Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Leitlinie zu steuerpolitischen Maßnahmen für die Förderung gesunder Ernährung veröffentlicht. Darin wird den Mitgliedsländern die Besteuerung ungesunder Nahrungsmittel sowie die Subventionierung gesunder Nahrungsmittel angeraten. Zum Leitliniengremium zählte auch Prof. Dr. Jörg Meerpohl, Direktor von Cochrane Deutschland.
Unsere Lebenswelt ist geprägt von verarbeiteten und schnell verfügbaren Lebensmitteln, die große Mengen an gesättigten Fetten, Zucker und Salz enthalten. Sie werden oft stark beworben und sind häufig kostengünstig. Dies kann gesunde Ernährungsentscheidungen im Alltag erschweren. Zudem tragen ungesunde Lebensmittel wesentlich zur Entwicklung chronischer Krankheiten wie Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen bei.
Auch in Deutschland wurde in den letzten Wochen erneut über eine mögliche Steuer auf zuckerhaltige Getränke (Softdrinksteuer) diskutiert. Nachdem freiwillige Selbstverpflichtungen und Zusagen der Industrie nicht die gewünschte Reduzierung des Zuckergehalts bewirkt haben, fordern mehrere Bundesländer in der Verbraucherschutzministerkonferenz finanzielle Maßnahmen. Auch die WHO hat sich umfassend mit steuerpolitischen Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung befasst und am 14. Juni 2024 eine neue Leitlinie dazu veröffentlicht. Jörg Meerpohl, Direktor von Cochrane Deutschland und dem Institut für Evidenz in der Medizin (IfEM) am Universitätsklinikum Freiburg, war an der Leitlinienentwicklung beteiligt.
"Ungesunde Ernährung ist ein wichtiger Risikofaktor für viele nicht-übertragbare Erkrankungen. Daher ist es sinnvoll, gesunde Ernährung für die Menschen attraktiv zu machen,“ äußert sich Jörg Meerpohl. „Ich hoffe, dass diese WHO-Leitlinie Länder ermutigt, entsprechende “Policies” einzuführen.“
In der neuen Leitlinie gibt die WHO Empfehlungen für die Gestaltung einer Lebensmittelumgebung, die gesunde Ernährungsentscheidungen fördern soll. Die Leitlinie empfiehlt den Mitgliedstaaten ungesunde Lebensmittel zu besteuern und gleichzeitig gesunde Lebensmittel zu subventionieren. Subventionen könnten den Konsum gesunder Produkte fördern, während eine höhere Besteuerung den Konsum gesundheitsschädlicher Produkte unattraktiv machen und Hersteller zur Neuformulierung ihrer Produkte veranlassen kann. Viele Mitgliedstaaten haben bereits mit der Besteuerung verschiedener problematischer Lebensmittel begonnen, bei der Subventionierung gesunder Lebensmittel sei aber noch Luft nach oben, so Francesco Branca, Direktor der Abteilung für Ernährung und Lebensmittelsicherheit bei der WHO.
Die WHO-Leitlinie zu steuerpolitischen Anreizen für eine gesunde Ernährung ist Teil einer Reihe bestehender und künftiger Leitlinien zu gesunder Ernährung. Diese Leitlinien haben das Ziel, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu etablieren, die Qualität der Ernährung zu verbessern und das Risiko von ernährungsbedingten chronischen Erkrankungen weltweit zu verringern.
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Zur Leitlinie: Steuerpolitischen Maßnahmen für die Förderung gesunder Ernährung
Auswahl von Cochrane Reviews zum Themenkomplex „gesunde Ernährungsumgebung“:
Besteuerung des Fettgehalts von Lebensmitteln zur Verringerung des Verzehrs fetthaltiger Lebensmittel und zur Prävention von Adipositas oder anderen gesundheitsschädlichen Folgen
Interventionen auf lokaler Ebene zur Verbesserung des Zugangs zu Nahrungsmitteln in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau
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