Was sind die Vorteile und Risiken einer vaginalen Lasertherapie zur Behandlung von belastungsbedingtem Urinverlust (Stressinkontinenz) bei Frauen?
- Kurzfristig beeinflusst eine vaginale Lasertherapie belastungsbedingten Urinverlust (Stressinkontinenz) möglicherweise nur geringfügig oder gar nicht. Zwar berichten manche Frauen nach der Behandlung über eine leichte Besserung im Vergleich zu einer Scheinbehandlung, diese Veränderung ist jedoch meist so gering, dass sie im Alltag oft kaum oder gar nicht wahrgenommen wird. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr niedrig.
- Mittelfristig können möglicherweise in der Gruppe der Frauen, die mit einer vaginale Lasertherapie behandelt werden, mehr Frauen ihre Blase besser halten als in der Gruppe, die nur eine Scheinbehandlung bekommen hat. Allerdings berichten die Frauen selbst möglicherweise kaum oder gar keinen Unterschied in ihrer Inkontinenz. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr niedrig.
- Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschte Wirkungen bei der Behandlung mit vaginaler Lasertherapie, einer Schein- oder Gleitmittelbehandlung, oder einer Behandlung mit Östrogencreme berichtet.
Was ist Stressinkontinenz?Unter Stress- oder Belastungsinkontinenz versteht man den unwillkürlichen Verlust von Urin beim Husten, Niesen oder bei körperlicher Belastung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Stressinkontinenz?Etablierte Behandlungsoptionen für Stressinkontinenz umfassen Beckenbodentraining, Östrogencremes, vaginale Einsätze oder Pessare (herausnehmbare medizinische Geräte, die in die Scheide eingeführt werden, um die Beckenorgane zu stützen) sowie operative Methoden wie das Einspritzen von Substanzen in die Harnröhrenwand oder das Anlegen einer Schlinge unter der Harnröhre. Die vaginale Lasertherapie ist eine ambulante Behandlung, deren Einsatz zur Behandlung der Stressinkontinenz in den letzten Jahren untersucht wurde. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie ist jedoch zurzeit ungewiss. Einige medizinische Fachgesellschaften warnen vor dem Einsatz von energieerzeugenden Geräten wie der vaginalen Lasertherapie zur Behandlung von Harninkontinenz, da es an aussagekräftigen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit fehlt.
Was wollten wir herausfinden?Wir wollten herausfinden, ob vaginale Laserbehandlungen besser sind als Schein- oder Kontrollbehandlungen (z. B. Gleitmitte) oder als topische Behandlungen (z. B. Östrogencremes), um die Harninkontinenz sowohl kurzfristig als auch langfristig zu verbessern. Wir wollten auch herausfinden, ob vaginale Laserbehandlungen mit unerwünschten Wirkungen verbunden sind.
Wie gingen wir vor?Wir haben nach Studien gesucht, in denen die vaginale Lasertherapie mit Schein-/Kontrollbehandlungen oder topischen Behandlungen bei Frauen mit Stressinkontinenz verglichen wurden. Wir fassten die Studienergebnisse zusammen, verglichen sie und bewerteten das Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir?Wir fanden neun Studien mit insgesamt 689 Frauen mit Stressinkontinenz. In neun Studien wurde die vaginale Lasertherapie mit einer Scheinbehandlung oder einem Gleitmittel verglichen. Eine Studie verglich zudem die vaginale Lasertherapie mit topischem Östrogen. Sieben Studien berichteten über kurzfristige Ergebnisse (weniger als ein Jahr), zwei Studien berichteten über kurz- und mittelfristige Ergebnisse (ein bis fünf Jahre).
Die Vertrauenswürdigkeit der folgenden Ergebnisse ist sehr niedrig.
- Kurzfristig unterscheidet sich möglicherweise die Anzahl der Frauen, die nach der Behandlung keinen Urinverlust haben (von den Forschenden objektiv gemessen), zwischen der vaginale Laserbehandlung und einer Scheinbehandlung oder Behandlung mit Gleitmittel kaum. Mittelfristig können möglicherweise in der Gruppe von Frauen, die sich einer vaginalen Laserbehandlung unterziehen, mehr Frauen ihre Blase halten als nach einer Scheinbehandlung oder einer Behandlung mit Gleitgel.
- Kurzfristig verbessert die vaginale Lasertherapie möglicherweise im Vergleich zu einer Scheinbehandlung die von den Patientinnen berichtete Blasenkontrolle. Der Effekt ist jedoch gering und für viele Betroffene möglicherweise im Alltag kaum wahrnehmbar. Mittelfristig ist die von den Patientinnen berichtete Verbesserung der Blasenkontrolle bei der vaginalen Lasertherapie und bei Scheinbehandlungen möglicherweise vergleichbar.
- Die von den Patientinnen angegebene Verbesserung der Blasenkontrolle ist möglicherweise bei einer Behandlung mit vaginaler Lasertherapie und der mit einer Östrogencreme ähnlich.
- Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschte Wirkungen bei der Behandlung mit vaginaler Lasertherapie, einer Schein- oder Gleitmittelbehandlung, oder einer Behandlung mit Östrogencreme berichtet.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?Unser Vertrauen in die Evidenz ist sehr gering, da es möglich ist, dass die Teilnehmerinnen der Studien wussten, welche Behandlung sie erhielten. Außerdem lieferten nicht alle Studien Daten zu allen Aspekten, die uns interessierten, und insgesamt gibt es nicht genügend Studien, um sichere Ergebnisse zu erzielen. In den einbezogenen Studien wurde der Behandlungserfolg auf unterschiedliche Weise und zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemessen, was eine gemeinsame Analyse der Ergebnisse schwierig machte.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?Die Evidenz ist auf dem Stand vom 29. April 2024.