Kostenlose oder subventionierte Schulmahlzeiten führen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dazu, dass ein kleiner, aber bedeutender Anteil Kinder mehr eingeschult werden. Zudem verbessern sie die Leistungen in Mathematik und sorgen wahrscheinlich auch für ein besseres körperliches Wachstum von benachteiligten Kindern. Bedeutsam werden die Erkenntnisse vor dem Hintergrund, dass die humanitäre Hilfe international derzeit massiv gekürzt wird. Dadurch ist in Krisenregionen wie dem Sudan auch die Finanzierung von Schulmahlzeiten akut gefährdet.
Ein Forschungsteam aus Kanada und den USA hat für den aktuellen Cochrane Review Daten von über 91.000 Kindern aus 40 Studien weltweit analysiert, die meisten davon aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Daher, so schränken die Forscher*innen ein, seien die neuen Erkenntnisse nicht auf Länder mit hohem Einkommensniveau übertragbar.
Hier die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:
- Einschulung & Mathematik: Es gilt als gesichert, dass Schulmahlzeiten die Einschulungsrate um knapp 3,5 Prozentpunkte steigern und zu leichten Verbesserungen der Mathematikleistungen führen (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).
- Physisches Wachstum: Die Programme führen wahrscheinlich zu leichten Zuwächsen bei der Körpergröße und dem Gewicht der Kinder (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).
- Anwesenheit & Lesen: Schulmahlzeiten haben aber möglicherweise kaum oder keinen Effekt auf die bloße Anwesenheit oder die Leseleistungen der Kinder (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).
- Übergewicht: Ob mit Schulmahlzeiten das Risiko von Übergewicht vermindert werden kann, ist auf Basis der aktuellen Datenlage sehr unsicher.
Schulernährungsprogramme anzubieten ist jedoch angesichts großer globaler Kürzungen bei humanitären Hilfsprogrammen in bestimmten Regionen der Welt zunehmend schwierig. Allein das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen rechnet für 2025 mit 40 Prozent weniger Mitteln als noch im vergangenen Jahr. Zwar bekamen im Jahr 2024 laut dem Welternährungsprogramm rund 466 Millionen Kinder weltweit Schulmahlzeiten – und diese wurden auch zu 99 Prozent aus nationalen Haushaltsmitteln bestritten. Doch besonders fragile Staaten sind weiterhin massiv auf internationale Unterstützung angewiesen, um Schulmahlzeiten für Kinder anbieten zu können. Sie sind von den weltweiten Kürzungen bei humanitären Hilfsprogrammen also besonders betroffen. In Konfliktregionen wie dem Sudan beispielsweise ist es derzeit undenkbar, dass Schulernährungsprogramme allein aus nationalen Mitteln und ohne ausländische Geldgeber finanziert werden.
Die Ergebnisse des Cochrane Reviews und die Daten des Welternährungsprogramms unterstreichen: Regelmäßige Schulmahlzeiten sind weit mehr als nur Nahrungsaufnahme. Wie das Cochrane-Forschungsteam betont, fördern sie die Chancengleichheit und soziale Sicherheit in der nächsten Generation. „Schulernährungsprogramme spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Gesundheit und die Lernerfolge von benachteiligten Kindern zu verbessern“, bilanziert Elizabeth Kristjansson, emeritierte Professorin von der Universität Ottawa (Kanada) und Erstautorin des Cochrane Reviews. „Was wir sehen, sind bescheidene, aber echte Ergebnisse. Meiner Meinung nach haben wir die moralische Verpflichtung, hungernde Kinder zu ernähren.“
Informationen zu den aktuellen Hilfsprojekten sowie Möglichkeiten, die Arbeit des UN World Food Programme zu unterstützen, finden Sie unter UN World Food Programme (WFP).