Psychologische Unterstützung: Mehr Lebensqualität trotz chronisch-entzündlicher Darmerkrankung

Symbolbild zu psychologischer Unterstützung

Die Ergebnisse eines aktualisierten Cochrane Reviews sprechen dafür, dass sich psychologische Unterstützungsangebote bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in geringem Umfang positiv auf die Lebensqualität auswirken und sich die Betroffenen etwas weniger ängstlich und deprimiert fühlen. Am Verlauf der schubweise auftretenden Entzündungen im Darm ändert sich wahrscheinlich nichts.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind nicht nur körperlich herausfordernd, sondern auch psychisch belastend. Deshalb sollte bei Menschen mit diesen oft schubweise verlaufenden Erkrankungen auch die psychische Gesundheit Beachtung finden. 

Psychologische Unterstützung kann auf vielfältige Weise erfolgen – etwa durch Einzel- oder Gruppentherapie oder mithilfe digitaler Selbsthilfematerialien. Häufig werden die folgenden Ansätze miteinander kombiniert:

  • Psychotherapie, z. B. kognitive Verhaltenstherapie oder Akzeptanz- und Commitment-Therapie
  • Psychoedukative Angebote wie Selbstmanagement-Programme
  • Entspannungsverfahren, wie Yoga oder autogenes Training

Ein Team um die deutsche Cochrane-Autorin Antje Timmer hat 68 Studien zur Wirksamkeit psychologischer Interventionen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen identifiziert. Insgesamt konnten die Daten von 6.111 Erwachsenen und 294 Jugendlichen und Kindern ab 8 Jahren metaanalytisch ausgewertet werden. Die Forschungstätigkeit in diesem Bereich ist intensiv – zahlreiche weitere Studien befinden sich derzeit noch in Durchführung. Sieben der eingeschlossenen Studien stammen aus Deutschland.

Psychologische Hilfsangebote verbessern bei Erwachsenen im Zeitraum von zwei bis acht Monaten wahrscheinlich leicht die Lebensqualität sowie depressive Symptome und Ängstlichkeit, auch wenn unklar ist, ob sich daraus eine relevante Verbesserung im Alltag ergibt. Für Kinder und Jugendliche gibt es zwar weniger Daten. Drei Studien aus den USA und den Niederlanden weisen jedoch darauf hin, dass Psychotherapie und Psychoedukation in dieser Altersgruppe im Zeitraum von zwei bis acht Monaten die Lebensqualität verbessern kann.

Derzeit lässt sich kein Einfluss psychologischer Unterstützung auf den Verlauf der Erkrankung nachweisen. Die Aussagekraft der Studien ist jedoch für dieses Ergebnis eingeschränkt.

Da keine der eingeschlossenen Studien verblindet war, lässt sich nicht ausschließen, dass die Ergebnisse durch die Erwartungen der Teilnehmenden und der Versuchsleiter*innen beeinflusst wurden.

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