Pflanzliche Mittel bei Reizmagen

Pfefferminzpflanzen von oben betrachtet

Anhaltende oder immer wieder auftretende Oberbauchbeschwerden wie Schmerzen, Brennen, Völlegefühl und vorzeitige Sättigung, für die sich keine organische Ursache findet, werden unter dem Begriff funktionelle Dyspepsie („Reizmagen“) zusammengefasst. Ob sich die Symptome eines Reizmagens mit pflanzlichen Mitteln lindern lassen, hat ein aktueller Cochrane Review erforscht.

Zwischen acht und dreißig Prozent der Weltbevölkerung leiden epidemiologischen Studien zufolge an einem Reizmagen. Unter dem Oberbegriff „Reizmagen“ (auch als „funktionelle Dyspepsie“ bezeichnet) werden Oberbauchbeschwerden wie Schmerzen und Völlegefühl zusammengefasst, wenn sie länger als drei Monate anhalten oder immer wieder auftreten und es keine organbedingte Erklärung gibt. Pflanzliche Mittel in verschiedenen Darreichungsformen (z. B. Kapseln, Tabletten, Pulver, Tee) erfreuen sich bei dieser Erkrankung zunehmender Beliebtheit.

Ein Team von Cochrane-Autor*innen hat nun die Evidenz zu Wirksamkeit und Sicherheit pflanzlicher Mittel bei Reizmagen zusammengestellt und bewertet. Pflanzliche Präparate werden auch im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet. Eine anderes Cochrane-Team arbeitet gerade an einem Review zu diesem Thema; in diesem Review werden daher nur pflanzliche Präparate behandelt, die nicht Teil der TCM sind.

Der Review umfasst 41 Studien für insgesamt 27 pflanzliche Mittel, das bedeutet, dass für jedes Pflanzenmittel nur wenige oder nur einzelne Studien vorliegen. In vielen Studien wurde nicht berichtet, wie die funktionelle Dyspepsie diagnostiziert wurde, was die Übertragbarkeit einschränkt.

Die wichtigsten Ergebnisse: Pflanzliche Mittel in Kapselform mit den ätherischen Ölen von Pfefferminze und Kümmel sowie Curcumin (aus der Wurzel von Curcuma longa) lindern wahrscheinlich Reizmagenbeschwerden insgesamt über den untersuchten Zeitraum von vier Wochen (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nach GRADE).

Für das Kombipräparat Iberogast, das neun verschiedene Pflanzenextrakte (Angelika + Bittere Schleifenblume + Kamille + Kümmel + Mariendistel + Melisse + Pfefferminze + Schöllkraut + Süßholz) enthält, fanden die Cochrane-Autor*innen sechs Studien mit 970 Teilnehmenden, die Zeiträume von 4 bis 12 Wochen untersuchten. Möglicherweise verbessern sich die Gesamtsymptome, aber die Evidenz ist wegen methodischer Mängel der Studien, uneinheitlicher Ergebnisse und Unsicherheit in Bezug auf die Schätzung der Effektgröße unsicher (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nach GRADE).

Insgesamt fand das Cochrane-Team für 14 weitere pflanzliche Mittel (z. B. Pacari-Pflanze, Schwarzkümmel, Ingwer, Artischocke) aus jeweils einer Studie Hinweise auf eine mögliche positive Wirkung bei Reizmagen.

In den Studien wurden Zeiträume von 15 Tagen bis 12 Wochen untersucht. Zwar traten in diesem Zeitraum unerwünschte Wirkungen mit den Pflanzenmitteln nicht oder allenfalls geringfügig häufiger auf als unter Placebo. Reizmagen ist allerdings ein chronisches Problem, so dass der Nachweis der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit über längere Zeiträume notwendig ist. So ist beispielsweise bekannt, dass Schöllkraut (in Iberogast enthalten) in hoher Dosierung und bei längerer Anwendungsdauer die Leber schädigen kann.

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