Medikamente zur Behandlung der Cannabiskonsumstörung
Nach aktuellem Forschungsstand ist die Wirksamkeit der verschiedenen Medikamente zur Behandlung von Cannabiskonsumstörungen nicht belegt.
Was ist eine Cannabiskonsumstörung?Von einer Cannabiskonsumstörung spricht man, wenn es einer Person schwer fällt, den Konsum einzuschränken oder zu beenden, obwohl dadurch bereits Probleme im Leben entstehen – etwa im Bereich der Gesundheit, der Arbeit oder in zwischenmenschlichen Beziehungen. Cannabiskonsum ist weltweit verbreitet und relativ häufig. Die Nachfrage nach Behandlungen für eine Cannabiskonsumstörung ist in den meisten Regionen der Welt gestiegen. Die Bestrebungen in einigen Ländern, den Cannabiskonsum zu entkriminalisieren oder zu legalisieren, werden wahrscheinlich dazu führen, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Wie wird die Cannabiskonsumstörung behandelt?-
Derzeit sind psychologische Behandlungen die einzige empfohlene Behandlung für eine Cannabiskonsumstörung.
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Gegenwärtig gibt es keine Medikamente, die speziell für die Behandlung der Cannabiskonsumstörung bestimmt sind.
Wir wollten herausfinden, welche Medikamente bei die Behandlung der Cannabiskonsumstörung wirksam und sicher sind.
Wie gingen wir vor?Wir haben zahlreiche wissenschaftliche Datenbanken durchsucht, um klinische Studien zu finden, die sich mit Medikamenten zur Behandlung einer Cannabiskonsumstörung befassten. Wir schlossen Studien ein, in denen die Teilnehmenden eine Cannabiskonsumstörung hatten. Wir haben Studien berücksichtigt, in denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen wurden. Wir bewerteten, wie gut die Studienmethoden waren, um einschätzen zu können, wie vertrauenswürdig die Ergebnisse sind. Die Studien wurden entsprechend der Art der eingesetzten Medikamente in Gruppen eingeteilt.
Was fanden wir heraus?Wir haben 37 randomisierte kontrollierte Studien mit 3201 Teilnehmenden gefunden.
Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden in den Studien mit Erwachsenen lag zwischen 22 und 41 Jahren, während vier weitere Studien nur junge Menschen einschlossen. In den meisten Studien (32) waren die Teilnehmenden überwiegend männlich. Während die meisten Studien Personen mit Cannabiskonsumstörung aus der Allgemeinbevölkerung rekrutierten, konzentrierten sich fünf Studien auf Personen, die neben der Cannabiskonsumstörung an einer psychischen Erkrankung litten, darunter Depressionen (2 Studien), Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (2 Studien) und bipolare Störungen (1 Studie). Die meisten der Studien (29) wurden in den USA durchgeführt, vier in Australien, zwei in Israel, eine in Kanada und eine im Vereinigten Königreich.
In den Studien wurde eine Vielzahl von Medikamenten untersucht, die darauf abzielten, Entzugssymptome zu lindern und den Ausstieg aus dem Cannabiskonsum bzw. dessen Reduzierung zu unterstützen, darunter: cannabinoidhaltige Präparate, die Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC, der Hauptbestandteil von Cannabis mit psychoaktiven Eigenschaften) enthalten; Cannabidiol (CBD, ein Bestandteil von Cannabis ohne psychoaktive Eigenschaften); Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren (Medikamente zur Verhinderung von Krampfanfällen und zur Behandlung von Epilepsie); N-Acetylcystein (ein Wirkstoff zur Behandlung von Atemwegserkrankungen und Paracetamolvergiftungen); das Hormon Oxytocin und ein Medikament namens PF-04457845 (das den Abbau von Cannabinoiden im Körper beeinflusst). In den meisten Studien wurde die Wirkung dieser Medikamente mit der eines Placebos verglichen – einer Scheinbehandlung, die dem Medikament gleicht, jedoch keinen Wirkstoff enthält.
Elf Studien erhielten die Medikamente von Herstellerfirmen, aber keine wurde von Pharmaunternehmen finanziert. Drei Studien machten keine Angaben zur Finanzierung, oder die Finanzierung war unklar.
HauptergebnisseHinsichtlich des Cannabiskonsums am Ende der Behandlung zeigen THC-Präparate, CBD, N-Acetylcystein, Oxytocin sowie PF-04457845 wahrscheinlich keine Wirksamkeit. Für Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren lassen sich zur Abstinenz am Behandlungsende derzeit keine verlässlichen Aussagen treffen.
CBD, Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren sowie N-Acetylcystein und PF-04457845 unterstützen die geplante Behandlung möglicherweise nicht. Hinsichtlich der Wirkung von THC-Präparaten besteht hierfür noch Unsicherheit.
THC-Präparate, Cannabidiol, N-Acetylcystein und PF-04457845 verursachen wahrscheinlich nicht mehr unerwünschte Wirkungen (z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen) als Placebo. Bei Teilnehmenden, die mit Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren behandelt werden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, die Studie vorzeitig zu beenden, als bei denen, die mit Placebo behandelt werden. Keines der getesteten Medikamente erhöhte die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender unerwünschter Wirkungen (d. h. solcher, die ärztliche Hilfe erforderten).
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?Die Qualität der Evidenz für weniger als ein Drittel der Endpunkte dieses Reviews war moderat (30 %), und für einige war sie gering (37 %) oder sehr gering (31 %). Dies ist darauf zurückzuführen, dass es für jedes Medikament nur wenige Studien gibt (zwischen einer und sieben). Jede Studie umfasste nur eine kleine Anzahl von Personen, die Ergebnisse der einzelnen Studien waren teilweise widersprüchlich (d. h. einige Studien fanden eine positive Wirkung der Intervention, andere keine Wirkungen oder negative Wirkungen), und es bestand die Gefahr einer Verzerrung durch den vorzeitigen Abbruch der Behandlung.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?Dieser Review ist die Aktualisierung einer früheren Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2024.