Ist die manuelle Drehung des kindlichen Kopfes hilfreich, um eine operative Entbindung bei Frauen zu verhindern, deren Baby während der Wehen in die falsche Richtung zeigt?
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Derzeit ist unklar, ob das Drehen des Kopfes des Babys mit der Hand, so dass er richtig positioniert ist, die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts, einer Saugglocken- oder Zangengeburt verringert. Die übliche Position des Kopfes des Babys während der Geburt ist mit dem Gesicht zum Rücken der Mutter gerichtet. Eine manuelle Kopfrotation (Drehen des kindlichen Kopfes mit der Hand) kann beispielsweise zum Einsatz kommen, wenn eine Frau in den Wehen liegt und der Gebärmutterhals vollständig geöffnet ist, der Kopf des Babys stattdessen aber zur Vorderseite oder zur Seite der Mutter zeigt.
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Um besser zu verstehen, ob die manuelle Rotation wirksam und sicher ist, sind weitere gut konzipierte Studien erforderlich.
Bei der manuellen Rotation dreht ein Arzt, eine Ärztin oder ein/e Hebamme den Kopf des Babys während der Wehen mit der Hand oder den Fingern sanft in die übliche Position (zum Rücken der Mutter hin), in der Regel sobald der Muttermund vollständig geöffnet ist.
Warum ist das wichtig für Frauen, deren Babys während der Wehen in die falsche Richtung schauen?Wenn sich der Kopf des Babys während der Wehen nicht in der idealen Position befindet - also zur Vorderseite der Mutter oder zur Seite, statt wie üblich zum Rücken der Mutter - kann dies zu Komplikationen führen. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko, dass die Wehen zu langsam fortschreiten, dass Komplikationen wie mütterliche Blutungen auftreten, dass der Beckenboden schwer verletzt wird und dass eine Saugglocke, eine Zange oder ein Kaiserschnitt erforderlich wird. Das Drehen des Kopfes des Babys in die übliche Position könnte helfen, diese operativen Eingriffe zu vermeiden.
Was wollten wir herausfinden?Wir wollten herausfinden, ob die manuelle Rotation operative Geburten (Saugglocken-, Zangen- oder Kaiserschnittgeburten) bei Frauen, deren Babys während der Wehen in der falschen Position liegen, besser verhindern kann als keine Maßnahme oder die Standardversorgung.
Wir interessierten uns auch für die Wirkungen der manuellen Rotation auf andere Endpunkte, darunter: maternale Todesfälle (Müttersterblichkeit), perinatale Todesfälle (Tod des Fötus oder Neugeborenen), schwere Dammrisse während der Geburt (dritten oder vierten Grades) und schwere Blutungen nach der Geburt (Blutverlust von 500 ml oder mehr).
Wie gingen wir vor?Wir haben nach Studien gesucht, in denen untersucht wurde, ob die manuelle Rotation im Vergleich zu einer Scheinbehandlung oder der üblichen Versorgung Vorteile oder Nachteile für die Frauen und ihre Babys mit sich bringt. Wir haben die Ergebnisse der Studien verglichen, zusammengefasst und unser Vertrauen in die Evidenz basierend auf Faktoren wie den Methoden und der Studiengröße bewertet.
Was fanden wir heraus?Wir fanden sechs Studien, an denen 1002 schwangere Frauen und ihre Babys teilnahmen. Die Studien wurden alle in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt. Die Frauen hatten alle eine termingerechte Schwangerschaft (Entbindung nach mindestens 37 Wochen), der Muttermund war vollständig geöffnet, und die meisten hatten eine PDA (Schmerzlinderung durch eine Spritze im Rücken) erhalten.
HauptergebnisseVerglichen mit dem Verzicht auf eine manuelle Rotation führt die manuelle Rotation möglicherweise zu einem geringen oder gar keinem Unterschied in der Gesamtrate der operativen Entbindung. In keiner der beiden Gruppen traten maternale oder perinatale Todesfälle auf.
Die manuelle Rotation verringert die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts oder einer instrumentellen Geburt (Zange oder Saugglocke) möglicherweise nicht. Auch bei der Zahl der Frauen, bei denen es zu Komplikationen wie Dammrissen dritten oder vierten Grades oder zu schweren Blutungen nach der Geburt kommt, gibt es möglicherweise kaum bis gar keine Unterschiede.
Eine weitere Studie (mit 46 Frauen) ist noch im Gange. Um relevante Unterschiede festzustellen zu können, sind jedoch wesentlich größere Studien erforderlich. Auch sind weitere Studien in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind erforderlich.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?Wir haben nur begrenztes Vertrauen in die Evidenz, vor allem aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Studiendesigns. Insbesondere wussten die Frauen in drei der sechs Studien, welche Behandlung sie erhielten. Außerdem war die Gesamtzahl der in die Studien einbezogenen Frauen gering.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2024.