Gründe für den Beginn der Gabe von Koffein bei Frühgeborenen
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Koffein ist ein wirksames Medikament, um das Sterberisiko zu senken und schwere Lungenschäden bei Frühgeborenen vorzubeugen. Allerdings ist weitere Forschung nötig, um den optimalen Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn eindeutig zu bestimmen.
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Die Evidenz ist unsicher, wann die Gabe von Koffein bei Frühgeborenen begonnen werden sollte.
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In künftigen Studien sollten verschiedene Zeiträume und Gründe für die Gabe von Koffein an Frühgeborene untersucht werden. Auf Grundlage der bisherigen Studien können wir noch keine verlässlichen Schlussfolgerungen ziehen.
Koffein ist der am häufigsten verwendete Wirkstoff zur Behandlung von Atemaussetzern (Apnoen) bei Frühgeborenen und zur Reduzierung des Sterberisikos sowie anderer Folgen der Frühgeburt.
Warum ist Koffein für Frühgeborene auf der neonatologischen Intensivstation (NICU) wichtig?Frühgeborene, die eine besonders intensive medizinische Betreuung benötigen, leiden häufig unter Atemproblemen. Diese können in der Folge zu Organschäden, einschließlich solcher am Gehirn, führen. Koffein erleichtert Frühgeborenen die Atmung und senkt sowohl das Sterberisiko als auch das Risiko schwerer Lungenschäden.
Was haben wir herausgefunden?Wir wollten herausfinden, zu welchem Zeitpunkt und aus welchen Gründen die Koffeingabe bei Frühgeborenen optimal begonnen werden sollte und welche Auswirkungen sie hat auf:
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Tod des Babys (jegliche Ursache);
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langfristige Lungenerkrankung;
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etwaige negative Wirkungen der Koffeingabe, die zum Absetzen der Therapie führen;
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wie lange ein Baby möglicherweise beatmet werden muss;
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wie lange ein Baby möglicherweise im Krankenhaus bleiben muss;
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die Anzahl der Babys mit mindestens einer Apnoe-Episode;
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intermittierende Hypoxämie (kurzzeitiger Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut).
Wir haben 11 Studien überprüft, in denen Koffein zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus unterschiedlichen Gründen angewendet wurde:
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innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt im Vergleich zu nach 2 bis 24 Stunden;
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innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt im Vergleich zu nach mehr als 72 Stunden nach der Geburt;
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innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt im Vergleich zur Behandlung von Säuglingen mit Symptomen;
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bei minimalen Symptomen im Vergleich zur Koffeingabe bei schwerer Apnoe, bei der die Babys nur durch Berührung oder Atemunterstützung wieder atmen konnten;
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während der Behandlung mit dem Beatmungsgerät im Vergleich zu Koffein, das zum Zeitpunkt der Extubation (Entfernung des Beatmungsschlauchs) verabreicht wird.
Wir haben die Ergebnisse der Studien analysiert, zusammengefasst und auf der Grundlage der Art und Weise, wie die Studien durchgeführt wurden, sowie ihrer Größe unser Vertrauen in die Evidenz eingestuft.
Was fanden wir heraus?Wir schlossen 11 Studien mit 774 Säuglingen ein, die zwischen 2014 und 2023 veröffentlicht wurden. Wir haben sieben laufende Studien gefunden.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?-
Für folgende Vergleiche ist die Evidenz sehr unsicher: Koffein innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt im Vergleich zu Koffein zwischen zwei und 24 Stunden nach der Geburt sowie Koffein innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt im Vergleich zu Koffein mehr als 72 Stunden nach der Geburt. Wahrscheinlich verringert Koffein das Risiko für Apnoe und langfristige Lungenerkrankungen innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt.
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Die Verabreichung von Koffein innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt verringert wahrscheinlich das Risiko einer langfristigen Lungenerkrankung im Vergleich zur Behandlung von Säuglingen, die erst bei Auftreten von Symptomen behandelt werden. Die anderen Ergebnisse dieses Vergleichs sind unsicher, da es nicht genügend Studien gibt, um sie sicher beurteilen zu können.
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In keiner Studie wurde die Gabe von Koffein bei Säuglingen mit minimalen Symptomen mit der Gabe von Koffein bei schwerer Apnoe (die mit Stimulation oder Beatmung behandelt wurde) verglichen.
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Die Verabreichung von Koffein während der mechanischen Beatmung verkürzt möglicherweise die Dauer der Beatmung von Säuglingen erheblich und verringert das Risiko einer langfristigen Lungenerkrankung im Vergleich zur Verabreichung von Koffein zum Zeitpunkt der Entfernung des Beatmungsschlauchs.
Wir haben keine Studien gefunden, die den Einsatz von Koffein bei Säuglingen mit minimalen Symptomen mit dem Einsatz von Koffein bei schwerer Apnoe (mit Stimulation oder Beatmung) vergleichen. In keiner der untersuchten Studien wurde über intermittierende Hypoxämie (ein kurzzeitiges Absinken des Sauerstoffgehalts im Blut) berichtet. Die Ergebnisse künftiger Studien könnten die Erkenntnisse dieses Reviews verändern.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?Die Evidenz ist auf dem Stand vom 23. April 2025.