Helfen die Medikamente Brexanolon und Zuranolon Frauen mit postnatalen Depressionen?
- Im Vergleich zu Placebo (einem Scheinmedikament) lindert Zuranolon wahrscheinlich bei mehr Frauen die Symptome einer Depression, führt aber auch häufiger zu schädlichen unerwünschten Wirkungen.
- Brexanolon beeinflusst die Symptome einer Depression bei Frauen im Vergleich zu Placebo möglicherweise nur wenig oder gar nicht und hat wahrscheinlich auch keinen Einfluss auf die Zahl der schädlichen unerwünschten Wirkungen.
- Es braucht Studien, in denen diese Medikamente mit herkömmlichen Antidepressiva und Gesprächstherapien verglichen werden und die auch langfristige Endpunkte untersuchen, um Nutzen und Schaden besser beurteilen zu können.
Was ist eine postnatale Depression?Postnatale Depressionen – auch postpartale Depressionen genannt – sind depressive Erkrankungen, die innerhalb eines Jahres nach der Geburt eines Kindes auftreten. Viele Frauen sind davon betroffen. Sie kann sich durch anhaltende Niedergeschlagenheit, den Verlust von Interesse oder Freude an früheren Aktivitäten, Veränderungen des Appetits und des Energieniveaus, Schlafstörungen sowie Selbstzweifel äußern. Postnatale Depressionen können ernsthafte kurz- und langfristige Auswirkungen auf die Mutter, das Baby und die gesamte Familie haben.
Wie wird eine postnatale Depression behandelt?Es gibt verschiedene Möglichkeiten, postnatale Depression zu behandeln. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Medikamente (z. B. Antidepressiva), Gesprächstherapien oder strukturierte Unterstützungsangebote, etwa durch den Austausch mit anderen Betroffenen. Welche Behandlung infrage kommt, hängt von der Entscheidung der Frau, dem Schweregrad der Depression und möglichen weiteren Erkrankungen ab. Viele schwangere oder stillende Frauen machen sich Sorgen über mögliche unerwünschte Wirkungen von Medikamenten auf ihr Baby.
Pharmazeutische Unternehmen haben neue Behandlungen gegen postnatale Depressionen entwickelt, die auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn wirken. Brexanolon und Zuranolon sind zwei Beispiele dafür. Als Gruppe werden sie als "Neurosteroide als positive allosterische Modulatoren des GABA A -Rezeptors“ bezeichnet. Zuranolon wird in Tablettenform eingenommen (orale Anwendung), während Brexanolon als Infusion über 60 Stunden direkt in eine Vene verabreicht wird (intravenöse Anwendung). Herkömmliche Antidepressiva benötigen oft mehrere Wochen bis zum Wirkungseintritt; die Wirkung dieser neuen Behandlungen setzt schneller ein. Ihr Nutzen und möglicher Schaden sind jedoch ungewiss.
Was wollten wir herausfinden?Wir wollten herausfinden, welchen Nutzen und Schaden Neurosteroide als positive allosterische Modulatoren des GABA A -Rezeptors – wie Brexanolon und Zuranolon – bei der Behandlung von Frauen mit postnataler Depression haben.
Wie gingen wir vor?Im Januar 2024 suchten wir nach Studien zu Neurosteroiden als positive allosterische Modulatoren des GABA A -Rezeptors zur Behandlung von Frauen mit postnataler Depression. Wir suchten nach Studien, in denen Frauen nach dem Zufallsprinzip entweder das Medikament oder ein Placebo erhielten. Solche Studien liefern die verlässlichste Evidenz.
Der wichtigste Endpunkt war, wie gut die Medikamente wirkten. Dies wurde daran gemessen, wie viele Frauen gut auf die Behandlung ansprachen („Response“) oder nach der Behandlung keine Kriterien für eine Depression mehr erfüllten („Remission“). Außerdem untersuchten wir, ob bei den Frauen und/oder ihren Babys schädliche unerwünschte Wirkungen der Behandlung auftraten.
Was fanden wir?Wir fanden sechs Studien mit insgesamt 674 Frauen. In drei Studien wurde Brexanolon als Infusion (intravenös) mit einem Placebo verglichen. In einer weiteren Studie wurde Ganaxolon – ein verwandtes Medikament, das ebenfalls intravenös verabreicht wird – mit einem Placebo verglichen. In zwei Studien wurde Zuranolon in Tablettenform (oral) mit einem Placebo verglichen. Keine der Studien verglich diese Behandlungen mit anderen Medikamenten, der üblichen Behandlung, Gesprächstherapien oder anderen Unterstützungsangeboten.
HauptergebnisseIntravenöse Neurosteroid-GABA A -Rezeptor positive allosterische Modulatoren
- Die intravenös verabreichten Medikamente (Brexanolon und Ganaxolon) führen im Vergleich zu Placebo möglicherweise nur zu einer geringen oder gar keiner Verbesserung der Remission, der Ansprechrate oder des Schweregrads der Depression.
- Bei den unerwünschten Wirkungen für die Mutter gibt es wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied zwischen den intravenösen Medikamenten und Placebo.
- Allerdings wurden sie von den Frauen schlechter akzeptiert als Placebo, was dazu führte, dass mehr Teilnehmerinnen die Studien vorzeitig abbrachen.
- Einige für uns wichtige Endpunkte wurden in den Studien nicht erfasst – darunter die Lebensqualität, die Mutter-Kind-Beziehung und die Auswirkungen auf das Baby.
Orale Neurosteroid-GABA A -Rezeptor positive allosterische Modulatoren
- Das als Tablette einzunehmende Medikament Zuranolon lindert die Symptome einer postnatalen Depression wahrscheinlich bei mehr Frauen als ein Placebo – sowohl im Hinblick auf das Ansprechen als auch auf eine vollständige Remission.
- Zuranolon führt bei Müttern wahrscheinlich häufiger zu unerwünschten Wirkungen als ein Placebo.
- Zuranolon und Placebo waren für die Frauen möglicherweise ähnlich akzeptabel – in beiden Gruppen brach eine vergleichbare Anzahl die Studien vorzeitig ab.
- Zuranolon verringert den Schweregrad der Depression wahrscheinlich 5 bis 12 Wochen nach Beginn der Behandlung besser als ein Placebo.
- Zuranolon verbessert möglicherweise die Mutter-Kind-Beziehung im Vergleich zu Placebo.
Was schränkt die Evidenz ein?Die Ergebnisse stammen aus nur wenigen Studien, die die Behandlung nur bis zu 45 Tage lang begleiteten. Unsere Schlussfolgerungen könnten sich ändern, wenn künftig weitere Studien vorliegen. Wir müssen besser verstehen, wie diese Medikamente im Vergleich zu anderen Behandlungen gegen postnatale Depression – einschließlich Antidepressiva – langfristig wirken und wie sicher sie während der Stillzeit sind.
Wie aktuell ist die Evidenz?Diese Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2024.