Welche Methode ist wirksamer zur Entdeckung von Darmpolypen: das Linked Color Imaging, eine Methode, die unterschiedliche Farbinformationen zur Entdeckung benutzt, oder die herkömmliche Methode der Koloskopie mit normalem Weißlicht?
-
Mit Hilfe der Linked Color Imaging-Methode (LCI, verknüpfte Farbbildgebung) lassen sich Wucherungen, die sich zu Krebs entwickeln können, besser erkennen als mit herkömmlichen Verfahren.
-
Sowohl die LCI- als auch die herkömmliche Koloskopie weisen ein gleich niedriges Risiko für unerwünschte Wirkungen auf; Komplikationen sind insgesamt selten.
-
Weitere Forschung ist notwendig, um zu klären: (1) wie viele Erwachsene nach einer LCI-Koloskopie bei der nächsten Nachuntersuchung eine Darmkrebsdiagnose erhalten, (2) ob diese Methode im Vergleich zur Standard-Koloskopie die Krebsrate tatsächlich senkt, und (3) ob sie schwerwiegende Komplikationen verursachen kann, die eine medizinische Behandlung erfordern – Fragen, die nur durch größere Studien zuverlässig beantwortet werden können.
Die Darmspiegelung ist ein wichtiges Verfahren zur Früherkennung von Darmkrebs. Sie dient außerdem der Überwachung der Darmgesundheit, der Abklärung von Beschwerden im Dickdarm sowie der Erkennung und Entfernung von Polypen, die sich zu Krebs entwickeln können. Dazu zählen zum einen Adenome – das sind kleine, gutartige Wucherungen, die sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln können – und zum anderen sogenannte sessile, gezackte Läsionen. Letztere sind flache oder nur leicht hervorstehende Polypen, die durch eine typische sägezahnartige Oberfläche auffallen. Bei einer Darmspiegelung wird ein dünner, biegsamer Schlauch, der am Ende mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist, in den Enddarm eingeführt. Bei der LCI-Koloskopie werden bestimmte Lichtwellenlängen und eine spezielle Bildverarbeitung eingesetzt, um die Farbinformationen und Kontraste der Darmschleimhaut zu verstärken und so Veränderungen besser sichtbar zu machen. So lassen sich auch Tumore erkennen – ungewöhnliche Gewebewucherungen, die entweder harmlos (gutartig) oder bösartig (krebsartig) sein können. Bei Verwendung eines bestimmten Systems können Ärztinnen und Ärzte, die Koloskopien durchführen, per Tastendruck zwischen normalem Weißlicht und einer LCI-Ansicht wechseln.
Was wollten wir herausfinden?Wir wollten herausfinden, ob die LCI-Koloskopie sicherer und wirksamer ist als die herkömmliche Weißlicht-Koloskopie.
Wie gingen wir vor?Wir haben nach Studien gesucht, in denen die LCI-Koloskopie mit der herkömmlichen Koloskopie verglichen wurde. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien. Wir untersuchten die Adenom-Entdeckungsrate (definiert als den Anteil der Koloskopien, bei denen während des Studienzeitraums mindestens ein Adenom festgestellt wurde), den Anteil der Teilnehmenden, bei denen nach einer unauffälligen Koloskopie beim nächsten empfohlenen Untersuchungstermin ein Darmkrebs diagnostiziert wurde, sowie das Auftreten behandlungsbedürftiger unerwünschter Wirkungen. Darüber hinaus haben wir die Polypen-Entdeckungsrate, die Entdeckungsrate sessiler, gezackter Läsionen sowie die durchschnittliche Anzahl der Adenome pro Teilnehmendem untersucht.
Was fanden wir heraus?Wir haben 16 Studien mit 12.836 Teilnehmenden identifiziert, in denen die LCI-Koloskopie mit der herkömmlichen Koloskopie verglichen wurde.
HauptergebnisseVerglichen mit der herkömmlichen Koloskopie, bewirkt die LCI-Koloskopie Folgendes:
-
Sie erhöht die Adenom-Entdeckungsrate geringfügig;
-
hat wahrscheinlich keinen oder allenfalls einen minimalen Einfluss auf unerwünschte Wirkungen, die eine medizinische Behandlung erfordern;
-
erhöht die Erkennungsrate für Polypen geringfügig;
-
erhöht wahrscheinlich die Erkennungsrate sessiler, gezackter Läsionen geringfügig; und
-
sie erhöht wahrscheinlich die durchschnittliche Anzahl der Adenome pro Teilnehmendem geringfügig.
Keine der Studien untersuchte den Anteil der Teilnehmenden, bei denen beim nächsten empfohlenen Untersuchungstermin nach einer negativen Koloskopie Darmkrebs diagnostiziert wurde.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?Die Evidenz zur Entdeckungsrate von Adenomen und Polypen ist aussagekräftig. Unser Vertrauen in die Evidenz zu den anderen Endpunkten ist lediglich moderat, da die Studien mit zu wenigen Teilnehmenden durchgeführt wurden, um verlässlich beurteilen zu können, wie gut die LCI-Koloskopie sessile, gezackte Läsionen erkennt und wie viele Adenome im Durchschnitt pro Person festgestellt werden. Da bei keiner der in die Studien eingeschlossenen Personen behandlungsbedürftige unerwünschte Wirkungen auftraten, lässt sich nicht abschätzen, wie häufig solche Probleme auftreten könnten. Außerdem wurde in keiner der Studien berichtet, bei wie vielen Personen bei der nächsten empfohlenen Untersuchung Darmkrebs festgestellt wurde, sodass zu diesem Endpunkt keine Schlussfolgerungen gezogen werden können.
Wie aktuell ist die Evidenz?Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2025.