Nirmatrelvir in Kombination mit Ritonavir (Paxlovid®) bei COVID-19

Paxlovid-Tabletten auf Hand

Ein Team deutscher Cochrane-Autor*innen sichtet in einem „lebenden“ systematischen Review regelmäßig die Studienlage für das Arzneimittel Paxlovid® zur Behandlung der Coronavirus-Erkrankung. Für das aktuelle Update fanden sie neben 13 noch laufenden Studien zwei bereits abgeschlossene Untersuchungen. Paxlovid® verringert demnach möglicherweise Todesfälle bei ungeimpften Hochrisikopatient*innen, die noch nicht hospitalisiert sind, und verbessert den Zustand der Patient*innen. Für stationäre Patienten ist die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz derzeit allerdings sehr niedrig, so dass keine belastbaren Schlussfolgerungen möglich sind.

Die Kombination der Wirkstoffe Nirmatrelvir und Ritonavir (Handelsname: Paxlovid®) kann zur Behandlung einer Coronavirus-Infektion eingesetzt werden. Nirmatrelvir (in der Blisterverpackung  die zwei rosafarbenen Tabletten) wirkt direkt gegen den Virus, Ritonavir (in der Blisterverpackung die weiße bis cremefarbene Tablette) erhöht die Wirksamkeit von Nirmatrelvir, indem es den Abbau von Nirmatrelvir hemmt.

Ein Cochrane-Team unter Federführung deutscher Forscherinnen aus Würzburg und Düsseldorf haben nun ihren „lebenden“ systematischen Review aktualisiert und die Studienlage zur Wirksamkeit von Paxlovid® zum Stichtag 15. Mai 2023 zusammengefasst.  Zwei randomisiert kontrollierte Studie mit 2510 Teilnehmenden wurden ausgewertet; dreizehn weitere Studien laufen derzeit noch (zur Liste dieser Studien). 

In einer Studie wurden Hochrisikopatient*innen während der Welle mit der Delta-Variante des Virus rekrutiert. Diese Menschen waren nicht geimpft, zu Studienbeginn zuhause maximal leicht erkrankt und hatten Paxlovid® zeitnah nach Symptombeginn (maximal nach 5 Tagen) eingenommen.

In der zweiten Studie wurden Patient*innen mit schweren Komorbiditäten untersucht, die während der Omicron-Welle in China im Krankenhaus behandelt wurden, meist nicht geimpft waren und leichte bis mittelschwere Krankheitssymptome entwickelt hatten.

Für die zuhause behandelten Hochrisikopatient*innen mit allenfalls leichten Symptomen ergibt sich: Im untersuchten Zeitraum von 28 Tagen scheint Paxlovid® Todesfälle und Krankenhauseinweisungen im Vergleich zu einer Placebobehandlung zu verringern. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für diese Ergebnisse wird von den Cochrane-Autor*innen allerdings als niedrig eingestuft. Ein Grund hierfür ist, dass insgesamt nur wenige Todesfälle (11 von 1000 unter Placebo; keiner von 1000 unter Paxlovid®) und Krankenhauseinweisungen (61 von 1000 unter Placebo; 8 von 1000 unter Paxlovid®) vorkamen.

Für die stationär behandelten Patient*innen mit schweren Komorbiditäten ist die Evidenz nach Einschätzung der Cochrane-Autor*innen nicht ausreichend belastbar, u. a. weil es sich um „atypische“ Covid-19-Erkrankte handelte (typischerweise haben aufgrund von COVID-19 hospitalisierte Patient*innen mittelschwere bis schwere Symptome) und weil die Studie insgesamt nur 264 Teilnehmende einschloss.

Bei der Anwendung des Mittels ist zu beachten, dass es bei Älteren, die häufig noch andere Medikamente einnehmen müssen, zu Arzneimittelwechselwirkungen kommen kann. Als behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse traten in der Studie vor allem Geschmacksstörungen und Durchfall auf.

Zum Review Nirmatrelvir in Kombination mit Ritonavir zur Prävention und Behandlung von COVID‐19