Können automatisierte Systeme die künstliche Beatmungszeit von Patient*innen auf der Intensivstation verkürzen?
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Im Vergleich zur von Fachpersonal gesteuerten Entwöhnung verkürzen automatisierte Beatmungssysteme, die die Atemunterstützung automatisch an den Bedarf der Patient*innen anpassen, wahrscheinlich die Zeit an der Beatmungsmaschine. Sie führen außerdem wahrscheinlich zu einer leichten Verkürzung des Aufenthalts auf der Intensivstation und im Krankenhaus. Diese Systeme haben wahrscheinlich wenig oder keinen Einfluss auf die Sterblichkeit, verringern aber wahrscheinlich die Notwendigkeit einer erneuten Intubation (eine erneute Einführung des Beatmungsschlauchs), sowie einer Tracheotomie (ein kleiner Schnitt an der Halsvorderseite zur Einführung des Beatmungsschlauchs).
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Es werden mehr Studien mit Kindern benötigt. Künftige Studien sollten auch die Lebensqualität der Patient*innen untersuchen.
Viele kritisch kranke Menschen benötigen Unterstützung durch ein Beatmungsgerät (Ventilator). Die schrittweise Reduzierung der Atemunterstützung und die Rückkehr zur selbstständigen Atmung – ein Prozess, der als Entwöhnung bezeichnet wird – erfordert Fachwissen und ständige Überwachung. Ist die Entwöhnung nicht optimal, kann es dazu kommen, dass Patient*innen zu lange künstlich beatmet werden – mit einem erhöhten Risiko für Lungenverletzungen, Lungenentzündungen und Tod. Organisatorische Abläufe können gelegentlich eine wirksame und schnelle Behandlung behindern. Automatisierte Beatmungssysteme könnten eine mögliche Lösung für dieses Problem sein. Diese Systeme überwachen die Patient*innen kontinuierlich und passen die Atemunterstützung automatisch an – ganz ohne Eingreifen des Behandlungsteams.
Was wollten wir herausfinden?Wir wollten herausfinden, ob automatisierte Beatmungssysteme im Vergleich zur Entwöhnung durch Fachpersonal Vorteile bringen, in Bezug auf:
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die Dauer der mechanischen Beatmung;
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den Tod;
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die Dauer der Aufenthalte auf der Intensivstation und im Krankenhaus;
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unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Beatmung, wie z. B. die Notwendigkeit einer erneuten Intubation oder einer Tracheotomie; und
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die Lebensqualität der Patient*innen.
Wir suchten nach Studien, in denen automatisierte Beatmungssysteme mit der herkömmlichen Entwöhnung durch Fachpersonal bei Erwachsenen und Kindern verglichen wurden. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz – unter anderem basierend auf der Qualität der Studienmethoden und der Anzahl der Teilnehmenden.
Was fanden wir heraus?Wir fanden 62 Studien mit insgesamt 5052 Teilnehmenden – darunter 4834 Erwachsene und 218 Kinder. Die Gründe für eine künstliche Beatmung der Teilnehmenden waren eine Lungenentzündung oder eine andere Infektion, eine schwere Verletzung oder eine Operation. In den Studien wurden mehrere automatisierte Beatmungssysteme bewertet, die im Handel erhältlich sind.
HauptergebnisseIm Vergleich zur herkömmlichen Entwöhnung durch Fachpersonal schneiden automatisierte Entwöhnungssysteme wie folgt ab:
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Sie verkürzen wahrscheinlich die mechanische Beatmungsdauer – bei Erwachsenen um etwa 24 % (entspricht 1,7 Tagen) und bei Kindern um rund 16 Stunden.
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Sie haben wahrscheinlich wenig oder keinen Einfluss auf die Sterblichkeit.
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Sie verkürzen wahrscheinlich die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation – bei Erwachsenen um etwa 14 % (1,3 Tage) und bei Kindern um etwa 0,6 Tage.
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Sie verkürzen wahrscheinlich die Dauer des Krankenhausaufenthalts – bei Erwachsenen um etwa 10 % (2 Tage) und bei Kindern um rund 0,9 Tage.
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Sie verringern wahrscheinlich die Notwendigkeit einer erneuten Intubation.
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Sie verringern wahrscheinlich die Notwendigkeit einer Tracheotomie.
Keine der Studien berichtete zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?Unser Vertrauen in die Evidenz ist nur mäßig. Die Gründe dafür sind: Die Studien wurden an unterschiedlichen Personengruppen durchgeführt, setzten verschiedene Methoden der automatisierten Entwöhnung ein (bei den Endpunkten Beatmungsdauer, Aufenthalt auf der Intensivstation und im Krankenhaus), oder es gab nicht genügend Studien, um bei bestimmten Endpunkten – etwa bei den unerwünschten Ereignissen – sichere Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 2. Januar 2024.