Was sind automatisierte Beatmungssysteme?

Viele kritisch kranke Menschen benötigen Unterstützung durch ein Beatmungsgerät (Ventilator). Die schrittweise Reduzierung der Atemunterstützung und die Rückkehr zur selbstständigen Atmung – ein Prozess, der als Entwöhnung bezeichnet wird – erfordert Fachwissen und ständige Überwachung. Ist die Entwöhnung nicht optimal, kann es dazu kommen, dass Patient*innen zu lange künstlich beatmet werden – mit einem erhöhten Risiko für Lungenverletzungen, Lungenentzündungen und Tod. Organisatorische Abläufe können gelegentlich eine wirksame und schnelle Behandlung behindern. Automatisierte Beatmungssysteme könnten eine mögliche Lösung für dieses Problem sein. Diese Systeme überwachen die Patient*innen kontinuierlich und passen die Atemunterstützung automatisch an – ganz ohne Eingreifen des Behandlungsteams.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob automatisierte Beatmungssysteme im Vergleich zur Entwöhnung durch Fachpersonal Vorteile bringen, in Bezug auf:

  • die Dauer der mechanischen Beatmung;

  • den Tod;

  • die Dauer der Aufenthalte auf der Intensivstation und im Krankenhaus;

  • unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Beatmung, wie z. B. die Notwendigkeit einer erneuten Intubation oder einer Tracheotomie; und

  • die Lebensqualität der Patient*innen.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen automatisierte Beatmungssysteme mit der herkömmlichen Entwöhnung durch Fachpersonal bei Erwachsenen und Kindern verglichen wurden. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz – unter anderem basierend auf der Qualität der Studienmethoden und der Anzahl der Teilnehmenden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 62 Studien mit insgesamt 5052 Teilnehmenden – darunter 4834 Erwachsene und 218 Kinder. Die Gründe für eine künstliche Beatmung der Teilnehmenden waren eine Lungenentzündung oder eine andere Infektion, eine schwere Verletzung oder eine Operation. In den Studien wurden mehrere automatisierte Beatmungssysteme bewertet, die im Handel erhältlich sind.

Hauptergebnisse

Im Vergleich zur herkömmlichen Entwöhnung durch Fachpersonal schneiden automatisierte Entwöhnungssysteme wie folgt ab:

  • Sie verkürzen wahrscheinlich die mechanische Beatmungsdauer – bei Erwachsenen um etwa 24 % (entspricht 1,7 Tagen) und bei Kindern um rund 16 Stunden.

  • Sie haben wahrscheinlich wenig oder keinen Einfluss auf die Sterblichkeit.

  • Sie verkürzen wahrscheinlich die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation – bei Erwachsenen um etwa 14 % (1,3 Tage) und bei Kindern um etwa 0,6 Tage.

  • Sie verkürzen wahrscheinlich die Dauer des Krankenhausaufenthalts – bei Erwachsenen um etwa 10 % (2 Tage) und bei Kindern um rund 0,9 Tage.

  • Sie verringern wahrscheinlich die Notwendigkeit einer erneuten Intubation.

  • Sie verringern wahrscheinlich die Notwendigkeit einer Tracheotomie.

Keine der Studien berichtete zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist nur mäßig. Die Gründe dafür sind: Die Studien wurden an unterschiedlichen Personengruppen durchgeführt, setzten verschiedene Methoden der automatisierten Entwöhnung ein (bei den Endpunkten Beatmungsdauer, Aufenthalt auf der Intensivstation und im Krankenhaus), oder es gab nicht genügend Studien, um bei bestimmten Endpunkten – etwa bei den unerwünschten Ereignissen – sichere Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 2. Januar 2024.

Rose L, Schultz MJ, Cardwell CR, Paulus F, Couper K, Jouvet P, Blackwood B

Was sind die Vor- und Nachteile des Medikaments Palivizumab zur Vorbeugung einer schweren Infektion mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) bei Kindern?

1 month ago
Kernaussagen
  • Palivizumab, das über eine Vene oder in einen Muskel verabreicht wird, verringert die Krankenhausaufenthalte wegen einer RSV-Infektion und lindert spätere Atemprobleme wie pfeifende Atmung. Bei anderen Endpunkten zeigt sich wahrscheinlich nur ein geringer oder kein Unterschied.

  • Palivizumab, das über die Nase verabreicht wird, bietet möglicherweise keinen Vorteil bei den meisten wichtigen Endpunkten.

Was ist das Respiratorische Synzytialvirus (RSV)?

Das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) ist eine der Hauptursachen für akute Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere im ersten Lebensjahr. Weltweit gibt es jedes Jahr etwa 33 Millionen RSV-Infektionen. Mehr als 95 % davon treten in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen auf.

Was sind die Symptome?

Kinder mit einer RSV-Infektion können Beschwerden wie eine laufende Nase, Fieber, Husten, pfeifende Atmung, Atemnot oder Schwierigkeiten beim Trinken oder Essen haben. Eine RSV-Infektion kann so schwer verlaufen, dass das Kind ins Krankenhaus oder sogar auf die Intensivstation muss. Die Erkrankung kann sogar tödlich enden – vor allem bei Säuglingen unter zwei Monaten. Auch nach einer RSV-Infektion können Kinder wiederholt pfeifende Atmung haben oder langfristige Lungenprobleme entwickeln.

Was ist Palivizumab?

Palivizumab ist ein Medikament, das Kindern mit erhöhtem Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung monatlich in bis zu fünf Gaben in einen Muskel gespritzt wird, um schwere Infektionen zu verhindern. Palivizumab kann auch über eine Vene oder neuerdings über die Nase verabreicht werden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Vor- und Nachteile Palivizumab für Kinder mit erhöhtem Risiko einer RSV-Infektion hat.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Palivizumab mit einer Scheinbehandlung (Placebo), keiner Behandlung oder der üblichen Versorgung bei Kindern verglichen wurde, die ein erhöhtes Risiko für eine RSV-Infektion hatten.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden sechs Studien mit insgesamt 3611 Kindern. Alle Studien umfassten nur wenige Teilnehmende und untersuchten Kinder, die wegen bestehender Gesundheitsprobleme – wie einer Frühgeburt oder Herz- bzw. Lungenerkrankungen – ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer RSV-Infektion hatten. Die wichtigsten Ergebnisse der Studien sind im Folgenden zusammengefasst.

  • Wenn Palivizumab in einen Muskel oder über eine Vene verabreicht wird, verringert es die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen einer RSV-Infektion um etwa 56 %. Wenn in der Placebogruppe 98 von 1000 Kindern ins Krankenhaus mussten, waren es in der Palivizumab-Gruppe 43 von 1000. Palivizumab, das über die Nase verabreicht wird, erhöht möglicherweise die Rate der Krankenhausaufenthalte wegen einer RSV-Infektion. In den Studien war die Rate in der Palivizumab-Gruppe mit 149 pro 1000 Kindern mehr als doppelt so hoch wie in der Placebo-Gruppe mit 64 pro 1000.

  • Palivizumab führt wahrscheinlich zu wenig oder keinem Unterschied bei der Zahl der Todesfälle und bei unerwünschten Wirkungen. In den Studien traten in der Placebogruppe 23 Todesfälle und 78 unerwünschte Wirkungen pro 1000 Teilnehmenden auf – in der Palivizumab-Gruppe waren es 16 Todesfälle pro 1000 Teilnehmenden und 84 unerwünschten Wirkungen pro 1000 .

  • Palivizumab führt wahrscheinlich zu einem leichten Rückgang der Krankenhausaufenthalte insgesamt wegen Atemwegserkrankungen – um etwa 20 %.

  • Wenn Palivizumab in einen Muskel oder über eine Vene verabreicht wird, senkt es möglicherweise die Zahl der RSV-Infektionen innerhalb von zwei Jahren Nachbeobachtung um 67 %. Außerdem verringerte es die Zahl der Tage mit pfeifender Atmung um 61 %. Im Vergleich dazu erhöht Palivizumab, das über die Nase verabreicht wird, möglicherweise die Zahl der RSV-Infektionen um 64 %. Bei der Zahl der Tage mit pfeifender Atmung zeigt sich möglicherweise nur ein geringer oder kein Unterschied.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir sind zuversichtlich, dass Palivizumab, das in einen Muskel oder über eine Vene verabreicht wird (systemisch), die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen RSV-Infektionen sowie die Zahl der Tage mit pfeifender Atmung verringert. Bei den übrigen Ergebnissen sind wir nur mäßig zuversichtlich oder haben wenig Vertrauen in die Evidenz. Das liegt daran, dass die Studien sehr klein waren oder es nicht genügend Studien gab, um sich über die Ergebnisse sicher zu sein.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 3. Juli 2024.

Garegnani L, Roson Rodriguez P, Escobar Liquitay CM, Esteban I, Franco JVA

Wie wirksam und sicher sind Mini-Schlingen – kleine Bänder, die durch einen kleinen Schnitt eingesetzt werden – bei Frauen mit Harninkontinenz im Vergleich zu anderen Operationen?

1 month ago
Kernaussagen

- Mini-Schlingen, bei denen ein einziger kleiner Schnitt gemacht wird, helfen genauso gut gegen Inkontinenz wie Schlingen im mittleren Abschnitt der Harnröhre und verursachen dabei oft weniger Schmerzen.
- Die Unterschiede zwischen Mini-Schlingen und anderen Operationen ist weniger sicher.
- Die derzeitige Evidenz ist überwiegend auf eine Nachbeobachtung von 2 Jahren beschränkt. Wir brauchen mehr Langzeitergebnisse, um festzustellen, wie wirksam und sicher Mini-Schlingen im Vergleich zu anderen chirurgischen Behandlungen sind.

Was ist Harninkontinenz?

Von Harninkontinenz spricht man, wenn eine Person aus Versehen Urin verliert. Bis zur Hälfte aller Frauen ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Stressharninkontinenz ist ein Harnverlust, der beim Husten, Niesen oder Sport auftritt. Sie wird durch eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur verursacht, die die Harnröhre, über die der Urin abfließt, stützt.

Wie wird Harninkontinenz behandelt?

Sie wird zunächst mit Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur behandelt. Etwa 1 von 10 Frauen muss möglicherweise operiert werden.

Alle Operationen bei Harninkontinenz zielen darauf ab, den Blasenhals und die Harnröhre zu stützen. Die verschiedenen Operationen unterscheiden sich darin, wie stark sie in den Körper eingreifen, welche Risiken sie mit sich bringen und wie lange die Heilung dauert. Bei den heutzutage am häufigsten eingesetzten Operationsverfahren wird eine 'Schlinge' verwendet, die die Harnröhre bei plötzlichem Druck auf die Blase stabilisiert und ein unwillkürliches Austreten von Urin verhindert. Schlingen können in drei Kategorien eingeteilt werden:

- Autologe Schlingen : aus körpereigenem Gewebe (Faszien) der Patientin hergestellt;
- Standard-Schlingen für die mittlere Harnröhre bestehen aus vergleichsweise langen Polypropylenstreifen (einem Kunststoff), die im umliegenden Gewebe verankert werden. Es gibt zwei häufig verwendete Methoden: " retropubische Schlingen " und " transobturatorische Schlingen ". Der wichtigste Unterschied zwischen ihnen ist, wie das Band im Körper angebracht wird.
- Mini-Schlingen " : Das sind kleine, schmale Bändchen aus Netzmaterial. Sie werden durch einen einzigen kleinen Schnitt in der Scheide (Vagina) eingesetzt.

Bei allen Slings aus Polypropylen wächst nach dem Einsetzen Bindegewebe durch die Maschen des Netzes, wodurch der Sling dauerhaft an seiner Position fixiert wird.

In den vergangenen Jahren gerieten Netzschlingen zunehmend in die öffentliche Kritik. Einige Modelle wurden vom Markt genommen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, wie Mini-Schlingen im Vergleich zu anderen Operationen bei Harninkontinenz abschneiden. Wir interessierten uns für ihre Wirkungen auf:

- Heilung oder Verbesserung der Harninkontinenz;
- Risiko von Schmerzen und schmerzhaftem Sex;
- Risiko von Netzerosionen (Freilegung oder Vorstehen des Slings in die Vagina);
- Harnverhalt;
- Risiko von Verletzungen und Infektionen;
- Notwendigkeit einer weiteren Operation;
- Lebensqualität.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die Mini-Schlingen verglichen mit:

- anderen Arten von Slings;
- anderen Arten von Operationen;
- konservative Behandlung (z. B. Beckenbodentraining) oder keine Behandlung.

Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Methodik und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?

Wir haben 62 Studien mit 8051 Frauen gefunden, in denen Mini-Schlingen mit anderen Sling-Operationen verglichen wurden. Die Frauen unterschieden sich in Alter, Körpergewicht und Anzahl der geborenen Kinder.

Zehn Studien wurden von der Industrie oder von Herstellern finanziert. Davon gaben vier eine eindeutige Erklärung ab, dass Sponsoren aus der Industrie nicht an der Planung, Durchführung oder Berichterstattung der Studien beteiligt waren. Die übrigen sechs Studien enthielten nur wenige oder unklare Angaben.

Hauptergebnisse

In einer Studie wurden Mini-Schlingen und autologe Schlingen verglichen. Es zeigte sich, dass hinsichtlich der Komplikationen wie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Netzfreilegungen oder -erosionen kaum Unterschiede zwischen den beiden Operationsverfahren bestehen. Über andere Endpunkte wurde in der Studie nicht berichtet.

Mini-Schlingen versus retropubische Schlingen: 10 Studien

- Es gibt wenig bis gar keinen Unterschied zwischen diesen Verfahren in Bezug auf die von den Patientinnen angegebene Heilung oder Verbesserung der Harninkontinenz.
- Mini-Schlingen verursachen möglicherweise im Vergleich zu retropubischen Schlingen mehr Netzerosionen. Die Evidenz ist aber unsicher.
- Wir wissen nicht, ob Mini-Schlingen im Vergleich zu retropubischen Schlingen Auswirkungen auf das Risiko eines Harnverhalts, die Notwendigkeit einer weiteren Operation oder die Lebensqualität haben.
- Es gab keine Informationen über langfristige Schmerzen oder schmerzhaften Sex.

Mini-Schlingen versus transobturatorische Schlingen: 51 Studien

- Bei Frauen mit Mini-Schlinge ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Inkontinenz nach 12 Monaten geheilt oder verbessert ist, genauso hoch wie bei Frauen mit transobturatorischen Schlingen.
- Frauen mit Mini-Schlingen haben möglicherweise: (a) eine ähnliche Anzahl von Netzerosionen und (b) das gleiche Risiko eines Harnverhalts, aber (c) sie berichten über weniger Schmerzen.
- Wir sind uns nicht sicher, wie sich Mini-Schlingen auf das Risiko von schmerzhaftem Sex auswirken.
- Im Vergleich zu Frauen mit transobturatorischen Schlingen haben die Frauen möglicherweise nach 12 Monaten eine etwas schlechtere Lebensqualität.
- Es ist unklar, ob sich die Schlingen hinsichtlich des Risikos unterscheiden, später erneut operiert werden zu müssen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Insgesamt konnten wir die Ergebnisse des Vergleichs von Mini-Schlingen mit autologen Schlingen oder retropubischen Schlingen nicht mit Sicherheit beurteilen, da die Studien klein waren und sich in wichtigen Punkten unterschieden. Wir haben mehr Vertrauen in die Evidenz für den Vergleich Mini-Schlinge und transobturatorischer Schlinge. Diese Evidenz wird sich mit der Veröffentlichung weiterer Studien wahrscheinlich nicht ändern.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung unserer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2022.

Carter E, Johnson EE, Still M, Al-Assaf AS, Bryant A, Aluko P, Jeffery ST, Nambiar A
Checked
3 hours 52 minutes ago
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