Können Kalziumpräparate, deren Einnahme schon vor einer Schwangerschaft begonnen wird, Bluthochdruck und dessen Komplikationen verhindern?
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In einer Studie mit 1.355 Frauen zeigte sich: Wenn Frauen schon vor einer Schwangerschaft Kalzium als Nahrungsergänzung einnahmen, hatte das möglicherweise kaum oder gar keinen Einfluss darauf, ob sie eine Präeklampsie (eine ernste Schwangerschaftskomplikation) entwickelten oder ob es zu einem Schwangerschaftsverlust kam. Daten von 633 Frauen, die während der Studie schwanger wurden, zeigten insgesamt ähnliche Ergebnisse, mit Ausnahme eines möglichen leichten Rückgangs des kombinierten Endpunktes Präeklampsie oder Schwangerschaftsverlust.
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Die Studie enthielt weder Angaben zu möglichen unerwünschten Wirkungen von Kalzium noch Informationen zur Sterblichkeit des Babys während der Schwangerschaft oder in der frühen Lebensphase.
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Es bedarf weiterer Forschung, um zu entscheiden, ob die Einnahme von Kalziumpräparaten vor einer geplanten Schwangerschaft Frauen hilft, Bluthochdruck, Präeklampsie und andere Komplikationen zu vermeiden. Es sollte auch untersucht werden, wie hoch die Akzeptanz von Kalziumpräparaten bei Frauen ist.
Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist eine der Hauptursachen für Tod und schwere Erkrankungen bei Müttern und Säuglingen. Eine Präeklampsie ist die schwerwiegendste Komplikation. Sie wird diagnostiziert, wenn die Schwangere einen hohen Blutdruck entwickelt und Anzeichen für eine Schädigung der Plazenta und anderer Organe wie der Nieren oder der Leber vorliegen. Gegenwärtig gibt es keine Behandlung für Präeklampsie, außer der Entbindung des Babys. Kalzium könnte zur Senkung des Blutdrucks beitragen. Viele Menschen, vor allem in einkommensschwachen Ländern, nehmen mit der Nahrung nicht ausreichend Kalzium auf, so dass die Gabe von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft eine Präeklampsie verhindern und viele Mütter und Babys retten könnte.
Was wollten wir herausfinden?Wir wollten herausfinden, ob die Einnahme von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft dazu beitragen kann, Bluthochdruck, Präeklampsie und andere schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen bei Mutter und Kind zu verhindern. Wir interessierten uns auch für potenzielle unerwünschte Wirkungen von Kalziumpräparaten.
Wie gingen wir vor?Wir haben nach Studien gesucht, in denen die Gabe von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft mit Placebo (einem Scheinmedikament) oder normaler Versorgung verglichen wurde. Es wurden Frauen eingeschlossen, die eine Schwangerschaft planten. Sie konnten in jedem Alter sein und überall auf der Welt leben. Ihre Ernährung konnte kalziumreich oder -arm sein, und Ihr Risiko für Bluthochdruck konnte ebenfalls ganz unterschiedlich sein. In den Studien konnte eine beliebige Dosis Kalzium über einen beliebigen Zeitraum eingenommen werden, sofern die Nahrungsergänzung vor der Schwangerschaft begonnen wurde. Wir haben die Evidenz getrennt für alle Frauen in der Studie sowie für jene Frauen untersucht, die während der Studie schwanger wurden.
Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir heraus?Wir haben eine Studie mit 1355 Frauen gefunden. Sie alle hatten in ihrer letzten Schwangerschaft eine Präeklampsie erlitten und waren daher einem hohen Risiko ausgesetzt, erneut daran zu erkranken. Sie erhielten bis zur 20. Schwangerschaftswoche täglich zusätzliches Kalzium oder eine Placebotablette. Nach 20 Wochen erhielten auch die Frauen der Placebogruppe bis zur Geburt täglich eine Kalzium-Supplementation. Die Teilnehmerinnen lebten in Argentinien, Südafrika und Simbabwe.
Die Einnahme von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft bewirkt möglicherweise keinen oder nur einen minimalen Unterschied bei:
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Präeklampsie oder Schwangerschaftsverlust (als kombinierter Endpunkt);
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Präeklampsie;
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Schwangerschaftsverlust; und
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Entbindung des Babys vor der 37. Woche.
Es gibt keine Erkenntnisse darüber, wie sich die Einnahme von Kalziumpräparaten vor der Schwangerschaft auf das Risiko des mütterlichen Todes, schwerer mütterlicher Erkrankungen oder einer Totgeburt auswirkt.
Die Ergebnisse von 633 Frauen, die während der Studie schwanger wurden, sind sehr ähnlich, mit der Ausnahme, dass es möglicherweise einen leichten Rückgang beim kombinierten Endpunkt Präeklampsie oder Schwangerschaftsverlust geben könnte.
Es lagen keine Daten zu unerwünschten Wirkungen vor, weder zur Sterblichkeit des Babys während der Schwangerschaft oder in der frühen Lebensphase noch zur allgemeinen Neugeborenensterblichkeit, zur Sterblichkeit in den ersten 7 Lebenstagen oder zu Todesfällen bzw. schweren Erkrankungen des Neugeborenen.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?Unser Vertrauen in die Evidenz dieser Studie ist begrenzt, da fast ein Drittel der eingeschlossenen Frauen nicht nachbeobachtet wurde oder aus der Studie ausgestiegen ist. Wir wissen nicht, ob diese Frauen schwanger wurden und welche gesundheitlichen Ergebnisse sie dabei hatten.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2025.