Durchfälle wegen Antibiotika-Therapie: Helfen da Probiotika?

Toilettenpapierrolle auf einer Halterung

Ein aktueller Cochrane Review hat untersucht, ob Probiotika wirksam sind, um Durchfall im Zusammenhang mit einer Antibiotikatherapie vorzubeugen. Das Ergebnis: Ein möglicher Nutzen – vor allem bei Personen mit hohem Risiko – ist nicht ausgeschlossen, doch die Vertrauenswürdigkeit Evidenz bleibt insgesamt gering und uneinheitlich.

Antibiotika können das Gleichgewicht der normalen Darmflora stören und Durchfall verursachen. Unter diesen veränderten Bedingungen im Darm können sich in manchen Fällen krankmachende Keime wie Clostridioides difficile (kurz: C. difficile) stark vermehren. Eine Infektion mit C. difficile kann sehr unterschiedlich verlaufen – von völlig beschwerdefrei über leichten Durchfall bis hin zu schwerem Durchfall mit lebensbedrohlichen Komplikationen.

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, zum Beispiel Laktobazillen, Bifidobakterien oder die probiotische Hefe Saccharomyces boulardii. Sie sollen dazu beitragen, das Gleichgewicht der natürlichen Darmflora zu stabilisieren und einer übermäßigen Besiedelung mit krankmachenden Keimen während einer Antibiotikatherapie entgegenzuwirken.

Der aktualisierte Cochrane Review hat folgende Fragen untersucht: 

  • Können Probiotika bei Erwachsenen und Kindern während einer Antibiotikatherapie verhindern, dass ein C.-difficile-assoziierter Durchfall (CDAD) entsteht?
  • Helfen Probiotika bei Erwachsenen und Kindern während einer Antibiotikatherapie, das Risiko für Durchfall zu senken – unabhängig von einer C. difficile-Infektion?

Insgesamt berücksichtigt der aktuelle Cochrane Review 47 randomisiert kontrollierter Studien mit 15 260 Teilnehmenden – darunter acht neue Studien, die im letzten Review aus dem Jahr 2017 noch nicht eingeschlossen waren. In den Studien wurden 18 verschiedene Probiotika in unterschiedlichen Dosierungen verwendet. Trotz der Vielzahl der Studien stuften die Cochrane-Autor*innen die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nur als gering ein. 2017 war die Evidenz noch überwiegend als "moderat vertrauenswürdig" eingestuft worden. Ein wesentlicher Grund für die Herabstufung: Die Ergebnisse der Studien sind uneinheitlich und in den Kontrollgruppen trat antibiotikabedingter Durchfall sehr unterschiedlich oft auf (zwischen 1 % und 45 %). Das weist auf erhebliche Unterschiede in der gesundheitlichen Ausgangssituation der Teilnehmenden hin. 

Betrachtet man die Teilnehmenden differenziert, zeigt sich: Bei Menschen mit einem hohen Risiko für C.-difficile-assoziierten Durchfall haben Probiotika möglicherweise eine spürbare Wirkung, indem sie etwa 81 Durchfallerkrankungen pro 1000 Patient*innen verhindern. Dieser Effekt zeigte sich aber nur in jenen Studien, in denen in der Kontrollgruppe mehr als 5 % der Menschen während bzw. nach ihrer Antibiotikatherapie Durchfall entwickelten. Aber: In den meisten – darunter die beiden größten, methodisch gut gemachten – Studien bekamen weniger als 3 % der Menschen in der Kontrollgruppe überhaupt Durchfall. Dort war der Nutzen einer Probiotika-Einnahme praktisch nicht relevant: Die Probiotika ersparten nur einem von 1000 Patienten einen C. difficile-bedingten Durchfall.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Betrachtung antibiotika-assoziierter Durchfälle im Allgemeinen – also nicht speziell jener Durchfälle, die mit C. difficile in Verbindung stehen. Auch für diese Art von Durchfall haben Probiotika möglicherweise einen relevanten Nutzen: Sie ersparten etwa 90 von 1000 Patient*innen das Auftreten von Durchfall. Die Aussagekraft dieser Ergebnisse ist jedoch begrenzt. Zum einen variieren die Resultate der einzelnen Studien auch hierfür deutlich. Zum anderen haben die Autoren des Cochrane Reviews Hinweise auf einen sogenannten Publikationsbias gefunden. Das kann bedeuten, dass (kleinere) Studien, in denen womöglich keine oder sogar negative Wirkungen von Probiotika gefunden wurden, seltener veröffentlicht werden als solche mit positiven Effekten. Dadurch kann der Gesamteindruck in Übersichtsarbeiten verzerrt und der Nutzen der Probiotika überschätzt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Probiotika sind nicht ein erhofftes Wundermittel gegen Antibiotika-Durchfall. Bei Menschen, die ein hohes Risiko für C. difficile -bedingten-Durchfall haben, verringern sie dieses Risiko möglicherweise spürbar. Und für Menschen mit gesundem Immunsystem haben sie laut dem Review auch wahrscheinlich keine unerwünschten Wirkungen.

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