Tragen einer Handgelenkschiene bei Karpaltunnelsyndrom

Hand mit Schiene

Wenn die Finger kribbeln und schmerzen, hat man es oft mit dem Karpaltunnelsyndrom zu tun. Meist bekommt man dann eine Schiene, die das Handgelenk ruhig stellt. Ein aktueller Cochrane Review findet allerdings nur wenige und recht uneinheitliche Studienergebnisse zum Nutzen dieser Maßnahme. Immerhin könnten selbst geringe Vorteile den Einsatz bei Menschen mit leichten bis mittelschweren Symptomen rechtfertigen, die (noch) keine invasiven Eingriffe wie Kortison-Injektionen oder eine Operation wünschen.

Der Karpaltunnel ist ein Kanal im Bereich der Handwurzel, durch den der Mittelnerv (Medianusnerv) verläuft, der weite Teile der Hand versorgt. Bei einem Karpaltunnelsyndrom gerät der Mittelnerv im Handgelenk unter Druck, beispielsweise durch eine Schwellung. Dadurch schläft die Hand immer wieder ein, kribbelt oder schmerzt. Auch die Beweglichkeit von Daumen, Zeige- und Mittelfinger kann eingeschränkt sein.

Abbildung einer Hand mit Karpaltunnel und Medianusnerv

Der Einsatz einer Handgelenkschiene ist unkompliziert, kostengünstig und gilt als nebenwirkungsarm (allenfalls kurzfristige unerwünschte Wirkungen wie Kribbeln oder Schwellung der Haut nach dem Ablegen sind zu erwarten). Ein finnisches Team der Cochrane Neuromuscular Group hat nun die aktuell verfügbare Evidenz zu Nutzen und Schaden von Handgelenkschienen bei Karpaltunnelsyndrom zusammengefasst.

Sie fanden immerhin 29 Studien mit 1937 Teilnehmenden, das sind 20 Studien mehr als in der letzten Version des Reviews. Allerdings befassen sich nur sechs Studien mit dem Hauptvergleich Schiene versus keine Schiene. Andere Vergleiche umfassten Behandlungen wie Injektionen von Kortison oder Blutplasma (platelet-rich plasma, PRP), Bewegungsübungen, Tape (Kinesio- oder starres Tape) oder extrakorporale Stoßwellentherapie, bei der ein Gerät Schallwellen mit hohem Druck von außen durch die Haut abgibt.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Auf Basis der sechs besagten RCTs mit 306 Teilnehmenden verbessert eine Schiene im Vergleich zu keiner Schiene die Symptome im Zeitraum bis zu drei Monaten nicht spürbar (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) – vier der sechs Studien fanden keinen signifikanten Effekt. Das gilt auch für die Handfunktion. Für längere Zeiträume ergibt sich aus zwei Studien lediglich ein Hinweis, dass sich die Schwere der Symptome spürbar verbessern könnte (sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

 

Das nächtliche Tragen scheint aber kurzfristig zu einer Verbesserung zu führen, so die Daten aus einer Studie. Die Schiene kann offenbar verhindern, dass das Handgelenk im Schlaf abknickt. Manchmal erschwert sie aber auch das Einschlafen.

Insgesamt ist die Evidenz zum Nutzen von Handgelenkschienen bei Karpaltunnelsyndroms begrenzt. Es besteht noch Forschungsbedarf, nicht zuletzt um zu ermitteln, wie man die Schienen am besten einsetzt (nachts oder durchgängig, langfristig oder kurzfristig) und ob Schienen Operationen verhindern können.

Zum Review Splinting for carpal tunnel syndrome